Fußball-EM in Deutschland "Strafe auf dem Fuße" für Krawalltouristen
Millionen Gäste, volle Stadien: Die Fußball-EM in Deutschland ist auch für die Sicherheitsbehörden ein Mammut-Event. Durch Grenzkontrollen, harte Strafen für Chaoten und massive Polizeipräsenz soll die EM sicher werden.
Die Fußball-Europameisterschaft im Juni und Juli in Deutschland ist nicht nur aus sportlicher Sicht ein Großereignis. Auch den Sicherheitsbehörden, der Bundespolizei oder zum Beispiel auch der Bahn stehen heiße Wochen bevor.
Sommermärchen mit Schattenseite
Bundesjustizminister Marco Buschmann ist sich sicher: "Auch Hooligans und Krawalltouristen werden sich auf den Weg nach Deutschland machen." Das sei die Schattenseite eines jeden Sommermärchens, sagte der FDP-Politiker in der Bild am Sonntag. Er forderte harte und sofortige Konsequenzen für Gewalttäter: "Wenn Straftaten begangen werden, sollte dort, wo es möglich ist, die Strafe auf dem Fuße folgen."
Kontrollen an allen deutschen Grenzen
Bundesinnenministerin Nancy Faeser sieht die Behörden gut vorbereitet. "Unsere Bundespolizei wird die deutschen Grenzen, Flughäfen und den Bahnverkehr schützen. Wir sind sehr wachsam und gut vorbereitet", sagte die SPD-Politikerin der Zeitung. Faeser hatte für die EM im Sommer bereits Kontrollen an allen deutschen Grenzen angekündigt. Die Gewerkschaft der Polizei begrüßte dies. Der Vorsitzende Andreas Roßkopf sagte: "Aus den Erfahrungen wissen wir, dass gerade auch gewaltbereite Fußballfans sowie Hooligans solche Großveranstaltungen wie die EM nutzen, um sich treffen." Deutschland hatte unter anderem zur Fußballweltmeisterschaft 2006 schon zeitweilige Grenzkontrollen eingeführt.
14 Sonderzüge der Bahn
Auch die Bahn trifft laut Verkehrsminister Volker Wissing Vorbereitungen für das Mega-Event. Der FDP-Politiker stellte eine Verstärkung der Sicherheitsmaßnahmen im Bahnbetrieb in Aussicht. "An den Bahnhöfen werden ja Kontrollen von Bahn-Sicherheitspersonal und Bundespolizei durchgeführt. Sollten verstärkte Maßnahmen erforderlich sein, werden sie ergriffen", sagte er den Zeitungen der Funke Mediengruppe. "Was nicht möglich ist, ist eine Infrastruktur wie die der Bahn lückenlos an jeder Stelle zu überwachen. Deswegen ist entsprechende Sicherungstechnik im Einsatz."
Nach Angaben des Verkehrsministers hat die Deutsche Bahn bereits rund 50.000 Fahrkarten an Fußballfans verkauft. Während der EM würden 14 Sonderzüge fahren mit täglich 10.000 zusätzlichen Sitzplätzen, sagte Wissing. Fan-Fahrkarten im Fernverkehr kosten 29,90 Euro pro Fahrt, der Nahverkehr zum und vom Stadion ist in der Eintrittskarte inbegriffen.
Die Fußball-EM der Männer findet vom 14. Juni bis zum 14. Juli in Deutschland statt. Nach Angaben des Bundesinnenministeriums werden bis zu zwölf Millionen Besucherinnen und Besucher und 2,7 Millionen Fans in den Stadien erwartet.
Training für den Ernstfall und massive Polizeipräsenz
Die Vorbereitung auf die EM laufe seit Monaten, sagte Sachsens Innenminister Armin Schuster (CDU) vergangene Woche im ARD-Morgenmagazin. Leipzig ist einer der Austragungsorte.
In Bayern trainierten vor Kurzem rund 2.000 Teilnehmer bei einer länderübergreifenden Anti-Terrorübung für den Ernstfall. Das fiktive Szenario war ein Anschlag auf die EM. Neben den Einsatzkonzepten, die fertig seien, mache man aktuell viel Training, befasse sich mit Ausrüstungsfragen und hinterfrage immer wieder die Sicherheitskonzeption, sagte Schuster. "Und dann geht es im Sommer, wenn es losgeht, natürlich um massive Präsenz, gerade da, wo viele Menschenmengen sind, also Public Viewing."
Der jüngste Terroranschlag in Moskau habe keine Auswirkungen auf die Einschätzung zur Lage in Deutschland, betonte ein Sprecher des Bundesinnenministeriums - die Bedrohung durch Islamisten galt ohnehin schon als hoch. "Die Sicherheitsbehörden sind sehr wachsam, weil die islamistische Bedrohung ja keine neue ist." Seit dem Überfall der Hamas auf Israel am 7. Oktober stehe die islamistische Szene insgesamt noch stärker im Fokus der Sicherheitsbehörden.