Demonstrationen zum 1. Mai "Es geht um die Zukunft der Arbeit"
Was ist Arbeit wert, wie sieht die Arbeit von morgen aus? Auch darum dürfte es heute bei den Mai-Kundgebungen und Festen gehen. Der DGB hat konkrete Forderungen - und die Unterstützung des Arbeitsministers.
"Ungebrochen solidarisch" - diese Überschrift hat der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) seinem traditionellen Aufruf zum 1. Mai gegeben.
"Das Wichtige und Besondere ist, dass ja jetzt allen nochmal besonders spürbar geworden ist, dass die Inflation des vergangenen Jahres ein großes Loch in die Geldbeutel gebrannt hat", erklärt DGB-Chefin Yasmin Fahimi, worauf es ihr in diesem Jahr ankommt. Deswegen gehe es jetzt darum, "wie wir zukünftig dafür sorgen, dass es mehr Tarifverträge, mehr Tariflöhne für alle gibt".
Weil Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) das auch so sieht, will er noch in diesem Jahr ein Tariftreuegesetz auf den Weg bringen. Staatliche Aufträge sollen dann nur noch an Unternehmen gehen, die nach Tarif bezahlen. Tariftreue soll sich also lohnen.
Heil: "Geht auch um Wandel der Arbeit"
Heil will dieses Jahr am 1. Mai gleich an zwei Orten auftreten: in Wolfsburg und in Bremerhaven. "Es ist nicht nur eine gute Tradition, es geht nicht nur um den Wert der Arbeit. Am 1. Mai geht es auch um die Würde der Arbeit und besonders in dieser Zeit auch um den Wandel der Arbeit, damit die Beschäftigten von heute auch die Chance haben, die Arbeit von morgen zu machen."
Die Arbeit von morgen wird für viele Menschen eine andere sein - zum Beispiel für Zehntausende, die heute noch Teile für Verbrennungsmotoren herstellen oder in anderen Bereichen arbeiten, die den Klimazielen im Wege stehen. Gebraucht werden sie stattdessen im Handwerk - und bei den Erneuerbaren Energien sowieso.
Fördermittel für Standorttreue?
Große Veränderungen können für Unruhen und sogar Ausschreitungen sorgen, daran erinnert Steffen Kampeter vom Arbeitgeberverband BDA. "Wir wollen keine französischen Verhältnisse durch die Transformation, sondern wir möchten, dass das sozialpartnerschaftliche Modell auch diese Herausforderung bewältigt", sagt er. "Das ist unsere Mission auch als Arbeitgeber in diesem Bereich." Dafür brauchen die Arbeitgeber eben die Gewerkschaften: um sozialverträgliche und akzeptierte Lösungen zu finden.
Die Linkspartei schlägt einen anderen Ton an: Mit der Mai-Parole "Wir können uns die Reichen nicht mehr leisten" tritt sie unter anderem für eine Vermögenssteuer ein.
Der CDU-Abgeordnete Axel Knoerig unterstützt als Vorsitzender der Arbeitnehmergruppe seiner Fraktion eher die Forderungen des DGB. Der Gedanke, Unternehmenshilfe beim Ausbau Erneuerbarer Energien an eine Standorttreue zu knüpfen, "verdient eine wirklich ernsthafte Debatte", sagt er - damit Investoren nicht Fördermittel einstreichen und sich dann doch baldmöglichst davon machen können.
Mitgliederzahlen sinken weiter
Bei all den Veränderungen der Arbeitswelt macht der DGB einen Vertrauenszuwachs bei den Arbeitskräften hierzulande aus, auch wenn die Mitgliederzahlen noch leicht sinken - auf inzwischen etwa fünfeinhalb Millionen Menschen. Heute werden viele von ihnen demonstrieren oder feiern.
Arbeitsminister Heil betont, dabei gehe es "nicht um Nostalgie, sondern es geht um die Zukunft der Arbeit". Und da wird es noch reichlich Gelegenheiten geben, ungebrochene Solidarität unter Beweis zu stellen.