Hagel und überflutete Straßen Unwetter nach dem heißesten Tag des Jahres
Zwei Tage herrschten in Deutschland hohe Temperaturen, darauf folgen Unwetter mit Hagel. Im Kreis Karlsruhe wurden mehrere Menschen verletzt. Bis in die Nacht wird gebietsweise mit Starkregen gerechnet.
Die Sommerhitze der vergangenen Tage in weiten Teilen Deutschlands zieht erste größere Unwetter nach sich. Besonders betroffen waren zunächst Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, Bayern und Baden-Württemberg. Dort meldeten die Einsatzkräfte vor allem vollgelaufene Keller und überflutete Straßen. Teilweise ging zusätzlich zum starken Regen auch Hagel nieder.
Verletzte in Baden-Württemberg
In Baden-Württemberg war vor allem die Region um Karlsruhe von schweren Unwettern betroffen. Auch hier meldete die Polizei vorrangig überflutete Straßen und Keller. An mehreren Orten habe das Wasser mehr als einen halben Meter hoch auf den Straßen oder in Unterführungen gestanden.
"Die Feuerwehrkräfte werden den ganzen Tag mit dem Abpumpen der Keller, Unterführungen und Tiefgaragen beschäftigt sein", sagte Pressesprecher Edgar Geißler. Das Wasser habe sich zwar weitgehend zurückgezogen, jedoch liege vielerorts noch Schlamm in den Häusern und auf Straßen. Da er mit Heizöl kontaminiert sei, könne er noch nicht entsorgt werden, sagte Bürgermeister Andreas Glaser. "Das Wasser aus dem Schlamm darf nicht ins Grundwasser gelangen."
In der Gemeinde Gondelsheim trat der Fluss Saalbach über die Ufer, in Bruchsal stieg der Pegelstand in der Nacht auf gut 2,13 Meter - und übertraf damit knapp die Marke für ein sogenanntes hundertjährliches Hochwasser von 2,10 Metern. Inzwischen geht der Pegelstand allmählich zurück, und die Aufräumarbeiten laufen an.
Wasserverbrauch in Bruchsal reduziert werden
Nach Angaben eines DWD-Sprechers fielen am Dienstag zwischen 18 Uhr und 22 Uhr im Raum Bruchsal 91 Liter Regen pro Quadratmeter. Dies sei einer der höchsten Werte, die je in Baden-Württemberg gemessen wurden. Die Deutsche Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) habe viele Menschen aus Häusern und Autos geholt.
Zwei Helfer aus der Bevölkerung wurden laut Feuerwehrangaben verletzt - wie schwer, ist noch unklar. Nach Auskunft des Kreisfeuerwehrverbandes Landkreis Karlsruhe erlitt ein Mensch bei einem Sturz eine Schulterprellung. In Gondelsheim, etwa 15 Kilometer westlich von Karlsruhe, verletzte sich ein Helfer beim Transport von Sandsäcken.
Die Stadt Bruchsal muss laut eigenen Angaben den Wasserverbrauch stark reduzieren, um die allgemeine Wasserversorgung aufrechtzuerhalten. Bürgerinnen und Bürger in Heidelsheim und Helmsheim sollen deshalb bei den Aufräumarbeiten kein Wasser verwenden und auch keine Eimer oder Wannen befüllen. Für den Haushalt könne weiterhin Wasser genutzt werden, heißt es. Zudem musste die Stadt in einigen Teilen aus Sicherheitsgründen den Strom abstellen. Auch das Telefon- und Handynetz im Raum Bruchsal ist derzeit beeinträchtigt.
Schweres Unwetter über Duisburg
In Nordrhein-Westfalen traten lokal extreme Gewitter mit stürmischen Böen mit Windgeschwindigkeiten bis zu 105 Kilometern pro Stunde sowie extrem heftigem Starkregen mit Niederschlagsmengen von bis zu 80 Litern pro Quadratmeter auf. Vereinzelt hagelte es auch.
In Duisburg rückten Feuerwehrkräfte zu rund 330 Einsätzen aus. Binnen 15 Minuten seien in den Leitstellen zeitweise mehr als 1.400 Notrufe eingegangen. Klarer Schwerpunkt der Einsätze seien Probleme mit Wasser gewesen - Überflutungen in Kellern und Unterführungen.
Autobahnen in der Region waren wegen Überschwemmungen teilweise nicht befahrbar, zeitweise betraf das etwa die A59, die A31 und die A42. Schwerverletzte wurden laut Feuerwehr nicht gemeldet. Allerdings sei ein Mensch so schwer von einem Hagelkorn getroffen worden, dass er eine Platzwunde am Kopf davongetragen habe.
In Haltern am See im nördlichen Nordrhein-Westfalen soll es binnen einer Stunde etwa 500 Blitzeinschläge gegeben haben, wie der WDR berichtet. Insgesamt wurden in der vergangenen Nacht am Himmel von Nordrhein-Westfalen demnach 124.116 Blitze gezählt - davon knapp 48.000 als Blitze in den Wolken und knapp 76.000 als Blitzeinschläge auf dem Boden.
Umgestürzter Baum hindert Eurocity an Weiterfahrt
In Bayern kollidierte ein Eurocity mit einem in den Gleisbereich gestürzten Baum und blieb liegen. Das berichtete ein Sprecher der Deutschen Bahn. Bei dem Vorfall nahe Bad Endorf (Landkreis Rosenheim) seien rund 260 Menschen an Bord gewesen. Laut Bundespolizei gab es keine Verletzten. Die Passagiere seien mit Kleinbussen nach Prien gebracht worden. Fernverkehrszüge wendeten oder beendeten ihre Fahrt vorzeitig.
Der Streckenabschnitt zwischen Bad Endorf und Prien nahe dem Chiemsee war über Stunden nicht befahrbar. Die Strecke wurde nach Angaben einer Bahnsprecherin gegen 1:30 Uhr wieder freigegeben, der Bahnverkehr sei wieder aufgenommen worden.
Starkregen in Ostfriesland
Heftige Starkregenfälle haben auch in Ostfriesland in Niedersachsen zu Hunderten Feuerwehreinsätzen geführt. Betroffen gewesen sei vor allem die Stadt Aurich, sagte ein Sprecher der Einsatzzentrale in Wittmund. Insgesamt zählte die Leitstelle für Ostfriesland im Landkreis Aurich binnen vier Stunden 208 Einsätze, davon rund 180 im Stadtgebiet.
Besonders kritisch gestaltete sich die Lage in einer Klinik in Aurich, deren Untergeschoss überflutet worden war. Feuerwehr und Kräfte des Technischen Hilfswerks konnten durch stundenlangen Einsatz allerdings verhindern, dass die Klinik evakuiert werden musste. Ein Pflegeheim der Stadt musste allerdings geräumt werden. In dem Heim hatten sich aufgrund des starken Regens Deckenplatten gelöst.
DWD: Sturmböen und Hagel
Auch im weiteren Verlauf des Tages sollen laut Deutschem Wetterdienst weitere Unwetter über Teile Deutschlands ziehen. Im Nordwesten und Norden erwartet der DWD weitere Gewitter mit Starkregen bis 25 Liter pro Quadratmeter in kurzer Zeit und mit stürmischen Böen oder Sturmböen mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 70 Kilometern pro Stunde. Vereinzelt seien auch Unwetter mit heftigem Starkregen bis zu 40 Litern pro Quadratmeter nicht auszuschließen.
Im Westen warnt der DWD für den Hochsauerlandkreis und den Kreis Olpe vor schweren Gewittern, heftigem Starkregen und Hagel, wie der WDR berichtet. Es könne zu Überflutungen und Aquaplaning kommen. Im Norden und Südosten soll die Gewitterlage laut Prognose noch bis in die kommende Nacht anhalten, um dann am Donnerstagmorgen Richtung Osten abzuziehen.
Die Unwetter folgen auf einen heißen Wochenstart: Nach vorläufigen Daten des Deutschen Wetterdienstes (DWD) war der Dienstag mit einer Höchsttemperatur von 36,5 Grad der bislang heißeste Tag des Jahres. Der Wert wurde im rheinland-pfälzischen Bad Neuenahr-Ahrweiler gemessen, wie ein Meteorologe des DWD sagte. Damit wurde der bisherige Rekord von Montag mit 35,7 Grad - ebenfalls noch nach vorläufigen Daten - am selben Ort übertroffen.