Heizen mit Holz "Ich habe immer Energie - auch in Krisen"
Die Bundesregierung will mit der Wärmewende das Heizen mit Holz erschweren. Im Bayerischen Wald sehen das viele kritisch - dort heizen zahlreiche Haushalte mit Holz-Hackschnitzeln.
Knapp 37 Grad Celsius zeigt der Bildschirm an, über den Alfons Oswald die Schwimmbecken seines Wellness-Hotels im Bayerischen Wald kontrolliert. Direkt über seinem Technikraum sprudeln mehrere Whirlpools. Und nur rund 100 Meter daneben entsteht die Wärme für die Pools: eine Biomasseheizung, in der Holz-Hackschnitzel verbrannt werden.
"Die Energie ist immer da", sagt der Hotelier Oswald. "Ich habe kein Problem mit der Versorgung. Und ich habe auch die Sicherheit." Der Grund dafür: Das Holz für den Heizkessel stammt aus der direkten waldreichen Umgebung.
Mit Restholz nachhaltig heizen?
Markus Niedermeier betreibt die Holzheizung, die über ein Fernwärmenetz nicht nur das Hotel Oswald, sondern auch knapp 40 Haushalte in dem Ort Kaikenried versorgt - und das seit rund 18 Jahren. "Wir haben eine Anlage, die Wärme erzeugt, anstelle von 40 Anlagen", sagt der Land- und Forstwirt. Eine zentrale Heizanlage im Ort sei effizienter als zahlreiche einzelne Kamine, sagt Niedermeier.
Neben der Heizanlage ist ein metertiefer Lagerraum, gefüllt mit frischen Holz-Hackschnitzeln. Dafür häcksele er ausschließlich Restholz - also "Baumwipfel, Äste, fauliges Holz", sagt Niedermeier. "Es wird kein Baum gefällt nur aus Zweck des Heizens." Für ihn sei das Heizen mit Restholz eine nachhaltige Form der Wärmegewinnung.
Heizen mit Holz soll komplizierter werden
So wie in Kaikenried heizen viele Haushalte und Orte im Bayerischen Wald mit Holz-Hackschnitzeln. Doch nach dem Entwurf der Bundesregierung für die Neufassung des Gebäudeenergiegesetzes könnte das Heizen mit Holz zukünftig deutlicher schwieriger werden: Ab 2024 soll es bei Neubauten nicht mehr möglich sein, ausschließlich mit Holz zu heizen. Wer seine Heizanlage nachrüsten oder austauschen muss, soll Pufferspeicher und Feinstaubfilter dazu bauen. Pflicht sei dann auch eine zweite Wärmequelle - entweder eine solarthermische Anlage oder eine mit Photovoltaik.
Auch Umweltverbände sehen das Heizen mit Holz kritisch: In einem gemeinsamen Appell warnen Organisationen wie Greenpeace, NABU und WWF davor, weiterhin Holz und Holzpellets als Wärmequelle zu nutzen. Der Grund: Bei der Verbrennung von Holz werde CO2 freigesetzt. Zwar wird das CO2 dann wieder von nachwachsenden Bäumen gebunden - das allerdings erst in den kommenden Jahrzehnten. Diese Zeit habe man im Klimaschutz nicht mehr, so die Umweltorganisationen.
Für Hotelbesitzer Alfons Oswald ist es jedoch kaum vorstellbar, im Bayerischen Wald auf Holz als Energiequelle zu verzichten. Für seine Region sei der Gesetzentwurf "absolut unpassend". Man habe mit Holz aus dem Bayerischen Wald einen lokalen und nachwachsenden Rohstoff, mit dem er und das Dorf über das Fernwärmesystem optimal heizen könne, so der Hotelier.
Außerdem sei sein Wellnesshotel auf hohe Energiemengen angewiesen - mit Luftwärmepumpen und Solarthermie könne er den hohen Energiebedarf für die beheizten Pools nicht decken, sagt Alfons Oswald. Mit Holz aus dem Bayerischen Wald dagegen habe er "immer Energie - auch wenn Krisen sind".
Mehr zu diesen und anderen Themen sehen Sie heute um 18 Uhr im Bericht aus Berlin im Ersten.