Suche nach Unfallursache Bundesstelle ermittelt nach Frachter-Kollision
Wie es zur Frachter-Kollision in der Nordsee kommen konnte, ist weiter unklar - nun wurden Ermittlungen aufgenommen. Für die vermissten Seeleute gibt es kaum noch Hoffnung. Auch ein Tauchroboter konnte keine Lebenszeichen im Wrack entdecken.
Nach dem Zusammenstoß zweier Frachter in der Nordsee hat die Bundesstelle für Seeunfalluntersuchung (BSU) mit Ermittlungen zur Unfallursache begonnen. Es handele sich um einen "sehr schweren Seeunfall" mit mindestens einem Todesopfer, sagte der Leiter der BSU, Ulf Kaspera, der Nachrichtenagentur dpa.
Die Untersuchung werde zusammen mit den beiden Flaggenstaaten der Frachter - Bahamas und Großbritannien - geführt, wobei die zuständige Seeunfalluntersuchungsbehörde in Großbritannien die Leitung übernehme. In Kürze fänden die Abstimmungen statt, sagte Kaspera. Mit Untersuchungen habe man aber schon begonnen. Unter anderem seien etwa erste Verkehrsdaten gesichert worden.
Das Frachtschiff "Polesie" liegt inzwischen im Hafen von Cuxhaven.
Unglücksursache weiter unklar
Zügig sollen auch die Besatzungsmitglieder der Frachter befragt werden - etwa die Crew der inzwischen in Cuxhaven liegenden "Polesie". Der andere Frachter, die deutlich kleinere "Verity", war nach dem Zusammenstoß gesunken. Rettungskräfte konnten zwei Seeleute aus dem Wasser retten, ein Seemann wurde tot geborgen. Vier Menschen gelten weiterhin als vermisst.
Wie es zu dem Unglück kommen konnte, ist weiter unklar. Der Unfall ereignete sich an einer Stelle, an der sich zwei Schifffahrtsrouten kreuzen. "Wir gucken natürlich nach: Welche Vorfahrtsregeln gelten da, haben sich die Schiffe gegebenenfalls anders abgesprochen?", sagte Kaspera. Noch könnten dazu keine Angaben gemacht werden.
Tauchroboter findet keine Menschen im Wrack
Unterdessen entdeckte auch ein ferngesteuerter Tauchroboter keine Lebenszeichen im Wrack der "Verity". Es hätten keine Menschen erkannt werden können, sagte ein Sprecher des Havariekommandos. Die Sicht sei nicht schlecht gewesen, das Gerät habe in die Brücke des gesunkenen Küstenmotorschiffs filmen können.
Die Auswertung der Daten des Unterwasserfahrzeugs laufe aber noch. Ein erneuter Tauchgang mit Tauchern zu dem Wrack in rund 30 Metern Tiefe sei definitiv nicht geplant.
"Keine Überlebenschance" mehr
Die Kollision ereignete sich am Dienstagmorgen rund 22 Kilometer südwestlich der Hochseeinsel Helgoland und 31 Kilometer nordöstlich der ostfriesischen Insel Langeoog. Der Unfallort liegt in einem der meistbefahrenen Seegebiete weltweit.
In der vergangenen Nacht hatten Schiffe und Hubschrauber die Deutsche Bucht erneut nach den vier vermissten Seeleuten abgesucht, allerdings ohne Erfolg. Das Havariekommando erklärte daraufhin, dass die Suche eingestellt und an der Wasseroberfläche nicht wieder aufgenommen werde.
Die Voraussetzungen für die Suche hätten sich bei Windstärke sechs und bis zu drei Meter hohen Wellen bereits in der vergangenen Nacht weiter verschlechtert, sagte Benedikt Spangardt vom Havariekommando im ARD-Morgenmagazin. Bei zwölf Grad Wassertemperatur hätten die Vermissten "unter optimalen Bedingungen ein Zeitfenster von 20 Stunden", um zu überleben. Dieses Fenster habe sich in der Nacht geschlossen. Es sei deswegen "nicht sinnvoll", die Suche an der Wasseroberfläche fortzusetzen, sagte Spangardt. Wenn allerdings festgestellt werde, dass es doch noch eine Chance gibt, Menschen zu retten, werde diese natürlich genutzt.
Auch Christian Stipeldey von der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger sagte bei tagesschau24, nach allem, was man wisse, gebe es "keine Überlebenschance" mehr.
"Alles, was helfen konnte, war draußen", Sebastian Duden, NDR, zu eingestellter Suche nach Seeleuten
Sorge vor Umweltkatastrophe
Derweil mehren sich die Sorgen vor einer Umweltkatastrophe. Denn nach NDR-Informationen ist bei dem Unfall Marinediesel ausgetreten. Die "Verity" hatte Stahl geladen, an Bord befinden sich rund 130 Kubikmeter Kraftstoff. Das Wrack liegt in etwa 30 Metern Tiefe.
Niedersachsens Umweltminister Christian Meyer sagte dem NDR, das Schiff sei nicht auseinandergebrochen und Kraftstoff somit nicht flächendeckend ausgetreten. Spezialschiffe beobachteten nun die Situation vor Ort und schauten, ob der Diesel entweder sicher verschlossen ist oder ob man ihn abpumpen kann.
In einer früheren Version dieser Meldung haben wir geschrieben, dass Marinediesel ein Kraftstoff ist, dem Schweröl beigemischt ist. Das ist falsch und wir haben dies korrigiert.
Mehr zum Hintergrund dieser und anderer Korrekturen finden Sie hier: tagesschau.de/korrekturen