Hochwasser im Saarland Pegelstände sinken - Ausmaß der Schäden noch unklar
Die Hochwasserlage an der Saar entspannt sich, ist in vielen Orten aber noch kritisch. Kanzler Scholz versprach den Betroffenen vor Ort Hilfe, ohne konkret zu werden. Von Unwetterschäden betroffen sind auch weitere Gebiete im Südwesten Deutschlands.
Nach dem schweren Hochwasser im Saarland haben in den ersten Gemeinden die Aufräumarbeiten begonnen. Die Pegelstände der meisten Flüsse gehen zurück. Vielerorts war die Lage aber auch am Nachmittag noch dramatisch: Viele Straßen stehen unter Wasser, der Bahnverkehr ist auf einer ganzen Reihe von Strecken eingestellt. Auf dem Abschnitt zwischen Mettlach und Trier wird laut Bahn auch am Sonntag kein Zug fahren können. Die gute Nachricht: An allen betroffenen Orten gab kaum Verletzte zu beklagen.
Stark betroffen waren neben der Landeshauptstadt Saarbrücken unter anderem die Städte Neunkirchen, Blieskastel und Ottweiler. In mehreren Kommunen fiel der Strom aus oder musste aus Sicherheitsgründen abgeschaltet werden. Weitere Menschen mussten ihre Häuser verlassen - etwa in Mettlach und Saarhölzbach. Daniel Hollinger, Einsatzleiter der Feuerwehr, sagte auf tagesschau24, es seien sehr schnell viele Häuser vom Hochwasser betroffen gewesen.
Scholz: "Darauf verlassen, dass das im besten Sinne geschieht"
Neben der saarländischen Ministerpräsidentin Anke Rehlinger kam auch Bundeskanzler Olaf Scholz ins besonders stark betroffene Kleinblittersdorf. Beide SPD-Politiker sagten den vom Hochwasser Betroffenen Unterstützung zu und lobten den Einsatz der Helfer.
Aktuell stehe die akute Hochwasserhilfe im Vordergrund, danach werde es weiter "darum gehen, dass man verabredet, was man tun kann", sagt Scholz - ohne konkret zu werden. Hier könnten sich "alle darauf verlassen, dass das im besten Sinne geschieht". Rehlinger verwies auf noch in der Nacht gefasste Beschlüsse der saarländischen Landesregierung, betroffenen Bürgerinnen und Bürgern sowie Kommunen Unterstützung zu gewähren.
Neubauer: Scholz müsste Alarm schlagen
Dass Politiker bei solchen Naturereignissen vor Ort Solidarität bekunden, gilt als Selbstverständlichkeit. Scholz musste sich indirekt aber auch Kritik anhören. Es wäre seine Aufgabe, "Alarm zu schlagen", so die Klimaaktivistin Luisa Neubauer auf X. Natürlich könne man als Kanzler an einem Tag das Klimagesetz abschwächen und am nächsten Tag "hochbesorgt" in ein Hochwassergebiet fahren. "Es ist mittelfristig bloß eine maximal fragile Strategie in der Klimakrise", so Neubauer weiter.
Gestern hatte der Bundesrat den Weg für das umstrittene neue Klimaschutzgesetz der Regierung frei gemacht. Damit wird künftig die Bundesregierung als Ganzes und nicht mehr Ministerien einzeln bei der Erreichung der Klimaziele in die Pflicht genommen. Ministerien, die die Klimaziele in ihrem Bereich reißen, sind nicht länger zu Sofortprogrammen verpflichtet. Kritiker werten das als Schwächung des Klimaschutzes.
Forscher: Warnungen jahrzehntelang nicht ernst genommen
Auch Stefan Rahmstorf vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung kritisierte, wer Warnungen der Klimaforscher jahrzehntelang nicht ernst nehme und Klimaschutzmaßnahmen verschleppe, "darf sich dann nicht über Hochwasser wundern". Zwar ist es in der Regel nicht möglich, einen direkten Kausalzusammenhang zwischen Unwettern und Klimawandel festzustellen; nach wissenschaftlichen Erkenntnissen steigt aber durch die Erderwärmung die Wahrscheinlichkeit und die Intensität von Extremwetterlagen deutlich an.
Von Unwetterschäden betroffen sind auch weitere Gebiete Südwestdeutschlands sowie in Frankreich, Belgien und Luxemburg. Das Ausmaß der Schäden dürfte erst in den nächsten Tagen sichtbar werden.
Der Deutsche Wetterdienst (DWD) hatte am frühen Morgen seine Unwetterwarnungen aufgehoben. Bis Dienstag sagen die Meteorologen nur vereinzelt Schauer voraus. Dann allerdings könnte "neues Ungemach" drohen und der Südwesten von erneutem Starkregen betroffen sein.