Reisewarnung nach Militärputsch Deutsche sollen Niger verlassen
Das Auswärtige Amt hat eine Reisewarnung herausgegeben und rät Deutschen in Niger zur Ausreise. Zuvor hatte Frankreich angeboten, deutsche Staatsbürger auf Evakuierungsflügen mitzunehmen. Die Flüge sollen heute beginnen.
Nach dem Putsch in Niger hat das Auswärtige Amt in Berlin eine offizielle Reisewarnung für das westafrikanische Land herausgegeben. Deutschen, die noch vor Ort sind, wird zur Ausreise geraten. "Prüfen Sie, ob Ihr Aufenthalt noch zwingend erforderlich ist, und nutzen Sie gegebenenfalls die nächste sich bietende Möglichkeit zur Ausreise", heißt es in den aktualisierten Reisehinweisen.
Zuvor hatte das Ministerium mitgeteilt, dass deutsche Staatsangehörige die Möglichkeit haben, das Land mit französischen Flugzeugen zu verlassen. "Unsere französischen Kollegen haben angeboten, im Rahmen vorhandener Kapazitäten deutsche Staatsangehörige auf ihren Flügen aus Niger mit an Bord zu nehmen", so eine Sprecherin. Die Botschaft stehe mit den Deutschen vor Ort in Kontakt und bleibe bis auf Weiteres in der Hauptstadt Niamey.
Bis zu 100 deutsche Zivilisten im Land
Außenministerin Annalena Baerbock dankte der französischen Regierung für das Angebot. "Das ist ein gelebtes Beispiel der engen deutsch-französischen Freundschaft", hieß es in einer Mitteilung. "Oberstes Gebot ist in dieser Stunde für die Bundesregierung natürlich die Sicherheit der deutschen Staatsangehörigen im Land. Wie bereits bei vorherigen Krisen koordinieren wir uns dabei eng mit Frankreich und unseren anderen europäischen Partnern."
In Niger halten sich derzeit etwas weniger als 100 deutsche Zivilpersonen auf. Diese seien gebeten, sich unverzüglich auf der Krisenvorsorgeliste ELEFAND ("elektronische Erfassung von Deutschen im Ausland") zu registrieren, sofern noch nicht geschehen, so das Auswärtige Amt.
Frankreich beginnt mit Evakuierungsflügen
Auf deutscher Seite aktivierte man bisher noch keine eigenen Evakuierungspläne. Frankreich will hingegen noch heute damit beginnen, seine Bürger und Bürgerinnen aus dem westafrikanischen Land auszufliegen. Auch andere Europäer, die das Land verlassen wollten, könnten mitkommen. Etwa 500 bis 600 französische Staatsbürger seien in dem Land. Italien kündigte ebenfalls einen Evakuierungsflug für italienische Staatsangehörige an.
Noch vor zwei Tagen hatte es auch von französischer Seite geheißen, man plane keine Evakuierungen. Das Umschwenken begründete die Regierung dann mit der sich verschlechternden Sicherheitslage vor Ort. Am Sonntag hatten sich Tausende Demonstranten vor der Botschaft der ehemaligen Kolonialmacht Frankreich in Niamey versammelt und teilweise versucht, in das Gebäude einzudringen. Das Außenministerium in Paris verwies zudem auf die Schließung des nigrischen Luftraums, die den Europäern das eigenständige Verlassen des Landes mit Flügen unmöglich mache.
Frankreich will evakuieren, bevor kommenden Sonntag das Ultimatum der westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft ECOWAS abläuft, Präsident Mohamed Bazoum wieder einzusetzen. Danach schließt ECOWAS ein Eingreifen nicht aus.
Warnung vor Eingreifen
Nach der Machtübernahme am vergangenen Mittwoch hatte das Militär eine nächtliche Ausgangssperre verhängt. Wegen Protesten von Anhängern des abgesetzten Präsidenten in der Hauptstadt Niamey verbot es zudem alle Kundgebungen. Der Staatsstreich wurde international verurteilt.
Die Militärregierungen der beiden Nachbarländer Burkina Faso und Mali warnten ECOWAS unterdessen vor einem Eingreifen. In einer gemeinsamen Erklärung hieß es: "Jegliche Militärintervention gegen den Niger wird als Kriegserklärung gegen Burkina Faso und Mali betrachtet". Ein militärisches Eingreifen könnte katastrophale Folgen haben, die die gesamte Region destabilisieren könnten.
Mit Informationen von Stefanie Markert, ARD Paris