Auszeichnung der UNESCO Herrnhuter Siedlungen sind jetzt Welterbe
Deutschland hat künftig 53 Welterbestätten: Die UNESCO hat die Siedlungen der Herrnhuter Brüdergemeine in Ostsachsen als Welterbe ausgezeichnet. Die Entscheidung über eine weitere deutsche Kulturstätte steht noch aus.
Die UNESCO hat die sächsische Kleinstadt Herrnhut als Teil der Siedlungen der Herrnhuter Brüdergemeine als neues Welterbe ausgezeichnet. Das zuständige Komitee der UN-Organisation für Bildung, Wissenschaft, Kultur und Kommunikation (UNESCO) gab die Entscheidung auf seiner 46. Sitzung im indischen Neu-Delhi bekannt.
"Die Siedlungen der Herrnhuter Brüdergemeine stehen für den kulturellen und geistigen Austausch über Ländergrenzen und Kontinente hinweg", sagte Maria Böhmer, Präsidentin der Deutschen UNESCO-Kommission. "Sie sind in Vielfalt vereint und damit ein Sinnbild für die Welterbe-Idee."
Das fehlende "d" im Namen
Herrnhut ist der Ursprung für die Evangelische Brüdergemeine. Glaubensflüchtlinge aus Mähren hatten den Ort 1722 gegründet. Das fehlende "d" im Namen der Gemeinde "Brüdergemeine" ist der Sprache dieser Zeit geschuldet, als man noch von Gemeine sprach.
Als sich die Brüder-Unität später weltweit ausbreitete, trugen Missionare aus der Oberlausitz auch den Bauplan für neue Siedlungen in andere Länder. Mit Christiansfeld in Dänemark wurde eine davon bereits 2015 als Welterbe der UNESCO anerkannt.
Die neu geschaffene transnationale Welterbestätte Herrnhut umfasst zudem Siedlungen der Brüdergemeine im US-amerikanischen Bethlehem in Pennsylvania und im nordirischen Gracehill.
Barocke Bauweise, schlichte Architektur
Graf Nikolaus Ludwig von Zinzendorf (1700–1760) hatte den protestantischen Glaubensflüchtlingen aus Mähren einst Land für die Ansiedlung in der Oberlausitz zur Verfügung gestellt. Am 17. Juni 1722 fällte der Zimmermann Christian David den ersten Baum, um den neuen Ort unter des "Herrn Hut" zu bauen.
Die Siedlungen der Herrnhuter wurden an allen Orten nach denselben Grundsätzen barock und rechtwinklig geplant. Im einheitlichen Städtebau und der schlichten Architektur spiegeln sich die Ideale der Religionsgemeinschaft und ihre gemeinschaftsorientierte Lebensweise wider. Weltweit entstanden mehr als 30 Siedlungen durch die Missionstätigkeit der Herrnhuter Brüdergemeine.
Bekannt für Herrnhuter Sterne
Gut 1.200 Einwohner zählt das ostsächsische Herrnhut selbst, etwa 5.000 mit den eingemeindeten Dörfern ringsum. Bekannt ist das Städtchen weltweit durch zwei Exportschlager: zum einen die Herrnhuter Sterne, fast 800.000 Stück verlassen pro Jahr die örtliche Manufaktur; zum anderen die Herrnhuter "Losungen", ein jährlich neu zusammengestelltes Andachtsbuch mit Bibelversen für jeden Tag, inzwischen in mehr als 60 Sprachen verlegt.
In der Bundesrepublik gibt es damit nun 53 Welterbe-Stätten. Und voraussichtlich am morgigen Samstag wird noch eine Entscheidung über einen rein deutschen Antrag erwartet: Schwerin und sein Schloss See sowie weitere Teile der Innenstadt könnten dann ebenfalls auf der Liste des Weltkulturerbes landen. Seit zehn Jahren steht die Landeshauptstadt Mecklenburg-Vorpommerns auf der Vorschlagsliste Deutschlands.