Prozessionen an Karfreitag Christen gedenken der Leiden Jesu
Bundesweit haben Christen am Karfreitag des Leids und Sterbens Jesu gedacht. Katholiken und Protestanten riefen zu mehr Menschlichkeit auf - auch mit Blick auf die Kriege in der Ukraine und in Nahost.
Mit feierlichen Gottesdiensten und Kreuzweg-Prozessionen haben Christen in ganz Deutschland am Karfreitag des Leidens und Sterbens Jesu gedacht. In ihren Predigten nahmen viele Bischöfe Bezug auf das Leiden der Menschen in der Ukraine, in Israel und Gaza. Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, rief die Menschen dazu auf, trotz der vielfachen Krisen Gott und das wirklich Menschliche stärker zu suchen.
Die kommissarische Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Kristen Fehrs, betonte, Mitgefühl müsse in diesen Zeiten für jeden gelten: "Und deshalb darf niemals das eine Leid gegen anderes Leid aufgewogen werden. Weder rechtfertigt der jahrzehntelange Nahostkonflikt die Gräueltaten der Hamas, noch kann der Kampf gegen den Terror die Tötung unschuldiger Zivilisten entschuldigen."
Hunderte nehmen an Prozessionen teil
Mancherorts fanden Kreuztrachten statt. Der Begriff ist abgeleitet vom "Kreuz tragen" und bezeichnet das Tragen eines Kreuzes in einer Prozession. Beim Lübecker Kreuzweg beteten 600 katholische und evangelische Christen für Frieden in der Welt. Unter dem Motto "Was eint" zogen sie am Vormittag mit einem Holzkreuz durch das Zentrum der Hansestadt.
Beim 30. Kreuzweg mit etwa 800 Teilnehmen auf der Halde an der ehemaligen Zeche Prosper Haniel in Bottrop setzte der Essener katholische Bischof Franz-Josef Overbeck die Behandlung des Kremlkritikers Alexej Nawalny mit dem Gerichtsprozess gegen Jesus vor dem römischen Statthalter Pontius Pilatus in Beziehung. "Die Zeiten, in denen wir leben, drängen danach, mehr nach der Wahrheit zu suchen und zugleich auszuhalten, dass sie sich im paradoxen Sinne oft nicht nur einsinnig und eindeutig beantworten lässt", sagte er.
Im hessischen Bensheim zogen etwa 90 Laiendarstellerinnern und - darsteller in historischen Kostümen durch die Innenstadt. Organisiert wird die alljährliche Prozession vom Verein "Bensheimer italienische Familien und deutsche Freunde". Migranten aus Italien brachten die Tradition des Passionsspiels in den 1980er-Jahren mit.
Italiener, die in den 1980er-Jahren nach Bensheim zogen, etablierten die Passionsspiele.
Vollständige Bilderprozession in Unterfranken
Auch im unterfränkischen Lohr am Main nahmen viele Menschen bei strömendem Regen an einer Kreuztracht teil. 13 lebensgroße Holzfiguren wurden schweigend durch die Gassen der Altstadt getragen, die die Leidensgeschichte Jesu darstellen. Der 1658 erstmals urkundlich erwähnte Umzug gilt als eine der letzten vollständigen Bilderprozessionen in Deutschland.
Zur traditionsreichen Kreuztracht im emsländischen Meppen, die seit 1647 begangen wird, fanden sich mehrere Hundert Menschen ein. Ein von der Meppener Kreuzträger-Bruderschaft ausgewählter Mann trug ein schweres Holzkreuz durch die Straßen.