Befragung in Deutschland Jeder zweite Schwarze erlebt Rassismus
Rassismus ist in Deutschland weit verbreitet. Das zeigt der erste nationale Monitor im Auftrag der Bundesregierung. Schwarze Menschen erleben Diskriminierung demnach vor allem in der Öffentlichkeit - Muslime häufig bei Behörden.
In Deutschland erleben laut einer groß angelegten Befragung vor allem schwarze Menschen rassistische Diskriminierung. Wie aus dem Nationalen Diskriminierungs- und Rassismusmonitor hervorgeht, hat mehr als jede zweite Schwarze Person (54 Prozent) hierzulande Erfahrungen mit Diskriminierung in der Öffentlichkeit gemacht.
Jede fünfte Schwarze Frau (19 Prozent) gibt an, mehrmals im Jahr oder häufiger Bedrohungen oder Belästigungen zu erfahren. Bei Schwarzen Männern sind dies 18 Prozent. Bei asiatischen und muslimischen Männern und Frauen liegen die Werte den Angaben zufolge zwischen zwölf und 14 Prozent. Schwarze Menschen geben zudem häufiger an, dass ihnen regelmäßig mit Angst begegnet werde, was der Monitor als subtile Diskriminierungserfahrungen wertet.
Vom Amt bis zur Arztpraxis
41 Prozent der Schwarzen Männer und 39 Prozent der muslimischen Männer erlebten der Befragung zufolge rassistische Diskriminierung bei der Polizei. Bei weißen Männern seien es neun Prozent. Rund ein Drittel der befragten Schwarzen Frauen erhoben Rassismus-Vorwürfe bei der Polizei. Bei weißen Frauen seien es fünf Prozent.
Auch bei Ämtern und Behörden erlebten diese Gruppen laut Befragung Rassismus. Hier waren es vor allem Muslime: Jede zweite muslimische Person berichtet demnach dort von rassistischer Diskriminierung. Bei asiatischen Menschen seien es 40 Prozent.
Rassismus oder Diskriminierung erlebten diese Gruppen ebenfalls in der Gesundheitsversorgung. "Diskriminierung findet hier an unterschiedlichen Stellen statt. Rassistisch markierte Personen erhalten zum Beispiel schlechter Termine und finden weniger Gehör mit ihren Leiden", sagte der Direktor des Deutschen Zentrums für Integrations- und Migrationsforschung (DeZIM), Frank Kalter.
Frauen häufig im Gesundheitsbereich diskriminiert
Dem Bericht zufolge machen dort Frauen häufiger negative Erfahrungen als Männer: Insgesamt gab mehr als zwei Drittel der muslimischen (68 Prozent) und Schwarzen Frauen (67 Prozent) an, schon einmal von Ärzten oder medizinischem Personal "ungerechter oder schlechter behandelt" worden zu sein. Jeweils mehr als ein Drittel berichtete, dies sogar regelmäßig zu erleben. Auch 61 Prozent der befragten asiatischen Frauen sowie der nicht rassistisch markierten Frauen haben Diskriminierung im Gesundheitswesen erlebt.
Als rassistisch markiert definieren die Macher der Studie beispielsweise Personen, die sich als Schwarz, muslimisch oder asiatisch identifizieren.
Mehr als 21.000 Menschen befragt
Grundlage des Monitors ist eine Untersuchung von Wissenschaftlern des Deutschen Zentrums für Integrations- und Migrationsforschung (DeZIM) von Juni bis November 2022. Nach eigenen Angaben nahmen an der repräsentativen Befragung mehr als 21.000 Personen in Deutschland teil.
Der Bericht soll regelmäßig Auskunft zu Ursachen, Ausmaß und Folgen von Diskriminierung und Rassismus liefern. Die Forschung wird finanziert von der Bundesregierung, die sich in der vergangenen Legislaturperiode zur Bekämpfung von Rechtsextremismus für diese kontinuierliche Untersuchung ausgesprochen hatte.