Menschen gehen an Unterkünften in der Erstaufnahmeeinrichtung des Landes Hessen für Geflüchtete in Gießen vorbei.
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Modellversuch in Thüringen So funktionieren Bezahlkarten für Geflüchtete

Stand: 20.11.2023 11:20 Uhr

Bund und Länder haben sich auf die Einführung einer Bezahlkarte für Asylbewerber geeinigt. Der thüringische Landkreis Greiz will sie noch dieses Jahr probeweise einführen. Wie soll das funktionieren?

Von Carmen Fiedler, MDR

Nach langen Beratungen haben sich Bund und Länder auf die Einführung einer Bezahlkarte für Asylbewerber geeinigt. Statt Bargeld sollen die Migranten eine Karte mit einem Guthaben für Einkäufe erhalten. Der Grund: Geflüchtete sollen das Geld, das für den Lebensunterhalt hier gedacht ist, nicht in ihre Heimatländer schicken können.

Der thüringische Landkreis Greiz prescht nun vor und führt eine solche Karte schon zum 1. Dezember ein. Wie das Modell funktioniert - Fragen und Antworten.

Was ist die Bezahlkarte für Asylbewerber?

Die Bezahlkarte ist eine vorausbezahlte Guthabenkarte des Zahlungsdienstleisters Mastercard. Sie kann im Einzelhandel und an Automaten dort eingesetzt werden, wo eine Kartenzahlung per Mastercard akzeptiert wird. Durch die Prepaidfunktion kann die Karte von der Kreisverwaltung individuell aufgeladen oder entladen werden.

Die Karte wird an jeden leistungsberechtigten Asylbewerber separat ausgegeben. Das Greizer Modell sieht vor, dass 100 Euro bar ausgezahlt und der Rest als Guthaben auf die Bezahlkarte gebucht wird. Die Asylbewerber müssen dazu persönlich beim Landratsamt erscheinen - wie bisher.

Wie sieht die Bezahlkarte aus?

Auf der Bezahlkarte werden die Kartennummer, das Gültigkeitsdatum der Karte, der Vor- und Nachname des Asylbewerbers und die Ausländerzentralregister-Nummer (AZR-Nummer) des Asylbewerbers abgedruckt.

Was sind die Besonderheiten der Bezahlkarte?

Nach dem Greizer Modell kann die Bezahlkarte nur im Postleitzahlbereich 07 verwendet werden. Das sind die Regionen Greiz, Gera, Saalfeld und Jena. Überzogen oder bar ausgezahlt werden kann das Guthaben nach Angaben von CDU-Landrätin Martina Schweinsburg nicht. Geben Asylbewerber gekaufte Produkte zurück, bekommen sie die Kaufsumme gutgeschrieben.

Der Landkreis kann nach eigenen Angaben ein Guthaben-Limit setzen. Ist das Limit erreicht, könnte auf die Karte kein zusätzliches Guthaben gebucht werden.

Wer bekommt die Bezahlkarte?

Die ersten Karten will der Kreis zum 1. Dezember ausstellen - und zwar für Asylbewerber, die einen Folgeantrag auf Asyl gestellt haben. Dies bedeutet, dass ihr Erstantrag abgelehnt wurde oder sie diesen zurückgenommen haben.

Das sind 30 Migranten im Landkreis Greiz. Zum 1. Januar sollen alle der aktuell 750 Asylbewerber in dem Kreis die Karte erhalten haben.

Welche Kosten hat der Landkreis dadurch?

Eine Karte kostet den Kreis zwischen drei und sechs Euro. Jede Aufladung kostet einen Euro.

Wann führen weitere Landkreise die Karte ein?

Bis Mitte Januar soll das Pilotprojekt laufen. Wenn es funktioniert, soll die Bezahlkarte sehr schnell auch in anderen Landkreisen eingeführt werden.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 24. Oktober 2023 um 13:09 Uhr.