Osterbräuche in Brandenburg Fünf Kilometer die Spree entlang treiben
Ostern und Brauchtum gehören in Deutschland eng zusammen. Vielerorts werden Ostereier versteckt und Feuer entzündet. In Brandenburg zieht man den Taucheranzug an oder steigt auf ein Pferd.
Im brandenburgischen Neu Zittau hat die Spree aktuell eine Wassertemperatur von etwa fünf bis sieben Grad. Trotzdem werden am Ostersamstag wieder hunderte Wagemutige in den Fluss springen, um sich darin treiben zu lassen.
Die Strömung ist mit zwei Metern pro Sekunde nicht ohne. Doch auf Schnelligkeit kommt es beim "Spreetreiben" nicht an. Was auf der rund fünf Kilometer langen Strecke bis ins benachbarte Erkner zählt, ist der größtmögliche Spaß.
Und so ist es nicht verwunderlich, dass die Spreetreibenden ihre Neoprenanzüge mit Kostümen ergänzen und sich teils in bunt geschmückte Gummiboote oder auf selbst gebaute Flöße setzen, auf denen sogar Grill und Bier transportiert werden können. So entsteht ein bunter Zug aus Jung und Alt, der von hunderten Zuschauern am Ufer bejubelt und bestaunt wird.
Sorbische Ostertraditionen
Im Vergleich zu den anderen Bräuchen in Brandenburg ist das "Spreetreiben" eine noch relativ junge Ostertradition. Erstmals fand es im Jahr 1996 statt.
Doch auch jahrhundertealte Traditionen gibt es in der Lausitz einige: Denn hier leben viele Sorben, ein westslawisches Volk, das für seine reiche Folklore und Mythologie bekannt ist. Auch das Osterfest ist bei den Sorben mit vielen Sitten und Bräuchen verbunden, die bis heute gepflegt werden.
Wie Beispiel das Osterreiten: Festlich gekleidete Männer in Gehrock und Zylinder reiten im Süden Brandenburgs und im Osten Sachsens auf mit Blumen und Schleifen geschmückten Pferden am Ostersonntag von Dorf zu Dorf. Für die einen ist es ein Spektakel, für andere, wie Andreas Posselt, ein "Gottesdienst zu Pferde".
Das "Saatreiten"
Posselt reitet in diesem Jahr zum 38. Mal mit und bläst dabei auch die Trompete. In der Liturgie ist genau festgelegt, welche Instrumente und Lieder nach alter Überlieferung unterwegs erklingen. Fünf Stationen steuern die Reiter während ihrer dreistündigen Prozession durch Ostritz an. Außerdem werden die Felder gesegnet.
"Wir beten für das Gedeihen der Saat, für die Natur und die Bewahrung der Schöpfung", erklärt Posselt. Diese Tradition des "Saatreitens" gibt es nachweislich seit 1628. Selbst zu DDR-Zeiten wurde sie fortgeführt.
Die meisten Reiter seien katholisch, berichtet Posselt. Doch längst hat die Veranstaltung einen ökumenischen Charakter. So gehört seit Jahren der evangelische Ortspfarrer zu den Teilnehmern. Am Osterreiten im Spreewald dürfen mittlerweile auch Frauen teilnehmen.
Sorbische Ostereier zeichnen sich durch ihre besonders aufwändigen Verzierungen aus.
Wettbewerb für groß und klein
Auch die für Ostern typischen Eier stehen für das Wachstum auf den Wiesen und Feldern. Das Waleien oder Eierrollen gilt im Volksglauben der Sorben als Fruchtbarkeitszauber. Das Ei symbolisiert nicht nur die Auferstehung Jesus Christus, sondern steht auch für Fruchtbarkeit.
Je nach Region gibt es unterschiedliche Wettkampfvarianten. Gemeinsam haben sie, dass sie auf einer abschüssige Bahn oder einem Hügel ausgetragen werden. Bei der Variante des Ostereiertrudelns gewinnt das Ei, das am weitesten getrudelt und noch unversehrt ist. Die kaputten Eier müssen sofort gegessen werden.
Sorbische Ostereier
Was schade ist, denn die sorbischen Ostereier zeichnen sich durch ihre besonders aufwändigen Verzierungen aus. Die Ornamente, Farben und Muster gehen bis ins 17. Jahrhundert zurück und sind reich an Symbolik und Bedeutung.
Die Eier werden vor allem gewachst oder gekratzt und zeigen Blumen und Ranken oder Dreiecke, Striche und Punkte, aus denen dann ganz neue Motive entstehen. In der ganzen Lausitz finden Ostereiermärkte statt, auf denen die handgemalten, traditionellen Ostereier bis heute verkauft werden.
Das Osterfeuer gehört auch für viele Menschen in Brandenburg an diesem Wochenende dazu.
Das Osterfeuer
Doch die wohl bekannteste und beliebteste Ostertradition darf auch in Brandenburg nicht fehlen: das Osterfeuer. Es wurde bereits von den alten Germanen entfacht und sollte die Wintergeister vertreiben - und den Frühling und die Wiederkehr der Natur begrüßen. Mit der Christianisierung erhält der populäre Brauch des Osterfeuers auch eine christliche Bedeutung.
Und so können sich auch die "Spreetreiber" nach den etwa 2,5 Stunden in der eiskalten Spree nicht nur auf eine Goldmedaille freuen, sondern sich auch an einem Osterfeuer wieder so richtig aufwärmen.