Messerattacke in Solingen Tatverdächtiger ist in Untersuchungshaft
2023 sollte er offenbar abgeschoben werden - tauchte dann aber unter. Der Syrer, der den Anschlag in Solingen verübt haben soll, ist nun in Untersuchungshaft. Laut Bundesanwaltschaft teilt er die Ideologie der Terrormiliz IS.
Nach dem Anschlag in Solingen befindet sich der mutmaßliche Täter in Untersuchungshaft. Der Haftbefehl sei erlassen und in Vollzug gesetzt, teilte der Generalbundesanwalt in Karlsruhe mit. Die Bundesanwaltschaft hatte die Ermittlungen zuvor übernommen.
Bei dem Verdächtigen handelt es sich den Angaben zufolge um einen syrischen Staatsangehörigen. Ihm wird neben Mord und versuchtem Mord auch die Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung im Ausland vorgeworfen - dem "Islamischen Staat" (IS). Er teile die Ideologie des IS und habe sich der Vereinigung zu einem derzeit nicht genau bestimmbaren Zeitpunkt angeschlossen.
Wollte "möglichst große Anzahl Ungläubiger töten"
Aufgrund seiner islamistischen Überzeugungen habe er den Entschluss gefasst, am vergangenen Freitag "auf dem Solinger Stadtfest eine möglichst große Anzahl aus seiner Sicht ungläubiger Menschen zu töten". Dort habe er mit einem Messer hinterrücks wiederholt und gezielt auf den Hals- und Oberkörperbereich von Besuchern des Festivals eingestochen. Drei Menschen starben, acht weitere wurden zum Teil schwer verletzt. Den Sicherheitsbehörden war er bislang nicht als islamistischer Extremist bekannt.
Nach Polizeiangaben handelt es sich bei dem Festgenommenen um einen 26-Jährigen. Der Mann habe sich am Samstag den Ermittlungsbehörden gestellt und angegeben, für den Anschlag verantwortlich zu sein, hieß es in einer gemeinsamen Pressemeldung der Generalstaatsanwaltschaft und der Polizei Düsseldorf. Nach Informationen der Nachrichtenagentur dpa soll er blutverschmierte Kleidung getragen haben.
Der IS reklamierte das Attentat für sich. Der Anschlag sei von einem "Soldaten des Islamischen Staates" ausgeführt worden, erklärte der IS in seinem Kanal im Kurznachrichtendienst Telegram. "Er hat den Angriff als Rache für Muslime in Palästina und überall ausgeführt." Der IS belegte die behauptete Urheberschaft bisher jedoch nicht.
Verdächtiger sollte abgeschoben werden
Der mutmaßliche Messerangreifer von Solingen sollte offenbar im vergangenen Jahr nach Bulgarien abgeschoben werden. Die Behörden bestätigten der Nachrichtenagentur dpa entsprechende Medienberichte. Demnach reiste er 2022 über Bulgarien in die Europäische Union ein und stellte in Bielefeld einen Asylantrag. Weil laut Dublin-Abkommen aber Bulgarien für ihn zuständig gewesen wäre, hätten die deutschen Behörden dort beantragt, dass das südosteuropäische Land ihn zurücknimmt - dieses habe zugestimmt.
Doch der Verdächtige sei in Deutschland untergetaucht und nicht zu Fahndung ausgeschrieben worden - laut Spiegel unter anderem, weil er als unauffällig galt. Die sechsmonatige Überstellfrist lief laut den Berichten im August 2023 ab. Deswegen ging die Zuständigkeit für ihn auf Deutschland über. Hier habe er dann subsidiären Schutz erhalten und sei der Stadt Solingen zur Unterbringung zugeteilt worden.
Keiner der Verletzen noch in Lebensgefahr
Der Anschlag hatte sich am Freitagabend ereignet - auf einem Jubiläumsfest zum 650. Gründungstag der Stadt Solingen. Der Verdächtige soll willkürlich auf Menschen eingestochen haben. Anschließend entkam er im Tumult und in der anfänglichen Panik.
Zwei Männer im Alter von 67 und 56 Jahren sowie eine 56 Jahre alte Frau starben. Acht Menschen wurden verletzt, vier davon schwer. Nach Angaben der behandelnden Klinik befindet sich inzwischen keiner mehr von ihnen in Lebensgefahr.