Kulturministerkonferenz Berliner Techno wird Teil des Kulturerbes
Brot, Karneval und Schützenvereine: Mit der Liste für deutsches Kulturerbe sollen kreative, inklusive und innovative Kulturformen gewürdigt werden. Nun bekommt das Verzeichnis subkulturellen Zuwachs.
Die Berliner Technokultur ist einer von sechs neuen Einträgen auf der Liste des Immateriellen Kulturerbes in Deutschland. Dies entschied die Kulturministerkonferenz der Bundesländer nach eigenen Angaben gemeinsam mit Kulturstaatsministerin Claudia Roth.
Ebenfalls neu auf der Liste: Bergsteigen in Sachsen, die Finsterwalder Sangestradition in Brandenburg, der Kirchseeoner Perchtenlauf in Bayern, die Schwälmer Weißstickerei aus Hessen und der Viez, die Weinbereitung aus Äpfeln, Birnen oder Quitten im moselfränkischen Raum. Damit gebe es nun 150 Einträge in der Liste, die die Vielfalt des kulturellen Lebens in Deutschland zeigten.
Die Schwälmer Weißstickerei stammt aus dem 19. Jahrhundert und ist in Nordhessen verbreitet.
Die Berliner Klubszene entwickelte sich im Lauf der 1980er-Jahre zu einer der weltweit maßgeblichen Keimzellen der seinerzeit populären Technosubkultur. Die elektronische Musikrichtung wurde insbesondere zu einer Art Soundtrack der Wendejahre nach der deutschen Wiedervereinigung, symbolisch dafür stehen legendäre Clubs wie der 1991 eröffnete "Tresor" und die jährliche Loveparade.
Roth: Teil des kulturellen Reichtums
Roth würdigte die Neuaufnahmen als wichtiges Zeichen für einen erweiterten Kulturbegriff, der sich gegen "die absurde Trennung" von ernster Kultur und Unterhaltungskultur wende. Bezeichnend dafür sei die Aufnahme der Berliner Technokultur. "Ob Subkultur oder traditionelle Handwerkstechnik, all das gehört zum kulturellen Reichtum unseres Landes", erklärte sie in Berlin.
"Die jüngsten Einträge unterstreichen die Vielfalt und die Lebendigkeit kultureller Praktiken", betonte der derzeitige Vorsitzende der Konferenz der Kulturminister, Hessens Ressortchef Timon Gremmels (SPD). "Die Liste unseres immateriellen Erbes wächst somit weiter und damit auch das Bekenntnis, Traditionen zu pflegen und langfristig für die nächsten Generationen zu bewahren." Kultur werde in Deutschland "tagtäglich gelebt".
Von Hip Hop bis Karneval
Seit 2003 gibt es ein Abkommen zur Erhaltung des Immateriellen Kulturerbes der UNESCO, der für Kultur zuständigen Organisation der Vereinten Nationen. Deutschland ist seit 2013 Vertragspartei. Das bundesweite Verzeichnis würdigt kreative, inklusive und innovative Kulturformen, darunter die Hip-Hop-Kultur aus Heidelberg, die Oberammergauer Passionsspiele, der rheinische Karneval, die Bäcker- und Brotbackkultur sowie die deutsche Schützenvereinstradition.