Tag der Arbeit Mai-Demos "erstaunlich friedlich"
Nach der Großdemo spricht die Polizei vom friedlichsten 1. Mai seit Jahren. Der Tag verlief auch in anderen Großstädten überwiegend ruhig. In Hamburg wurde ein Mann schwer verletzt.
Bei den Mai-Demonstrationen linker Gruppen in mehreren deutschen Städten hat es in diesem Jahr nur wenige Zwischenfälle gegeben. In Berlin sprach die Polizei sogar von einem "erstaunlich friedlichen" Verlauf. "Es deutet sich an, dass es seit 1987 der friedlichste Mai war", sagte ein Polizeisprecher kurz vor Mitternacht. Bis zum frühen Morgen kamen nach Angaben der Leitstelle keine nennenswerten Zwischenfälle hinzu.
Die Berliner Polizei meldete neun Festnahmen bei der traditionellen Demonstration linker und linksextremistischer Gruppen am 1. Mai. Ein Polizist sei nach bisheriger Kenntnis verletzt worden, sagte der Sprecher. Heute soll der Einsatz Thema im neuen Berliner Senat sein. Der neue Regierende Bürgermeister Kai Wegner (CDU) und Innensenatorin Iris Spranger (SPD) wollen eine Auswertung vorstellen.
Antiisraelische Rufe in Berlin
Die sogenannte "Revolutionäre 1. Mai"-Demonstration in Berlin startete am frühen Abend mit mehreren Tausend Menschen. Der Zug lief von Neukölln vorbei an einer neuen Polizeiwache am Kottbusser Tor in Kreuzberg, endete aber schon vorzeitig. Der Veranstalter habe dies mit der Polizeipräsenz begründet, hieß es. Die Polizei sprach von etwa 12.000 Teilnehmenden, die Veranstalter von 20.000.
Verschiedene Blöcke, darunter viele schwarz gekleidete Teilnehmende, formierten sich. Vereinzelt wurden Bengalos oder Böller gezündet. Auch Palästinenserflaggen waren zu sehen und antiisraelische Rufe zu hören. Das Jüdische Forum wertete bei Twitter einige Ausrufe als antisemitisch. Die Polizei hatte für Montag insgesamt 6300 Einsatzkräfte eingeplant.
Ein Schwerverletzter in Hamburg
Am Rande der Veranstaltungen zum 1. Mai in Hamburg wurde ein Mann schwer verletzt. Videoaufnahmen zeigen, wie zahlreiche Demonstranteninnen und Demonstranten die U-Bahnstation Schlump verlassen und offenbar versuchen, vor der Polizei wegzurennen. Dabei rempelt ein Polizist einen der Demonstranten mit Wucht um. Der Mann musste vom Rettungsdienst versorgt werden. Die Polizei bestätigte, dass er schwere Verletzungen erlitt. Jetzt untersucht das Dezernat Interne Ermittlungen den Fall.
Bei einer von Anarchisten organisierten Demonstration in Hamburg kesselten die Beamten eine Gruppe von mehreren Dutzend Vermummten ein. Zuvor hatte ein aus etwa 150 Menschen bestehender schwarzer Block den Abmarsch des Demonstrationszuges durch seine Weigerung verzögert, die Vermummung abzulegen.
Nach Angaben der Polizei nahmen an der Demonstration des Bündnisses "Schwarz-Roter 1. Mai" insgesamt etwa 1000 Menschen teil. Nach dem Eingreifen der Polizei löste der Versammlungsleiter die Kundgebung auf. Zusammen mit ähnlichen Demos lag die Teilnehmerzahl in der Hansestadt bei rund 5000.
Gegendemos in Leipzig und Dresden
Auch in Leipzig war zum Tag der Arbeit ein Großaufgebot der Polizei im Einsatz. In der Messestadt kam es rund um den 1. Mai oft zu Vorfällen, die von linken Gruppen ausgingen. In diesem Jahr blieb es den vorliegenden Informationen zufolge aber ebenfalls ruhig. In der Stadt waren unter anderem Demos angemeldet, die sich gegen eine Veranstaltung von Rechtsextremen in der Stadt richteten.
In Dresden fanden sich ebenfalls Gegendemonstranten zusammen, sie formierten sich gegen eine AfD-Versammlung. Die Partei rief in der Innenstadt zu einer Veranstaltung auf. Es sprach der AfD-Bundessprecher und Bundestagsabgeordnete Tino Chrupalla.
Pyrotechnik und Rauchbomben in Stuttgart
Bei einer ähnlichen Demonstration "Revolutionärer 1. Mai" in Stuttgart musste die Polizei nach eigenen Angaben mehrfach einschreiten. Aktivistinnen und Aktivisten aus dem linksextremen Spektrum hätten sich vermummt, Auflagen nicht weitergegeben und Durchsagen der Beamten mit lauter Musik übertönt, sagte ein Polizeisprecher. Nach dem Wurf einer roten Rauchbombe setzten die Beamten Pfefferspray ein. Mehrere Menschen mussten laut Polizei wegen Augenreizungen behandelt werden.
Der Veranstalter beendete die Kundgebung, dabei sollen Demonstrierende nochmals Pyrotechnik gezündet haben. Zuvor hätten einige Demonstranten aus dem linksextremen Spektrum bei regulären Kundgebungen zum Tag der Arbeit Rauchbomben geschmissen, sagte ein Polizeisprecher. Die Beamten setzten Pfefferspray und Schlagstöcke ein.