AfD-Vorstand Weidel als Kanzlerkandidatin nominiert
Erstmals will die AfD bei einer Bundestagswahl eine Kanzlerkandidatin aufstellen: Die Parteispitze nominierte dafür die AfD-Vorsitzende Weidel. Die Bestätigung durch den Parteitag im Januar gilt als Formsache.
Der AfD-Vorstand hat Parteichefin Alice Weidel als Kanzlerkandidatin für die anstehende Bundestagswahl nominiert. Es ist das erste Mal seit ihrer Gründung, dass die Partei einen Kanzlerkandidaten oder eine -kandidatin aufstellen will. Offiziell soll die Aufstellung beim Bundesparteitag Mitte Januar in Riesa beschlossen werden.
Keine Aussicht auf Regierungsbeteiligung
In aktuellen Umfragen liegt die Partei, die vom Verfassungsschutz in Teilen als rechtsextremistisch eingestuft wird, derzeit auf Platz zwei hinter der Union. Aussicht auf eine Regierungsbeteiligung hat sie aber nicht, da keine andere Partei mit ihr koalieren will.
Weidel bekräftigte trotzdem den Machtanspruch der AfD: Man sei in den Umfragen an zweiter Stelle und leite daraus einen Regierungsauftrag ab, sagte sie nach ihrer Nominierung bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit ihrem Co-Parteivorsitzenden Tino Chrupalla. Man wolle Deutschland wieder nach vorne bringen.
Chrupalla sprach von einem historischen Tag und einem "Wahlkampf als Mannschaft mit einer Stürmerin". Laut Chrupalla wurde Weidel im Vorstand mit der Unterstützung aller Landesvorsitzenden zur Kandidatin gekürt.
Programmentwurf stark nationalistisch
Auch im Gespräch mit den tagesthemen betonte Weidel, regieren zu wollen. Auf die Frage, ob eine Kanzlerkandidatur der AfD nicht unrealistisch sei, weil voraussichtlich keine andere Partei mit ihr koalieren wolle, sagte sie: "Wir sind zweitstärkste Kraft, und Robert Habeck von den Grünen und Olaf Scholz von der SPD liegen in den Umfragen weit hinter uns."
Wenige Tage vor Weidels Nominierung hatte die AfD den Entwurf eines Wahlprogramms vorgelegt, der stark nationalistische Töne anschlägt: Die AfD will raus aus EU und Eurozone, fordert eine strikte Anti-Migrationspolitik, plädiert für eine Wiederannäherung an Russland, will das Recht auf Abtreibung einschränken und traditionelle Familienmodelle stärken.
"Völlig egal, woher das günstige Erdgas kommt"
In Bezug auf die Energiepolitik bekräftigte die AfD-Politikerin in den tagesthemen, auf fossile Brennstoffe setzen zu wollen. "Wir sagen ganz klar: wieder zurück zum günstigen Strom, weil ansonsten unsere Unternehmen ins Ausland gehen oder pleite."
Auf die Frage, ob eine Rückkehr zu fossilen Brennstoffen nicht rückwärtsgewandt sei, sagte sie: "Deutschland ist der energiepolitische Geisterfahrer international." Weiter sagte sie: "Wir setzen auf Kernkraft, übrigens CO2-neutral, auf Kohlekraft und natürlich auf günstiges Erdgas." Auf die Frage nach der Herkunft dieses Gases und den Verweis auf den russischen Angriffskrieg in der Ukraine sagte Weidel: "Mir ist es völlig egal, woher das günstige Erdgas kommt, von welcher Pipeline, aus welchem Land."
Seit 2017 leitet Weidel die AfD-Bundestagsfraktion
Die promovierte Volkswirtin Weidel trat im Gründungsjahr 2013 in die AfD ein. Seit 2015 ist sie im Vorstand und seit Juni 2022 Co-Parteivorsitzende. Bereits seit 2017 leitet sie die Fraktion im Bundestag, seit 2021 zusammen mit Chrupalla.
Weidel war schon zwei Mal Teil eines Spitzenkandidaten-Duos für Bundestagswahlen: 2017 mit Alexander Gauland und 2021 mit Ko-Parteichef Tino Chrupalla.