Ein Wagen fährt durch das Wasser auf einer überschwemmten Straße.

Hochwasser in Brandenburg Lage bleibt angespannt - trotz sinkender Pegel

Stand: 26.09.2024 17:52 Uhr

Das Hochwasser in Brandenburg bewegt sich in Richtung Nordosten. In Frankfurt (Oder) sinken die Pegelstände langsam, doch die Lage im Osten bleibt angespannt. Im Nachbarland Polen beginnt inzwischen das Aufräumen - auch die Bundeswehr hilft.

Die Hochwasserlage in Brandenburg bleibt angespannt: In Frankfurt an der Oder sinken die Pegelstände langsam. Doch die Menschen im Osten des Bundeslandes sind noch immer in Alarmbereitschaft.

Wassermassen drücken gegen Schutzanlagen, immer wieder müssen undichte Sandsack-Barrieren verstärkt werden. Rund um die Flüsse im Oder-Spree-Kreis gilt weiterhin die höchste Hochwasser-Alarmstufe 4. Straßen stehen sind überflutet und das Wasser rückt immer dichter an Wohngebiete in Ufernähe heran.

Wasserwacht brachte Anwohner durch die Fluten

Die Wasserwacht rückte in Frankfurt an der Oder aus, um Anwohner per Lastwagen und Boot durch überflutete Straßen zu bringen. Nach Angaben der Stadtverwaltung konnte die Frankfurter Feuerwehr die Lage allerdings schnell unter Kontrolle bringen. An mehreren Stellen sei Wasser durch Risse in Schutzwänden gebrochen.

In der Nacht hatte die Oder dort laut Stadtverwaltung den Höchststand von 6,10 Metern erreicht. Obwohl das Hochwasser langsam weiterzieht, bleibe die Lage in der Stadt angespannt. Der Druck auf die Hochwasserschutzanlagen sei enorm - und die Alarmstufe 4 gelte mindestens noch den Donnerstag über.

Nordosten Brandenburgs bereitet sich auf Hochwasser vor

Für Freitag wird der Hochwasserscheitel im Bereich der Warthe-Mündung erwartet. In Ratzdorf, wo die Oder von Polen nach Brandenburg fließt, und in Eisenhüttenstadt sinken die Pegel wieder. In einigen Tagen dürfte das Hochwasser den Nordosten Brandenburgs erreichen.

Im Nationalpark Unteres Odertal bei Schwedt an der Oder wollte das Landesamt für Umwelt die Ein- und Auslassbauwerke im Deich öffnen, um die Polder - und damit das große Auengebiet - zu fluten. Damit sinkt der Wasserstand des Flusses.

Anwohner haben in Frankfurt (Oder) ein Ruderboot an ein Verkehrsschild gebunden.

In Frankfurt an der Oder rücken Wassermassen auch dicht an Wohngebiete heran.

Geldstrafen für Schaulustige

Die Helferinnen und Helfer an der Oder sind weiterhin im Dauereinsatz - doch das Hochwasser zieht auch Schaulustige an. Hochwasser-Touristen drohen im Oder-Spree-Kreis Strafen, kündigte die Kreisverwaltung an.

Wer die Deiche betritt, müsse mit einem Bußgeld von mindestens 100 Euro rechnen. Der Landkreis erließ eine Allgemeinverfügung, die Ordnungswidrigkeiten mit bis zu 50.000 Euro ahndet.

Bundeswehr hilft in Polen

In Polen hat das Hochwasser große Schäden hinterlassen. Nun wird auch die Bundeswehr helfen. 120 Soldaten sollten bei der Instandsetzung von Infrastruktur und Räumarbeiten unterstützen, sagte Verteidigungsminister Boris Pistorius in Stettin. Vorgesehen sei ein Einsatz von zunächst acht Wochen. Der SPD-Politiker sagte, Polen habe um die Hilfe gebeten.

Polnische Behörden gehen gegen Desinformation vor

Im Nachbarland ist angesichts der Bedrohungslage auch Desinformation ein Thema. Zwei Männer, die systematisch Desinformation betrieben haben sollen, wurden in Polen festgenommen. Binnen vier Tagen sollen die beiden 25 und 28 Jahre alten Polen ein "ganzes Desinformationssystem" aufgebaut haben, sagte der polnische Digitalminister Krzysztof Gawkowski vor dem Parlament in Warschau. Demnach kauften sie Dutzende Computer und schufen ein "System von Dutzenden SIM-Karten mit verschiedenen Telefonen". Der Minister machte keine Angaben zum möglichen Motiv der Männer.

Nach Angaben des polnischen Ministerpräsidenten Donald Tusk sollte durch die Verbreitung von falschen Informationen während der Überschwemmungen das Vertrauen der Bevölkerung in den Staat und seine Vertreter untergraben werden. Der Digitalminister Gawkowski verwies auf eine Welle der Desinformation russischen und belarusischen Ursprungs, die sich in den ersten vier Tagen der Überschwemmungen in Polen um 300 Prozent verstärkt habe. Deren Ziel sei es gewesen, "Panik auszulösen", sagte er.  

Erst vor einer Woche hatte der polnische Geheimdienst einen Mann festgenommen, der Falschinformationen über angebliche Deichsprengungen verbreitet haben soll. Der Mann habe sich in Uniform als Soldat ausgegeben und Bürgern in Hochwassergebieten mitgeteilt, dass angeblich Deiche gesprengt werden sollen. Die Polizei ermittelt zu den möglichen Hintergründen.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 26. September 2024 um 18:00 Uhr.