Brandenburg und Sachsen Kampf gegen Waldbrände geht weiter
Die Feuerwehr kämpft weiter gegen die Waldbrände in Sachsen und in Brandenburg. Die Lage im Nationalpark Sächsische Schweiz hat sich verschärft - Tschechien hilft mit Wasser aus seinen Stauanlagen für die Löscharbeiten.
Hunderte Feuerwehrkräfte kämpfen weiter gegen zwei große Waldbrände im Osten Deutschlands. In Sachsen weitete sich der Waldbrand weiter aus, wie das Landratsamt Sächsische Schweiz-Osterzgebirge mitteilte. Drehender Wind aus Richtung Tschechien hat die Lage im Waldbrandgebiet im Nationalpark Sächsische Schweiz verschärft. Die Bekämpfung der Feuer ist aktuell darauf gerichtet, ein weiteres Übergreifen von Flammen aus dem Nachbarland zu verhindern, teilte das Landratsamt mit.
Tschechien hilft mit Wasser
Hierfür lässt Tschechien mehr Wasser aus seinem System von Stauanlagen in die Elbe ab, um den Kampf gegen die Waldbrände in der Sächsischen und Böhmischen Schweiz zu unterstützen. Der Abfluss aus der sogenannten Moldau-Kaskade werde um 20 Kubikmeter Wasser pro Sekunde erhöht, teilte der tschechische Landwirtschaftsminister Zdenek Nekula bei Twitter mit. Pro Tag seien das mehr als 1,7 Millionen Kubikmeter Wasser zusätzlich.
Hintergrund ist, dass Hubschrauber sowohl auf deutscher als auch tschechischer Seite der Grenze Wasser aus der Elbe in Außenlastbehälter aufnehmen, um es später über den Flammen abzuwerfen. Dafür ist ein gewisser Mindestwasserstand in dem Fluss erforderlich. Die Moldau-Kaskade umfasst unter anderem die großen Stauseen Orlik und Lipno im Südwesten der Tschechischen Republik. Bei Melnik mündet die Moldau in die Elbe.
Ein Teilstück der Elbe wurde für die Wasserentnahme gesperrt. Der sächsische Innenminister Armin Schuster (CDU) und Umweltminister Wolfram Günther (Grüne) waren auf deutscher und tschechischer Seite im Brandgebiet, um sich ein Bild von der Lage zu machen.
250 Hektar Wald in Flammen
"Die Lage ist angespannt", sagte der Sprecher des betroffenen Landkreises, Thomas Kunz. Es seien bisher aber keine Ortschaften oder einzelne Gebäude evakuiert worden, es bestehe derzeit auch keine Gefahr für die Bevölkerung. Laut Kunz gibt es aber entsprechende Konzepte, die rasch umgesetzt werden könnten.
Aktuell stehen den Angaben zufolge etwa 250 Hektar Waldfläche in Flammen. Die Brandentwicklung verlaufe nach wie vor dynamisch. "Die Einsatzkräfte geben dabei ihr Möglichstes, um die Feuer weiter einzudämmen", hieß es weiter. Insgesamt waren rund 340 Feuerwehrleute im Einsatz, dazu 30 Kräfte des Technischen Hilfswerks und von Hilfsorganisationen. Unterstützt wurden sie von zwei Wasserwerfern der Landespolizei, drei Lösch- sowie einem Koordinationshubschrauber der Bundeswehr, fünf Helikoptern von Bundes- und Landespolizei sowie zwei Löschhubschraubern einer privaten Firma.
Das Feuer war am Wochenende im Nationalpark Böhmische Schweiz in Tschechien ausgebrochen und hatte am Montag auf den Nationalpark Sächsische Schweiz übergegriffen. In Bad Schandau in der Sächsischen Schweiz gilt seit Dienstag Katastrophenalarm. Touristen sollen das Gebiet meiden. Die Wälder im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge dürfen bis auf Weiteres nicht betreten werden.
Brandenburg: Feuer im Süden aufgeflammt
Auch im Süden Brandenburgs ist die Gefahr weiterer Waldbrände noch nicht gebannt. Das Feuer sei im Süden des Einsatzgebietes Kölsa-Rehfeld durch heiße Glutnester wieder aufgeflammt, teilte der Elbe-Elster-Kreis mit. Ein Bundeswehrhubschrauber bekämpft die Flammen aus der Luft mit Wassertanks, die bis zu 5000 Liter fassen können. Das Wasser wird aus dem nahen Kiebitzsee bezogen, der für Badegäste derzeit gesperrt ist.
Am Boden unterstützte ein Pionierpanzer der Bundeswehr, um Wege für die Löschkräfte durch das unwegsame Gelände anzulegen und Schneisen zu schlagen, damit sich Flammen nicht mehr so schnell ausbreiten können. Ein weiterer Panzer wird für morgen erwartet.
Rund 300 Einsatzkräfte aus mehreren Landesteilen Brandenburgs kämpfen gegen die Flammen. Die Lage im Einsatzgebiet der Stadt Falkenberg sei unter Kontrolle, hatte es am Morgen geheißen. Die Situation sei mit eigenen Kräften allein nicht zu bewältigen, hieß es vom Verwaltungsstab des Kreises. Deshalb seien Einsatzkräfte aus anderen Teilen des Bundeslandes angefordert worden. Auf welcher Fläche der Waldbrand noch aktiv ist, sollte im Laufe des Tages vermessen werden.
Der Waldbrand in Brandenburg war am Montag ausgebrochen und hatte sich innerhalb kürzester Zeit auf rund 800 Hektar ausgebreitet. Das Bundesland ist in diesem Jahr bereits mehrfach von Wald- und Flächenbränden betroffen gewesen.
Lemke: Wälder widerstandsfähiger machen
Mit Blick auf die Brände will Bundesumweltministerin Steffi Lemke Wälder langfristig widerstandsfähiger gegen die Folgen des Klimawandels machen. Die Grünen-Politikerin sagte der Nachrichtenagentur dpa: "Die Waldbrände sind gefährlich für uns Menschen, wenn sie Siedlungen bedrohen, die Luft verschmutzen und CO2 freisetzen. Zugleich zerstören sie ganze Ökosysteme und ihre Funktionen: Die Waldbrände stören so die Speicherfunktion der Wälder für Wasser und Kohlenstoff massiv."
Es sei daher entscheidend, jetzt die Waldbrände zu bekämpfen und langfristig die Wälder widerstandsfähiger zu machen. Die Bundesregierung unterstütze die Länder nach ihren Möglichkeiten beim Kampf gegen die Flammen, sagte Lemke. Langfristig wolle das Bundesumweltministerium naturnahe Waldökosysteme aufbauen, um sie robuster gegen die Folgen der Klimakrise zu machen. "Gesunde Wälder gehören zu unseren natürlichen Lebensgrundlagen, sie sind Klimaschützer, sorgen für einen ausgeglichenen Wasserhaushalt, bieten Erholungsraum für uns Menschen und sind Hotspots biologischer Vielfalt", so Lemke.
Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) sagte der "Rheinischen Post": "Waldumbau ist das Zauberwort, damit machen wir die Wälder widerstandsfähiger gegen Trockenheit und Hitze. Wir müssen weg von Monokulturen aus Fichten oder Kiefern, hin zu Mischwäldern."