Corona-Lockerungen Friseure bereiten sich auf Neustart vor
Ab dem 4. Mai können sich die Deutschen wieder von Profis die Haare schneiden lassen. Manches wird ungewohnt und anders sein. Friseurgeschäfte stellen sich auf besondere Herausforderungen ein.
Der graue Haaransatz wird dieser Tage bei vielen immer länger und damit sichtbarer. Auch deswegen warten schon diverse Kunden von Yeliz Cebeci sehnsüchtig auf die Wiederöffnung ihres kleinen Salons "Joy of Hair" in Köln-Niehl. Sie hat gerade erst ihren Anrufbeantworter aufs Handy umgeschaltet und schon haben in einer halben Stunde sechs Kunden angerufen.
Die frischgebackene Mutter hat einen Salon mit fünf Stühlen und ist bekannt dafür, dass sie schnell und günstig schneidet. Viele Kunden kommen vorbei, um sich spontan die Haare schneiden zu lassen.
Jetzt werden sie wohl Wartezeit einplanen müssen, um einen Termin zu bekommen: Zwei Stühle darf Yeliz Cebeci im Salon nicht belegen, um den Sicherheitsabstand einzuhalten. Das bedeutet auch, dass sie nur drei ihrer vier Mitarbeiterinnen aus der Kurzarbeit zurückholen kann.
Für die Kunden wird es teurer
Vieles wird sich in ihrem Laden ändern. Nicht nur die Mitarbeiter müssen Mundschutz tragen. Auch jeder Kunde und jede Kundin soll einen bekommen. Aber die Masken sind immer noch Mangelware. 2,50 Euro müsste Cebeci dafür pro Person berechnen. 1000 Stück hat sie für den Anfang bestellt. Aber die Nachfrage steigt gerade enorm.
Und jedem Kunden müssen die Haare gewaschen werden. Bei Herrenschnitten ist das nicht gerade Standard. "Wenn wir sonst nur 13 Euro für den Herrenschnitt berechnen, kann ich nicht Mundschutz und Waschen gratis obendrauf geben", sagt Yeliz Cebeci.
Raus aus der Kurzarbeit
Ein Gewinn wird es für ihre Mitarbeiterinnen sein, wenn sie wieder arbeiten dürfen, denn mit dem Kurzarbeitergeld haben sie gerade mal 60 Prozent von ihrem Nettogehalt von 1400 Euro bekommen. Dabei wurde aber nicht das Trinkgeld einbezogen, mit dem normalerweise durchaus nochmal die Hälfte ihres Gehalts obendrauf kommt. Darauf mussten sie in den vergangenen Wochen verzichten.
Soforthilfen haben gewirkt
"Das war für viele Angestellte im Friseurhandwerk sicher ein sehr harter Einschnitt", sagt auch Alexander Konrad, Sprecher von Handwerk NRW. Aber die gute Nachricht ist, dass die Soforthilfen für die Betriebe gewirkt hätten.
In Nordrhein-Westfalen wurden bisher ca. 50.000 Anträge auf Soforthilfe von Handwerksbetrieben gestellt, ein Großteil davon von Friseuren. Und bisher seien kaum Insolvenzen zu verzeichnen. "Das kann sich aber noch ändern", so Konrad. Aber für den zurückliegenden Zeitraum habe sich das als "ein tragfähiges Netz" erwiesen.
Frisieren im Schichtbetrieb
Auch Friseurmeister Ralf Henn muss derzeit neu planen. Sein Geschäft "Henn Hair Company" in Rheinbach ist mit 15 Stühlen, sieben Mitarbeitern und zwei Azubis deutlich größer als das von Cebeci. Jetzt wird er nur noch acht Plätze anbieten können. "Als erstes werden wir den Kunden, denen wir vor vier Wochen absagen mussten, neue Termine anbieten", sagt Henn. Aber er hat schon den Anrufbeantworter voll und sein Mail-Fach quillt mit Anfragen über. Eigentlich eine Beruhigung und gute Voraussetzungen für einen Neustart.
Friseurmeister Ralf Henn (Archivbild)
Aber um allen gerecht zu werden und die Kunden nicht zu lange warten zu lassen, überlegt er, die Öffnungszeiten auszudehnen und seine Mitarbeiter im Schichtbetrieb arbeiten zu lassen. Die Kunden werden nur noch auf Termin bedient. Haare waschen wird auch bei ihm zum Standard und ansonsten wird alles desinfiziert, was für die Frisur benötigt wird: Schere, Kamm, Stuhl. Die Kunden bekommen einen Einmalumhang und auch Masken.
"All das müssen natürlich unsere Kunden auch mitmachen", sagt der Friseurmeister und blickt gespannt auf den Neustart. Damit der gelingt, wollen einige Mitarbeiter sogar ihren Urlaub verschieben. Und damit werden sie nicht allein sein.