Karlspreis-Trägerin Tichanowskaja "Strategie, dieses Regime zu ermüden"
Die Karlspreis-Trägerin Tichanowskaja hat in den tagesthemen klargestellt, dass sich die Opposition in Belarus nicht einschüchtern lässt. Der Kampf finde nun im Untergrund statt - in kleinen Schritten, "aber dafür jeden Tag".
Die belarusische Oppositionsführerin Swetlana Tichanowskaja hat sich zuversichtlich gezeigt, den Kampf um Freiheit in ihrem Land auf Dauer zu gewinnen. Im Interview mit den tagesthemen sagte die Karlspreis-Trägerin, sie sei sich sicher, dass das Regime von Machthaber Alexander Lukaschenko "enden wird". Die Menschen in Belarus wollten einen demokratischen Wandel. Die Strategie der Opposition sei es jetzt, "dieses Regime zu ermüden".
Dies könne zwar noch "einige Zeit dauern und wir wissen nicht, wie lang". Aber man sei "bereit zu kämpfen". Sie appellierte an den Westen, den Druck auf die Regierung aufrecht zu erhalten. Zwar gebe es keine Massendemonstrationen mehr in den Straßen von Belarus, weil die Menschen fürchten müssten, dafür ins Gefängnis gesteckt zu werden. Der beste Kampf sei daher "gerade im Untergrund, wo wir diese kleinen Schritte machen, aber dafür jeden Tag".
Es ginge um Aktionen, die den Druck auf Lukaschenko aufrecht erhalten, damit er versteht, "hier ist noch nichts vorbei". "Trotz Terror und Gewalt sind wir am Leben", sagte die Politikerin.
"Ein gemeinsamer Kampf" mit der Ukraine
Tichanowskaja stellte fest, dass die Weltöffentlichkeit nun zwar mehr auf den Krieg gegen die Ukraine schaut als auf das Aufbegehren der Zivilgesellschaft in Belarus. Doch es sei ein gemeinsamer Kampf, stellte sie klar. Ohne eine freie Ukraine gäbe es kein freies Belarus und ohne ein freies Belarus keine sichere Ukraine. "Es ist unsere Verpflichtung als Nachbar, die Ukraine in diesem schwierigen Kampf zu unterstützen", sagte sie.
Zuvor hatte Tichanowskaja gemeinsam mit den beiden belarusischen Bürgerrechtlerinnen Maria Kolesnikowa und Veronika Zepkalo in Aachen den Karlspreis verliehen bekommen. Er bedeute für sie, "dass die europäischen Werte für uns sehr wichtig sind, und das Europa uns sieht". "Europa sieht, was wir machen in unserem Kampf für demokratische Werte, die wir alle teilen", betonte Tichanowskaja.
Der Karlspreis gehöre nicht ihr oder dem Trio der damit ausgezeichneten Frauen, sondern allen Belarusen, die enorme Anstrengung und Hingabe in ihrem friedlichen, gewaltlosen Kampf gegen Tyrannei gezeigt hätten.