Paralympics im Rugby Moritz Brückner will alles geben
Moritz Brückner ist zum ersten Mal bei den Paralympics dabei. Der 25-jährige Vortragsredner spielt Rollstuhl-Rugby bei den Sportfreunden Illerrieden und will mit der Nationalmannschaft für eine Überraschung sorgen.
Die deutsche Rollstuhlrugby-Nationalmannschaft hat sich zum ersten Mal seit 2008 wieder für die Paralympics qualifiziert. Mittendrin: Moritz Brückner von den Sportfreunden Illerrieden aus der Nähe von Ulm. Der 25-Jährige ist zum ersten Mal dabei - und will bei seinem ersten Auftritt in Paris alles geben.
Brückner spielt erst seit rund einem Jahr in der Nationalmannschaft. Im Rollstuhl sitzt der 25-Jährige aus dem bayerischen Buxheim in der Nähe von Memmingen seit fünf Jahren.
Ein Surf-Unfall verändert sein Leben
2019 reist er mit einer Jugendgruppe nach Chile und besucht dort die Atacama-Wüste und versucht jedes Erlebnis mitzunehmen. Mit auf der Liste steht: Surfen. Am 8. März 2019 ist es dann soweit - Moritz geht mit seinen Freunden aufs Wasser. Dann passiert der Unfall.
Moritz reitet eine Welle, stürzt und schlägt mit dem Kopf unter Wasser auf dem Sandboden auf. Er merkt sofort: Etwas stimmt nicht. Er bricht sich den fünften Halswirbel, kann sich nicht mehr bewegen. Ein Freund zieht ihn aus dem Wasser und rettet ihn vor dem Ertrinken.
"Das Erste, was ich da gesagt habe, war anscheinend: 'Scheiße Tobias, ich werde nie wieder tanzen'", erinnert sich Moritz. "Ich habe früher sehr gerne Salsa getanzt."
Nach dem Unfall beginnt für Moritz eine lange Zeit im Krankenhaus. Erst mehrere Wochen in Chile, dann fünf Monate im bayerischen Murnau. Dort entdeckt er auch seine Leidenschaft fürs Rollstuhlrugby.
"Man wird an seine Grenzen gebracht"
Durch den Unfall ist Moritz Brückner Tetraplegiker. Das bedeutet, er ist sowohl an beiden Beinen als auch an beiden Armen eingeschränkt. Ein Physiotherapeut in Murnau schlägt ihm vor, es mit Rollstuhlrugby zu probieren. Von da an geht Moritz ins Training bei den Sportfreunden Illerrieden und entwickelt sich schnell zu einem sehr guten Spieler.
"Ich glaube einfach, wenn du etwas machst, was dir wirklich Spaß macht, dann machst du es einfach häufiger. Auch wenn du nicht so Bock hast", erklärt Moritz seine Begeisterung für den Sport. "Und man kann sich dadurch Idole schaffen, was mit einer Behinderung gar nicht so einfach ist. Du siehst zum Beispiel auch, was die anderen machen, was man selbst für unmöglich gehalten hat. Man wird an seine Grenzen gebracht und das ist sehr therapeutisch."
Die Spieler im Rugby-Team haben unterschiedliche Rollstühle. Je nachdem, wie stark sie körperlich eingeschränkt sind, sind die Modelle mehr oder weniger wendig. Dadurch können die körperlichen Einschränkungen der unterschiedlichen Spieler ausgeglichen werden.
Der Fokus liegt auf den Paralympics
Trotz des Unfalls war Moritz Brückner schnell klar: Seine lebensfrohe Art lässt er sich nicht nehmen. Hauptberuflich hat er einen Podcast, dreht Videos mit Tipps und Tricks für Rollstuhlfahrer und hält Vorträge an Schulen, Universitäten und Kliniken. Um anderen Mut zu machen und über seinen Alltag im Rollstuhl aufzuklären.
Seit Monaten dreht sich bei Moritz aber alles um eins: die Paralympics. Mehrere Trainingslager, unter anderem in Hannover und im bayerischen Großwallstadt in der Nähe von Aschaffenburg standen auf dem Plan.
Gemeinsam mit anderen Nationalspielern wie Josco Wilke aus Leipzig und Britta Kripke aus Buchholz in der Nordheide bei Hamburg hat sich Moritz auf das größte Turnier seiner bisherigen sportlichen Laufbahn vorbereitet.
Für einen Sieg im ersten Spiel der Paralympics gegen Japan will er an seine Grenzen gehen. Denn die Teilnahme mit der deutschen Nationalmannschaft ist für den Spieler der Sportfreunde Illerrieden "eine riesen Ehre". Es wird für ihn "das größte Turnier", bei dem er jemals spielen wird.