Entwicklungszusammenarbeit Was der Stopp der Niger-Hilfe bedeutet
Kein Geld für Putschisten - Deutschland hat die Entwicklungszusammenarbeit mit Niger gestoppt. Doch was wird aus den Menschen, die dringend auf Nahrungsmittelhilfe angewiesen sind?
In Niger ist Regenzeit, eine kritische Zeit: Immer heftigere Niederschläge führen immer öfter zu Überschwemmungen. Auch im vergangenen Jahr. Die Ernte fiel deshalb schlechter aus. Die neue ist noch nicht eingefahren. Jetzt sind besonders viele Menschen auf Hilfe angewiesen, meint Jameson Gadzirai von der Welthungerhilfe: "Mit Blick auf die magere Zeit zwischen den Ernten, die wir gerade haben, sind mindestens 3,3 Millionen Menschen von Ernährungsunsicherheit bedroht."
Der Leiter des Büros in Nigers Hauptstadt Niamey blickt mit Sorge auf die unübersichtliche Lage im Land. Sein Team verteilt Lebensmittel an Binnenflüchtlinge, gibt Saatgut aus und leistet auch mal finanzielle Unterstützung für Familien. Momentan sitzen alle lokalen und internationalen Mitarbeitenden zu Hause und warten darauf, wieder aufs Land fahren zu können. Zu denen, die dringend Hilfe benötigen.
Magere Ernte im Vorjahr, noch keine neue eingefahren - in Niger sind für viele Menschen Nahrungsmittel knapp.
24 Millionen Euro eingefroren
Das Entwicklungshilfeministerium hat wegen des Militärputsches alle Zahlungen ausgesetzt. 24 Millionen Euro standen eigentlich bereit zur Auszahlung. Die Leiterin der Afrika-Abteilung im Ministerium, Birgit Pickel, sieht ein Stopp aller internationalen Zahlungen derzeit als einzige Option, um den Druck auf die Putschisten zu erhöhen - damit sie aufgeben: "Wir hören, dass es vor Ort unmittelbare Geld- und Cash Probleme gibt. Deswegen war es sehr richtig, dass die finanzielle Zusammenarbeit, die mit Geldüberweisung zu tun hatte, eingestellt wurde, um die Putschisten nicht unmittelbar zu unterstützen."
Zahlungsstopp falsches Signal?
Für Olaf Bernau, Soziologe und Niger-Experte, ist es ein falsches Signal, dass ein Großteil der Zahlungen gestoppt wurde. Er war Anfang des Jahres längere Zeit in Niger und ist auch jetzt im telefonischen Kontakt mit Menschen vor Ort. In der Bevölkerung gibt es laut Bernau große Unzufriedenheit mit der vor zwei Jahren demokratisch gewählten Regierung des Niger, auf deren Seite sich auch Deutschland jetzt gestellt hat: "In der Bevölkerung wird das als Parteinahme für eine Regierung wahrgenommen, die sie massiv kritisiert. Die Bevölkerung hat im Moment die Hoffnung auf einen Aufbruch. Ob der begründet ist oder nicht, steht auf einem anderen Blatt Papier. Diese Hoffnung sollte man nicht enttäuschen, in dem man sie dafür bestraft."
Hilfsorganisationen bekommen weiter Geld
Im Entwicklungsministerium von Svenja Schulze ist man sich bewusst, wie sehr Niger als eines der ärmsten Länder der Welt auf Geld von außen angewiesen ist. Auch wenn viele deutsche Helfer vor Ort erstmal das Land verlassen haben, bleiben einige wenige Mitarbeiter der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit im Land. In der Hoffnung, bald wieder ihre Arbeit vor Ort aufnehmen zu können.
Jameson Gadzirai von der Welthungerhilfe bleibt mit seinem Team, hauptsächliche lokale Beschäftigte, in Niger. An Nichtregierungsorganisationen wie die Welthungerhilfe werden laut Entwicklungsministerium die Gelder weiter ausgezahlt. Dringend nötig, nennt das Gadzirai. Fast die Hälfte aller Kinder unter fünf Jahren im Land ist chronisch unterernährt: "Wir vertrauen darauf, dass die Lage sich bald verbessert und wir unsere Hilfsprojekt so schnell wie möglich wieder aufnehmen können." Aber ob und wann, das sein wird, kann derzeit niemand sagen.