Fußball-Europameisterschaft Orange ist nicht nur die Müllabfuhr
Ein Fußballfest wie die Europameisterschaft bringt nicht nur gute Stimmung, sondern auch Müllberge mit sich. Die Müllabfuhr in Stuttgart freut sich trotzdem auf die vier Wochen.
Deutschland erwartet ein Fußballfest. 2,7 Millionen Menschen werden die Europameisterschaft in den zehn Fußballstadien verfolgen, etwa sieben Millionen Gäste fiebern in den Fan-Zonen und Public Viewings mit ihren Nationalmannschaften.
Doch wo Millionen Menschen feiern, fallen auch unglaubliche Mengen Abfall und Müll an. In Stuttgart, einer der zehn Spielorte in Deutschland, hat sich die Abfallwirtschaft schon darauf vorbereitet.
Dreischicht-Betrieb
60 zusätzliche Mitarbeitende hat die Abfallwirtschaft Stuttgart (AWS) für den Zeitraum des Fußballturniers organisiert. In einem Dreischicht-Betrieb sollen sie zusammen mit dem bisherigen Team die Stadt rund um die Uhr sauber halten.
Insgesamt sind es 180 Straßenreiniger, die gegen die Müllberge ankämpfen werden. Einer von ihnen ist Maik Makosch, der seine Stadt von der guten Seite präsentieren will: "Wir versuchen, den Müll so gut es geht in den Griff zu bekommen, damit das nicht ein Schandfleck in Stuttgart wird."
Und das nicht nur an den Spieltagen, sondern über die kompletten vier Wochen der Europameisterschaft hinweg. Denn die Fanfeste und die Fanmeile werden durchgehend Menschenmassen anziehen.
Für die Straßenreiniger hat die Abfallwirtschaft in den vergangenen Wochen extra einen eigenen Container-Bau hochgezogen. Denn jeder Mitarbeitende braucht nach dem Dienst Umkleide- und Duschplätze.
Maik Makosch will seine Stadt von der guten Seite präsentieren.
Gute Erinnerungen an die WM 2006
Für den körperlich anstrengenden Dienst während der Europameisterschaft haben sich viele Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen freiwillig gemeldet. Vor allem diejenigen, die schon bei der Weltmeisterschaft 2006 dabei waren. Wie zum Beispiel Straßenreiniger Marco Schleicher: "Als Fußballfan bin ich vor allem gespannt auf die Begeisterung der Leute und die gute Stimmung an Spieltagen", erzählt er im Gespräch mit dem SWR. "Die Begeisterung von den Leuten, die hier zu Gast sind, beeindruckt mich einfach."
Ganz besonders freut er sich auf die Fans der Niederlande. Mit seiner orangenen Uniform bekomme er von ihnen wegen der gleichen Farbe wie die holländische Nationalelf, die auch Oranje genannt wird, meist viel positive Aufmerksamkeit. Zwar haben die Niederlande kein Gruppenspiel in Stuttgart. Je nach Turnierverlauf könnte Oranje aber für das Viertelfinale am 5. Juli nach Stuttgart kommen.
Sicherheit geht vor
Bei den Fußballmeisterschaften wird zwar meistens friedlich zusammen gefeiert, immer wieder gibt es aber auch Ausschreitungen wie beim letzten Finale in London 2021 oder in Marseille 2016. Deshalb mussten alle Müllwerker ein Deeskalationstraining durchlaufen. "Sie sollen sich niemals allein bewegen, immer nur im Team von drei Leuten", erklärt der Vorsitzende des Personalrats, Heiko Webers. "Sicherheit geht vor allem, im Zweifel bleibt eben etwas Abfall liegen."
Auch er war schon bei der WM 2006 im eigenen Land dabei. Damals seien andere Zeiten gewesen, jetzt gebe es mehr weltweite Konflikte, die auch in andere Länder getragen würden. Deshalb sei das Training notwendig gewesen, damit "unsere Leute auch nach Dienstende gesund nach Hause zu ihren Familien kommen können".
Alle sollen Fußball genießen
Für seine Kollegen und Kolleginnen wünscht Webers sich die kommenden vier Wochen vor allem Respekt von allen Besuchern. "Ohne diese Leute wäre eine solche Veranstaltung nicht möglich. Und dementsprechend sollten wir auch alle Reinigungskräfte behandeln."
Ähnlich sieht das auch Straßenreiniger Maik Makosch: "Ich wünsche mir keine Streitereien, und dass alle friedlich miteinander die Fußballspiele genießen."