Attacke auf Behörde 2021 Berlin macht Peking für Cyberangriff verantwortlich
Lange wurde es vermutet, nun ist sich die Bundesregierung sicher: China soll hinter einem Hackerangriff auf eine Bundesbehörde vor drei Jahren stecken. Der Botschafter sei einbestellt - erstmals seit 1989.
Die Bundesregierung hat chinesische Hacker für einen schweren Cyberangriff auf das Bundesamt für Kartographie und Geodäsie (BKG) im Jahr 2021 verantwortlich gemacht. "Heute wissen wir, dass staatlich gesteuerte chinesische Cyberakteure zu Spionagezwecken das Netzwerk des BKG infiltriert haben", sagte ein Sprecher des Auswärtigen Amts in Berlin. Der chinesische Botschafter sei aufgrund dieser Erkenntnisse einbestellt worden.
Innenministerin Nancy Faeser (SPD) sprach von einem "schweren Cyberangriff". Er zeige, "wie groß die Gefahr durch chinesische Cyberattacken und Spionage ist". Die Bundesregierung verurteile den Cyberangriff "staatlich gesteuerter chinesischer Akteure" gegen das BKG "auf das Schärfste", so der Sprecher des Auswärtigen Amts. Die Zuordnung des Angriffs sei "auf Grundlage einer gründlichen technischen Analyse" erfolgt, fügte er hinzu.
Wichtige Behörde
Das Bundesamt, das Geodaten zur Verfügung stellt, nehme eine wichtige Funktion ein, auch für Einrichtungen der kritischen Infrastruktur - dazu zählen beispielsweise Energieversorger, Wasserwerke und Verkehrsunternehmen. Die Behörde mit Sitz in Frankfurt am Main ist dem Innenministerium unterstellt.
Der Sprecher des Innenministeriums erklärte, die Angreifer hätten sogenannte Verschleierungsnetzwerke genutzt. Davon spricht man, wenn Hacker für eine Attacke Geräte in Privathaushalten und Unternehmen nutzen, um ihre Spuren zu verschleiern.
Scharfes Signal in der Diplomatie
Die Ermittlungen wurden vor allem vom Verfassungsschutz geführt. Erst heute sah die Bundesregierung dann genügend Beweise, um den chinesischen Staat öffentlich als Täter zu benennen. Die Einbestellung des Botschafters ist ein scharfes Signal in der Diplomatie, mit dem die Bundesregierung ihren Protest gegen den Cyberangriff ausdrückt.
Der Nachrichtenagentur AFP zufolge handelt es sich um das erste Mal seit 1989, dass das Auswärtige Amt den chinesischen Botschafter in Berlin einbestellt hat. Anlass war damals laut dem Außenamtssprecher die blutige Niederschlagung der Proteste auf dem Tiananmen-Platz. Chinas Armee war dort mit Panzern gegen Studentinnen und Studenten vorgegangen, die für mehr Demokratie demonstrierten.
Seit Jahren Warnung vor China
Das Bundesamt für Verfassungsschutz und weitere Regierungsstellen warnen seit Jahren vor der Gefahr durch Cyberangriffe aus China. "Die Sicherheitsbehörden erwarten eine weitere Intensivierung der staatlich betriebenen Spionage- und Einflussnahmeaktivitäten durch China", teilte das Innenministerium mit. "Es verfolgt eine offensive Cyberstrategie, die durch umfangreichen Wissenstransfer einen wichtigen Beitrag zu den industrie- und geopolitischen Zielen des Landes leisten soll."
Vom Innenministerium hieß es auch, im vergangenen Jahr hätten "mutmaßlich staatliche oder staatlich gesteuerte chinesische Cyberakteure gezielt Cyberangriffe auf Unternehmen, Behörden und Privatpersonen sowie auch gegen politische Institutionen" verübt.
Ziel sei es, Informationen über politische Meinungsbildungs- und Entscheidungsprozesse sowie Positionen der Bundesregierung zu Fragen der deutschen und europäischen Außenpolitik zu erlangen. Dabei würden auch Unternehmen im Umfeld politischer Stellen wie IT-Dienstleister angegriffen und "als Einfallstor für darauf aufbauende Angriffe genutzt".
Mit Informationen von Markus Sambale, ARD-Hauptstadtstudio