Schutz vor Corona-Infektion Welchen Nutzen haben die FFP2-Masken?
Wer in Bayern in Bus und Bahn unterwegs ist oder zum Einkaufen geht, muss ab kommender Woche eine FFP2-Maske tragen. Doch kann diese Maßnahme das Risiko einer Corona-Infektion wirklich reduzieren?
Welchen Vorteil bieten die FFP2-Masken?
FFP2-Masken sind eigentlich Staubschutzmasken und werden vor allem auf Baustellen eingesetzt. Sie können 94 Prozent der Partikel in der Umgebungsluft auffangen. Laut dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte sind sie nachweislich dank der verarbeiteten Vliese auch ein wirksamer Schutz gegen Aerosole. Alltagsmasken seien zwar grundsätzlich in gewissem Umfang auch für das Auffangen von Tröpfchen und Bremsen der Ausatemluft geeignet, doch ihre Filterleistung hänge stark von den verwendeten Stoffen ab.
Nach Angaben der Gesellschaft für Aerosolforschung halten einfache Mund-Nasen-Bedeckungen kleinere Partikel nicht so gut ab und sind demnach für den Selbstschutz kaum geeignet. FFP2-Masken sind dichter und filtern so mehr und auch kleinere Partikel.
Der Präsident der Gesellschaft für Aerosolforschung, Christof Asbach, warnte aber vor falschen Vorstellungen. FFP2-Masken böten selbst dann keinen hundertprozentigen Schutz, wenn sie perfekt getragen würden, sagte Asbach der Nachrichtenagentur dpa. "Man muss sich auch generell von der Vorstellung freimachen, dass es eine einzige Maßnahme gibt, die das Risiko einer Infektion auf null senkt."
Kann Bayern das Infektionsgeschehen bremsen?
Der Krankenhaushygieniker Johannes Knobloch vom Uni-Klinikum Hamburg-Eppendorf ist skeptisch, ob die Maßnahme von Ministerpräsident Markus Söder wirklich etwas bringt. "Sie wird wahrscheinlich keinen großen Effekt haben", sagt der Mediziner auf Anfrage von tagesschau.de . Zurzeit geistere der Begriff FFP2-Maske zwar durch die Diskussionen, doch man verspreche sich zu viel davon.
"Die FFP2-Masken sind eigentlich dafür gedacht, Handwerker beim Bohren vor Feinstaub zu schützen", sagte er. Zwar könnten sie auch Aerosole zurückhalten und werden deshalb in der professionellen medizinischer Versorgung von Patientinnen und Patienten eingesetzt. Doch sobald die Träger, die Maske nicht richtig aufsetzten, sei auch die Filter-Wirkung eingeschränkt. "Ich sehe nicht, dass das Versprechen des besseren Schutzes immer so eingelöst werden kann", sagte Knobloch.
Er sieht gar die Gefahr, dass sich die Menschen mit FFP2-Masken zu geschützt fühlen und wieder mehr Begegnungen mit Mitmenschen riskierten. "Dabei ist beste Maßnahme, Kontakte zu vermeiden." Das werde auch so bis März oder April so bleiben.
Helfen die FFP2-Masken gegen die Virusmutation aus Großbritannien?
Bayerns Regierungschef Söder begründete die FFP2-Pflicht auch mit der Ausbreitung des Coronavirus durch mutierte Formen aus Großbritannien. Einige Fälle wurden in Deutschland bereits nachgewiesen.
"Wir wissen anhand Daten zunächst nur, dass die Mutation noch infektiöser ist", sagte der Krankenhaushygieniker Knobloch. Viele Faktoren, warum die Mutation in Südwales in dieser Heftigkeit ausgebrochen ist, seien noch unbekannt. Er sieht deshalb keine Gewissheit, dass FFP2-Masken besser vor der neuen Variante schützen als ein herkömmlicher Mund-Nasen-Schutz. "Wirksamer ist es, nicht erforderliche Kontakte bis März oder April konsequent zu vermeiden."
Wie werden die Masken richtig getragen?
Damit FFP2-Masken ihre Filterleistung entfalten können, müssen sie dicht am Gesicht ansitzen. Die Deutsche Gesellschaft für Hygiene und Mikrobiologie (DGHM) rät deshalb dazu, beim ersten Aufsetzen der Maske kräftig einzuatmen. Dann sollte sich der Atemschutz deutlich zusammenziehen.
Sowohl die DGHM als auch das Robert Koch-Institut (RKI) bemängeln, dass Laien die FFP2-Masken teilweise nicht richtig tragen. Die Masken werden häufig nicht korrekt an die Gesichtskonturen und die Nase aufgesetzt, so dass sowohl der mögliche Schutz des Trägers, als auch der Schutz der Mitmenschen reduziert oder aufgehoben werden kann, da Luft ungefiltert an den Seiten ausströmt.
Beide Institute raten deshalb dringend, die Masken nur entsprechend der Herstellerangaben anzulegen. Laien sollten darauf achten, wenn sie die Maske wieder aufsetzen, nicht die potenziell kontaminierten Außenseite, zu berühren. Das Infektionsrisiko könne sich dadurch erhöhen.
Die DGHM warnt davor, dass ein Bart die Schutzwirkung beeinträchtigen könne. Der Hygieniker Knobloch rät Bartträgern, sich im Gesicht zu rasieren bevor sie die Maske aufsetzen. "Kürzlich wurde gezeigt, dass bis zu 75 Prozent der Luft ungefiltert an undichten Stellen herausströmen." Unter Umständen sei dann auch eine medizinische Gesichtsmaske besser geeignet.
Wie lange können FFP2-Masken getragen werden?
Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte weist daraufhin, dass die Masken vom Hersteller als Einwegprodukte vorgesehen sind. Sie sollten regelmäßig gewechselt und nach Verwendung entsorgt werden. Auch das Robert Koch-Institut (RKI) betont, bei FFP2-Masken erfolge "keine Wiederverwendung". Die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin empfiehlt, nach Acht-Stunden-Schichten die Masken auszutauschen oder wenn sie durchfeuchtet sind.
FFP2-Masken sollten auch nach dem Benutzen nicht gereinigt werden. Die Deutsche Gesellschaft für Hygiene und Mikrobiologie rät davon ab den Atemschutz durch Waschen, durch Desinfizieren, oder mithilfe einer Mikrowelle aufzubereiten. Forscher der Uni und Fachhochschule Münster empfehlen im privaten Gebrauch, FFP2-Masken nur einen Tag lang zu nutzen. Anschließend sollten sie eine Woche lang trocknen. "In dieser Zeit verlieren potenziell auf den Masken befindliche Viren weitestgehend ihre Infektiosität, so dass anschließend eine Wiederverwendung möglich ist", erklärte Stephan Ludwig, Direktor des Uni-Instituts für Molekulare Virologie. Der Atemschutz könnte auch eine Stunde konstant bei 80 Grad Celsius thermisch behandelt werden.
Wie erkennen Kunden geprüfte FFP2-Masken?
Zu Beginn der Pandemie waren in Deutschland FFP2-Masken Mangelware und explizit medizinischem Personal vorbehalten. Die Bundesregierung musste gar aus China Masken importieren. Sie kamen allerdings zunächst ohne Prüfverfahren und später mit einem Schnelltest ins Land.
Seit 1. Oktober dürfen nur noch jene Masken neu in den Handel gelangen, die ein aufwändiges Prüfverfahren nach EU-Normen durchlaufen haben. Bei ihnen ist dann die Filterleistung von 94 Prozent nachgewiesen worden.
Kunden können diese zertifizierten Masken an dem CE-Zeichen und der vierstelligen Prüfnummer erkennen. Letzte weist nach, wer die Maske getestet hat. So steht die Kennzeichnung CE 0158 für die Dekra, CE 0035 für den TÜV Rheinland. Kunden können die Masken sowohl über den Internetversand als auch bei Apotheken bestellen.
Wer hat Anspruch auf die kostenlosen FFP2-Masken?
Menschen ab 60 Jahren und jüngere Menschen mit Vorerkrankungen. Dazu gehören Asthma, Demenz, Diabetes, chronische Herz- oder Niereninsuffizienz. Auch Schlaganfall- und Krebspatienten sowie Risikoschwangere und Menschen mit Trisomie 21 sind berechtigt. Sie können sich die drei kostenlosen FFP2-Masken oder gleichwertige Modelle bis zum 6. Januar in der Apotheke abholen.
Nach den Plänen des Bundesgesundheitsministeriums sollten ab Januar bis zu 27 Millionen Menschen zwei fälschungssichere Coupons von ihren Krankenkassen erhalten. Die Voucher könnten sie dann für jeweils sechs Masken bei den Apotheken einlösen. Doch der Versand lief bisher schleppend an, beklagte sich der Deutschen Apothekerverbandes (DAV) gegenüber der Nachrichtenagentur dpa.
Die Techniker-Krankenkasse versandte nach eigenen Angaben bisher etwa 20 Prozent der Gutscheine. Bei der Barmer-Krankenkasse sind nach deren Angaben ein Drittel der bestellten Coupons geliefert worden. Die Krankenkassen rechnen damit, dass sich die Aktion bis in den Februar hinein zieht.