Israels Präsident im Bundestag "Stolz auf Partnerschaft mit Deutschland"
Der israelische Staatspräsident Herzog hat im Rahmen seiner Deutschland-Reise eine Rede im Bundestag gehalten. Dort bedankte er sich für die Unterstützung seines Landes und erinnerte an den Holocaust.
Israels Präsident Izchak Herzog hat Deutschland in einer Rede im Bundestag Dank und Respekt für die Unterstützung seines Landes ausgesprochen. "Der Staat Israel ist stolz auf seine Partnerschaft mit Deutschland", sagte Herzog im Plenum des Bundestags in Berlin. "Wir wissen den deutschen Beitrag zur Sicherheit und zum Erfolg Israels sehr zu schätzen." Auf der Grundlage des gemeinsamen Gedenkens an den Holocaust könnten die beiden Länder eine gemeinsame Zukunft gestalten.
"Die Zukunft gehört uns, sie muss uns beiden gehören", sagte Herzog vor den Abgeordneten und den Spitzen der deutschen Verfassungsorgane. "Nur gemeinsam können wir dem Gedenken Bedeutung geben." Dazu gehöre für Israel auch das "Treuegelöbnis für die Freiheit und Sicherheit des Staates Israel und das Wohlergehen des jüdischen Volkes".
"Das jüdische Volk vergisst nicht"
Herzog betonte, dass der Holocaust immer eine zentrale Rolle im deutsch-israelischen Verhältnis spielen werde - "das jüdische Volk vergisst nicht", sagte er. Zugleich zollte er der Entwicklung Deutschlands nach dem Zweiten Weltkrieg großen Respekt. Deutschland sei "einer der wichtigsten Anführer der freien Welt" geworden, es sei wieder ein "Motor von Geist und Kultur".
Ausdrücklich bedankte sich Herzog für den Gedenkakt zum 50. Jahrestag des Olympia-Attentats am Tag zuvor. "Ich danke Ihnen für die bewegende Zeremonie gestern", sagte er. Durch die "Übernahme der Verantwortung" leiste Deutschland einen Beitrag für "eine gewisse Linderung des Schmerzes der Angehörigen".
Als bisher letzter israelischer Präsident hatte Herzogs Vorgänger Reuven Rivlin im Januar 2020 vor dem Bundestag gesprochen.
Gedenken an Münchner Olympia-Attentat
Im Zentrum des Besuchs des israelischen Präsidenten stand bisher das Gedenken an das Olympia-Attentat. Dabei waren 1972 elf israelische Sportler getötet worden. Bundespräsident Steinmeier hatte beim zentralen Gedenken zum 50. Jahrestag im Fliegerhorst Fürstenfeldbruck um Vergebung für den mangelnden Schutz der israelischen Athleten und die unzureichende Aufklärung nach dem Attentat gebeten.
Auch Bundestagspräsidentin Bärbel Bas (SPD) bat in ihrer Eröffnungsansprache der Plenarsitzung heute um Vergebung. "Ich bin froh, dass die Bundesregierung und die Angehörigen der Opfer eine Einigung gefunden haben", sagte Bas. "Keine Entschädigungszahlung kann diese Morde ungeschehen machen oder die tiefen Wunden der Angehörigen heilen." Die Einigung auf die Entschädigungen bedeute aber "eine Anerkennung Ihres Leids", sagte sie an die Hinterbliebenen gerichtet. "50 Jahre nach dem entsetzlichen Attentat liegt darin ein zwar spätes, aber wichtiges Zeichen der Verantwortung."
Bas beklagte zudem den anhaltenden Antisemitismus in Deutschland. "Auch heute gibt es Hass, der sich gegen Juden und gegen Israel richtet", sagte sie. "Es ist eine Schande, dass jüdische oder israelische Einrichtungen nur unter Polizeischutz sicher sind, dass auf Demonstrationen gegen Israel gehetzt wird, dass in sozialen Netzwerken Israel der Tod gewünscht wird." Sie fügte hinzu: "Wir alle müssen entschieden gegen diesen Hass und diese Hetze vorgehen. Mit allen Mitteln, die uns zur Verfügung stehen."
Besuch mit Steinmeier in Bergen-Belsen
Im Anschluss seiner Rede im Bundestag nahm Herzog mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier an einer Kranzniederlegung am Holocaust-Denkmal in Berlin teil. Anschließend reisten die beiden Präsidenten zum ehemaligen Konzentrationslager Bergen-Belsen und legten an der Gedenkmauer Kränze nieder. Sie gedachten dort der mehr als 52.000 KZ-Häftlinge und rund 20.000 Kriegsgefangenen, die in dem Lager umkamen. Herzogs Vater, der ehemalige israelische Präsident Chaim Herzog, gehörte als Offizier in den Reihen der britischen Streitkräfte im April 1945 zu den Befreiern des Lagers.