Wie Jugendliche ihre Zukunft sehen Viele Sorgen - aber dennoch optimistisch
Wie blicken Jugendliche auf aktuelle Krisen? Und wie auf ihre Zukunft? Besorgter denn je, aber immer noch mit einer Portion Optimismus - so lassen sich die Ergebnisse der neuen Sinus-Jugendstudie zusammenfassen.
Die Jugendlichen in Deutschland sind laut einer Studie besorgter denn je. Ursache seien die Vielzahl von Krisen und Problemen wie Kriege, Energieknappheit, Inflation und Klimawandel, heißt es in der Studie "Wie ticken Jugendliche?" vom Sinus-Institut, die heute in Berlin vorgestellt wurde.
Beträchtliche Verunsicherung
Die Sorge um Umwelt und Klima, die schon in der Vorgängerstudie 2020 vorherrschte, wachse in der jungen Generation weiter an. Dazu komme eine beträchtliche Verunsicherung durch die schwer einzuschätzende Zuwanderung und die Zunahme von Rassismus und Diskriminierung.
Auch sei für viele Jugendliche der Übergang ins Berufs- und Erwachsenenleben aufgrund der unkalkulierbaren gesellschaftlichen Entwicklungen mit Angst besetzt.
Optimismus aber noch nicht verloren
Der für die junge Generation typische Optimismus sei aber noch nicht verloren gegangen, heißt es weiter. Eine Rolle spiele dabei, dass die Befragten "seit sie denken können" mit vielfältigen Krisen leben. Entsprechend werde ihr Optimismus nicht eingeschränkt durch die Sehnsucht nach einer Vergangenheit, die es so für sie nie gab.
Sehnsucht nach Zugehörigkeit und Halt
Die Weltsicht der jungen Generation ist laut Studie von Realismus und Bodenhaftung geprägt, was auch die angestrebten Lebensentwürfe zeigten. An der Sehnsucht nach Zugehörigkeit, Halt und Geborgenheit und der hohen Wertschätzung von Familie habe sich nichts geändert.
Der Aspekt des Bewahrenden und Nachhaltigen sei für viele Jugendliche noch wichtiger geworden. Viele wünschten sich einen Platz in der Mitte der Gesellschaft und träumten von einer glücklichen Partnerschaft, Kindern, Haustieren, Eigentum, einem guten Job und genug Geld für ein sorgenfreies Leben.
Toleranz gegenüber Kulturen und Lebensentwürfen
Die Jugendlichen sind laut Studie zudem tolerant gegenüber anderen Lebensentwürfen. Nicht nur die Toleranz in Bezug auf unterschiedliche Kulturen werde als selbstverständlich betont, sondern auch die Akzeptanz pluralisierter Lebensformen und Rollenbilder.
Teenager seien besonders stark für Gendergerechtigkeit sensibilisiert, so die Studie. Die meisten seien demonstrativ offen dafür, wenn Menschen ihr Geschlecht als nonbinär definierten.
Politik hat geringen Stellenwert
Politik habe trotz der vielen Krisen einen geringen Stellenwert in ihrem Leben. Ein Teil der Jugendlichen werde durch Krisen kurzfristig dazu aktiviert, etwa mit Vertrauten zu sprechen oder Informationen zu recherchieren. Ein anderer Teil fühle sich überfordert und tendiere zu Verdrängung.
Studie erscheint alle vier Jahre
Die Sinus-Studie ist keine Meinungsumfrage mit Hunderten Teilnehmerinnen und Teilnehmern, sondern eine qualitative Untersuchung. Insgesamt wurden 72 qualitative Fallstudien mit Jugendlichen im Alter von 14 bis 17 Jahren durchgeführt. Die Datenerhebung erfolgte deutschlandweit von Anfang Juni bis Ende September 2023.
Die Studienreihe "Wie ticken Jugendliche?" wird vom Sinus-Institut alle vier Jahre durchgeführt. Auftraggeber sind neben der Bundeszentrale für politische Bildung unter anderem der Bund der Deutschen Katholischen Jugend und die Deutsche Kinder- und Jugendstiftung.