Hochwasser in Südwestdeutschland "Wir räumen auf und pumpen frei"
Wie groß der Schaden durch das Hochwasser im Südwesten ist, lässt sich noch nicht abschätzen. In vielen Orten hat das Aufräumen begonnen. Während die Pegelstände an der Saar sinken, steigen sie am Rhein massiv an.
In den Hochwassergebieten im Südwesten Deutschlands hat sich die Situation weiter entspannt. "Es gibt im Saarland keine kritischen Lagen mehr", sagte ein Sprecher des dortigen Innenministeriums. Auch die aktuelle Wetterlage sei im Moment nicht problematisch, nun liefen Aufräumarbeiten. "Wir räumen auf und pumpen frei."
Wie groß die Schäden seien, sei derzeit noch nicht abzusehen, so der Sprecher. Enorme Regenmengen hatten im Saarland und in Rheinland-Pfalz am Freitag und in der Nacht zu Samstag für Überflutungen, Erdrutsche und vollgelaufene Straßen und Keller gesorgt.
Die Behörden warnten die Menschen in den Hochwassergebieten weiterhin zur Vorsicht. Bürgerinnen und Bürger sollten "achtsam sein und kein unnötiges Risiko eingehen" sowie die amtlichen Warnhinweise beachten, teilte die Stadt Saarbrücken auf ihrer Website mit. Sie warnte dort außerdem "dringend" davor, die Wälder zu betreten - es bestehe die Gefahr von Hangrutschen oder umstürzenden Bäumen.
In Zell an der Mosel stehen große Teile der Altstadt unter Wasser. Dort entspannt sich die Lage aber inzwischen.
Auch im benachbarten Rheinland-Pfalz entspannte sich die Lage. "In den vergangenen 48 Stunden haben wir ein großes und flächendeckendes Hochwasser erlebt", sagte Ministerpräsidentin Malu Dreyer, die den Landkreis Trier-Saarburg besuchte. "Das Schadensausmaß an Gebäuden und Verkehrsinfrastruktur können wir erst einschätzen, wenn die akuten Einsätze beendet sind."
Am Nachmittag sorgte Starkregen dann nochmal für massive Probleme in der rheinland-pfälzischen Stadt Kirn. Am stärksten sei der Stadtteil Sulzbach betroffen gewesen, sagte ein Sprecher der Polizei. Demnach liefen dort zahlreiche Keller und Erdgeschosse voll Wasser und Schlamm, der Stadtteil war teilweise nicht mehr zu passieren. Ein Erdrutsch habe zudem die Bundesstraße 41 blockiert.
Frau stirbt nach Unfall bei Rettungseinsatz
Zunächst hatte es geheißen, es habe keine Toten oder schwer Verletzten im Zusammenhang mit dem Hochwasser gegeben. Am späten Abend teilte die Stadt Saarbrücken aber mit, bei einem Rettungseinsatz sei eine Frau verletzt worden und später an den Folgen gestorben. Sie sei am Freitag von einem Einsatzfahrzeug erfasst worden und ihren Verletzungen zwei Tage später in einer Klinik erlegen.
Das Unwetter hatte enorme Wassermassen gebracht: Der Wetterdienst verzeichnete stellenweise mehr als 100 Liter Regen pro Quadratmeter in nicht einmal 24 Stunden.
Von 3,92 Meter auf 6,20 Meter in einem Tag
Während die Pegelstände im Saarland und an der Mosel im Raum Trier sinken, steigen sie weiter flussabwärts erheblich an. Das macht sich etwa am Rhein in Köln bemerkbar.
Dort hatte der Pegel am Samstagmorgen um 11.00 Uhr noch bei 3,92 Metern gelegen. 24 Stunden später war er bereits auf über 6,20 Meter angestiegen. Mehrere Wege am Ufer wurden überflutet. Der Höchststand des Rheins dürfte am Montagmorgen erreicht werden.
In Köln steigt der Pegelstand des Rheins massiv an. Bereiche am Ufer - wie dieser Spielplatz im Stadtteil Rodenkirchen - stehen bereits unter Wasser.
DWD: "Interessant wird es am Dienstag"
Mit Bangen schauen sicher viele Bewohner auf die Wettervorhersagen für die kommende Woche: "Interessant wird es am Dienstag", sagte Meteorologe Markus Übel vom Deutschen Wetterdienst (DWD). Dann entwickelten sich erneut teils kräftige Regenfälle, "die aus heutiger Sicht vor allem den Südwesten des Landes erfassen" werden.
Zwar ist noch unklar, wo genau der Schwerpunkt des Regens liegen wird und wie groß die Regenmengen sein werden. Allerdings komme der größte Teil des Regens innerhalb von sechs bis zwölf Stunden vom Himmel, sagte Übel. Sollten das Saarland und die Pfalz erneut im Schwerpunkt der Regenfälle liegen, müsse dort wieder mit steigenden Pegelständen und möglicherweise auch mit Hochwasser und Überschwemmungen gerechnet werden.