Nach EMA-Empfehlung Wie es mit dem Impfstoff weitergeht
Der Biontech/Pfizer-Impfstoff wurde für die EU zugelassen. Wer darf jetzt geimpft werden, wie läuft die Impfung ab? Antworten auf wichtige Fragen zum möglichen Wendepunkt der Corona-Pandemie.
Wann beginnen die Impfungen?
Die Europäische Arzneimittelagentur EMA hat ein positives Gutachten über den Impfstoff der Pharmaunternehmen Biontech und Pfizer vorgelegt, die EU-Kommission hat den Impfstoff zugelassen.
Die einzelnen Chargen müssen nun noch vom Paul-Ehrlich-Institut geprüft und freigegeben werden. Das Institut signalisierte aber bereits, dass die Chargenfreigabe noch am Tag der Zulassung erteilt werden könnte.
Die Impfstoffe werden dann bundesweit an rund 60 Zwischenlager verteilt, wo der Impfstoff gekühlt aufbewahrt wird. Die Orte sind aus Sicherheitsgründen zum Teil nicht bekannt. Vor dort werden sie an ungefähr 400 Impfzentren in Deutschland verteilt - die Transporte sollen polizeilich gesichert werden.
Gesundheitsminister Jens Spahn kündigte an, dass die Impfungen am 27. Dezember starten. Zu Beginn werden aber wohl vor allem mobile Teams in Pflegeheimen und Kliniken unterwegs sein. In Berlin wird etwa damit gerechnet, dass in den Impfzentren ab dem 4. Januar gegen das Coronavirus geimpft werden kann, in Brandenburg laut RBB ab dem 5. Januar.
Reicht der Impfstoff?
Der Impfstoff wird zu Beginn nicht ausreichen, deshalb wird auch priorisiert. "Es ist für alle knapp", sagte Gesundheitsminister Jens Spahn im Bericht aus Berlin. Erwartet würden am 26. Dezember zunächst 151.125 Impfdosen, schrieb Spahn nach der EU-Zulassung auf Twitter. Bis Ende dieses Jahres sollten insgesamt mehr als 1,3 Millionen Impfdosen an die Bundesländer ausgeliefert werden. Im Januar würden dann jede Woche mindestens weitere 670.000 Dosen ausgeliefert.
Im Januar kann in Deutschland laut Gesundheitsministerium mit drei bis vier Millionen Impfdosen gerechnet werden, bis Ende März sollen es elf bis 13 Millionen Dosen sein.
Deutschland erhält insgesamt 85,8 Millionen Impfdosen des Mainzer Herstellers Biontech und seines US-Partners Pfizer. Vom US-Pharmakonzern Moderna 50,5 Millionen wurden Impfdosen gesichert. Mit den insgesamt 136,3 Millionen Impfdosen können bei zwei Impfungen pro Person mehr als 68 Millionen der ungefähr 83 Millionen Einwohner Deutschlands geimpft werden. Das reicht theoretisch, um in Deutschland Herdenimmunität zu erreichen.
Ist der Impfstoff auch bei der mutierten Corona-Variante wirksam?
"Nach dem, was wir bisher wissen, wirkt sich die in Großbritannien festgestellte Mutation des Corona-Virus nicht auf unsere Impfpläne aus", sagt SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach. "Wir müssen nicht davon ausgehen, dass der Impfstoff bei dieser Mutation weniger wirksam ist." Diese Einschätzung teilt auch der Vorsitzende des Weltärztebunde Frank Ulrich Montgomery. Die Mutation des Corona-Virus in Großbritannien stelle die bisherige Impfstrategie nicht infrage.
"Ich sehe da derzeit keinen Grund für Alarm", sagte Richard Neher vom Biozentrum der Universität Basel. Auch Andreas Bergthaler von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (CeMM) in Wien hält die derzeitige Entwicklung nicht für "wahnsinnig alarmierend".
Wer wird zuerst geimpft?
Laut Impfverordnung wurden drei Gruppen mit "höchster", "hoher" und "erhöhter" Priorität festgelegt, laut Gesundheitsministerium sind das folgende Gruppen.
Höchste Priorität:
- Personen ab 80 Jahren
- Personen, die in stationären Einrichtungen für ältere oder pflegebedürftige Menschen behandelt, betreut oder gepflegt werden oder tätig sind
- Pflegekräfte in ambulanten Pflegediensten
- Beschäftigte in medizinischen Einrichtungen wie Intensivstationen, Notaufnahmen, Rettungsdienste, als Leistungserbringer der spezialisierten ambulanten Palliativversorgung, Impfzentren und in Bereichen mit infektionsrelevanten Tätigkeiten
- Beschäftigte in medizinischen Einrichtungen, die Menschen mit einem hohen Risiko behandeln, betreuen oder pflegen (etwa Hämato-Onkologie und Transplantationsmedizin)
Hohe Priorität:
- Über-70-Jährige
- Menschen mit Trisomie 21, Demenz oder geistiger Behinderung, nach einer Organtransplantation
- Enge Kontaktpersonen von über 80-Jährigen oder Bewohnern von Alten- Pflegeheimen und Heimen für geistig Behinderte
- Kontaktpersonen von Schwangeren
- Personen, die in stationären Einrichtungen für geistig behinderter Menschen tätig sind oder bei ambulanten Pflegediensten regelmäßig geistig behinderte Menschen behandeln, betreuen oder pflegen
- Personen, die in Bereichen medizinischer Einrichtungen mit einem hohen oder erhöhten Expositionsrisiko in Bezug auf das Coronavirus tätig sind, insbesondere Ärzte und sonstiges Personal mit regelmäßigem Patientenkontakt, Personal der Blut- und Plasmaspendedienste und in Testzentren
- Polizei- und Ordnungskräfte, die im Dienst, etwa bei Demonstrationen, einem hohen Infektionsrisiko ausgesetzt sind.
- Personen im öffentlichen Gesundheitsdienst und in relevanten Positionen der Krankenhausinfrastruktur
- Personen, die in Flüchtlings- und Obdachloseneinrichtungen leben oder tätig sind
Erhöhte Priorität:
- Über-60-Jährige
- Personen mit folgenden Krankheiten: Adipositas, chronischer Nierenerkrankung, chronischer Lebererkrankung, Immundefizienz oder HIV-Infektion, Diabetes mellitus, Herzerkrankungen, Schlaganfall, Krebs, COPD oder Asthma, Autoimmunerkrankungen und Rheuma
- Beschäftigte in medizinischen Einrichtungen mit niedrigen Expositionsrisiko (Labore) und ohne Betreuung von Patienten mit Verdacht auf Infektionskrankheiten
- Personen in relevanter Position in Regierungen, Verwaltungen und den Verfassungsorganen, in Streitkräften, bei der Polizei, Feuerwehr, Katastrophenschutz und THW, Justiz
- Personen in relevanter Position in Unternehmen der kritischen Infrastruktur, Apotheken und Pharmawirtschaft, öffentliche Versorgung und Entsorgung, Ernährungswirtschaft, Transportwesen, Informationstechnik und Telekommunikation
- Erzieher und Lehrer
- Personen, mit prekären Arbeits- oder Lebensbedingungen
Die Impfung der ersten Gruppe wird nach Worten von Bundesgesundheitsminister Spahn mindestens ein bis zwei Monate dauern. Erst dann werde man darüber nachdenken, das Impfangebot auszuweiten. Spahn kündigte "fließende Übergange" zwischen den Stufen an.
Wie werde ich informiert?
Für eine Impfung ist ein Termin notwendig. Das genaue Prozedere ist noch unklar und könnte sich von Land zu Land unterscheiden. Es soll aber ein telefonisches Anmeldesystem geben - und vermutlich auch eine Online-Anmeldung. Die Adresse und die Telefonnummern sollen demnächst veröffentlicht werden. Die Nummer 116 117 könnte möglicherweise genutzt werden.
Einige Bundesländer wollen Berechtigte unmittelbar nach der Zulassung teils direkt anschreiben. Laut "Bild"-Zeitung könnten Impfberechtigte etwa in Niedersachsen später auch einen Brief mit einem QR-Code zum Scannen mit dem Handy erhalten. Der berechtigt zur Impfteilnahme. In Hamburg sollen laut "Bild" ebenfalls postalisch Kennnummern zur Vorlage im Impfzentrum verschickt werden.
In Thüringen sollen laut MDR Termine online über die Website www.impfen-thueringen.de vergeben werden. Für Menschen, die nicht über einen Internetzugang verfügen, soll die Telefonnummer 03643 / 49 50 490 (noch nicht aktiv) freigeschaltet werden.
Gesundheitsminister Spahn mahnte, dass zum Start der Impfungen "jetzt nicht alle versuchen, gleich einen Termin zu bekommen." Die Impfberechtigten würden informiert, wann es für sie losgehe - etwa per Schreiben oder über eine Hotline.
Laut MDR müssen sich etwa in Sachsen Impfwillige eines Landkreises nicht zwingend in genau diesem Kreis auch impfen lassen. Mit dem ersten Termin wird auch der Termin für die zweite Impfung nach drei Wochen vergeben.
Wo wird geimpft?
Mobile Impfteams sollen zunächst in Alten- und Pflegeheime impfen. In Mecklenburg-Vorpommern sind das etwa 40 mobile Teams, in Bremen sind es zunächst sieben Teams zu je vier Personen. In ganz Deutschland gibt es zudem bereits mehr als 400 Impfzentren wo später deutlich mehr Menschen geimpft werden können. Darunter sind etwa eine Tennishalle in Stuttgart, in Niedersachsen wird eine Jugendherberge zum Impfzentrum, in Düsseldorf die Fußball-Arena. In Sachsen-Anhalt wird ein ehemaliger Supermarkt umfunktioniert. In Hessen ist ein früheres Flughafengelände dabei. In den Impfzentren wird mit Unterstützung niedergelassener Ärzte oder Trägern wie dem Roten Kreuz geimpft. Auch die mobilen Teams sollen an diese Impfzentren angedockt sein.
In einer späteren Phase, wenn mehr Impfstoffe - womöglich auch verschiedener Hersteller - zur Verfügung steht und dieser vielleicht einfacher zu lagern ist, könnte auch in normalen Arztpraxen geimpft werden.
Gibt es dafür inzwischen genug Ärzte?
Immer wieder wurde die Sorge geäußert, dass es für die Impfzentren nicht ausreichend Ärzte geben könnte. Bisher haben sich aber laut Nachrichtenagentur dpa Zehntausende Ärztinnen, Ärzte und weitere Helfer gemeldet. Allein im Kassenärzte-Bezirk Westfalen-Lippe in Nordrhein-Westfalen meldeten sich 8000 medizinisch ausgebildete Menschen, mehr als die Hälfte Ärztinnen und Ärzte. In Bayern haben sich 6000 Ärzte, in Baden-Württemberg 5000 Ärzte grundsätzlich angeboten. Ob es zu bestimmten Zeiten dennoch zu Engpässen kommt, ist bisher unklar.
Und wie soll das Impfen in den Zentren konkret ablaufen?
Die Impfzentren haben Konzepte erarbeitet, damit das Impfen möglichst sicher, schnell und geordnet abläuft. Dabei sollen Warteschlangen vermieden werden. Experten setzen meist auf Impfstraßen als Einbahnstraßen, um Patienten von Station zu Station zu lotsen - von der Anmeldung, wo die Impfberechtigung geprüft wird und man einen Aufklärungsbogen bekommen kann, bis zu einer Zone, wo sich Geimpfte erholen können. Es gibt Wartebereiche, Räume für Arztgespräche und die eigentliche Impfung.
Menschen, die geimpft werden sollen und einen Termin haben, müssen nachweisen, dass sie auch berechtigt sind. Das kann der Personalausweis oder der Pass sein - wenn es um das Alter geht - oder ein ärztliches Attest, wenn es um eine Priorisierung wegen bestimmter Vorerkrankungen geht. Bei Personal im Gesundheitswesen, in der Pflege und der "kritischen Infrastruktur" wie der Polizei sollen Arbeitgeber-Bescheinigungen verlangt werden.
Vor dem Impfen gibt es ein Beratungsgespräch, bei dem Betroffene über die Impfung aufgeklärt werden und nach Vorerkrankungen gefragt wird. Die Impfung selbst kann auch durch nichtärztliches Personal durchgeführt werden. Laut SWR könnte die Impfung insgesamt etwa eine Stunde dauern.
Der Impfstoff wird jeweils in den Oberarm gespritzt - in den Deltamuskel (Musculus deltoideus). "Er könnte im Prinzip in jeden Muskel gespritzt werden, aber die Stelle am Arm ist eben gut zugänglich", sagt Virologe Podbielski. Der Vorteil einer solchen intramuskulären Impfung: Der Wirkstoff bleibt für einige Stunden im Muskel und der Körper hat so Zeit, ihn zu erkennen und darauf zu reagieren.
Wie viele Menschen werden zunächst geimpft?
Bis Ende März sollen bis zu 13 Millionen Impfdosen bereit stehen. Zunächst werden wohl vor allem mobile Teams in Kliniken und Pflegeheimen unterwegs sein. Es wird geschätzt, dass in einem Impfzentrum dann täglich mindestens 1500 Menschen geimpft werden können, mancherorts sogar deutlich mehr. Derzeit ist davon auszugehen, dass jede Person zwei Impfdosen im Abstand von drei bis vier Wochen benötigt.
Allein in Bayern sollen in 99 Impfzentren bis zu 30.000 Impfungen am Tag vorgenommen werden. Ebenfalls bis zu 30.000 tägliche Impfungen peilt Hessen mit 28 Impfzentren an. In Berlin sollen bis zu 20.000 Impfungen am Tag möglich werden, die über sechs Zentren laufen. In Hamburg sollen täglich bis zu 7000 Impfungen machbar sein - in einer Messehalle, in der sieben Zentren je nach Bedarf an- und abgeschaltet werden können.
Dabei werden laut Ministerium nicht-personenbezogene Daten erfasst und ein elektronisches Meldesystem eingerichtet.
Was kostet das Impfen?
Die Impfstoffe und die Beratung sollen kostenfrei zur Verfügung gestellt werden. In der ersten Phase muss jeder aber nachweisen können, dass er zu dem bestimmten Zeitpunkt auch einen Anspruch hat.
Wie wirksam werden die Impfstoffe sein?
Erst eine Woche nach der zweiten Injektion - also rund vier Wochen nach der ersten - bietet der Impfstoff vollen Schutz vor der Krankheit. Die bisherigen Impfstoffe von Biontech/Pfizer und von Moderna haben für Doppelimpfungen nach vorläufigen Daten eine Wirksamkeit von rund 95 Prozent. Der vom Pharmakonzern Astrazeneca entwickelte Impfstoff lag - je nach Verabreichung und Dosierung - bei einer Effektivität von 90 beziehungsweise 62 Prozent. Zusammengenommen ergibt sich daraus eine Wirksamkeit von 70 Prozent. Bei Impfstoffen gegen Masern, Mumps und Röteln gibt es Werte über 90 Prozent, bei Masern 98 bis 99 Porzent.
Wie groß ist die Gefahr von Nebenwirkungen?
Der Biontech-Impfstoff wurde mit einer Prüfgruppe von 44.000 Menschen getestet. Bei den bisherigen Impfstoff-Kandidaten deutet nichts auf größere Gefahren hin. Die Nebenwirkungen seien mild bis moderat gewesen und schnell abgeklungen, hieß es bei der Veröffentlichung der Studienergebnisse. Die schwersten Nebenwirkungen seien nach der Injektion der zweiten Dosis aufgetreten: In 3,8 Prozent der Fälle Müdigkeit und bei zwei Prozent der Fälle Kopfschmerzen. Ältere Erwachsene hätten zu weniger und milderen Nebenwirkungen tendiert. Im Vergleich zu vielen etablierten Impfstoffen wie etwa dem gegen Grippe traten die Nebenwirkungen aber vergleichsweise häufiger auf.
Die Bundesregierung betont, dass trotz der schnelleren Impfstoffentwicklung "kein Herabsenken der Standards für die Zulassung einhergehe". Die Beschleunigung sei damit zu erklären, dass viel Geld investiert wurde und damit Studien ohne Zeitverzögerung im großen Stil durchgeführt werden konnten. Außerdem konnten durch die Priorisierung forschenden Firmen und Labore Zeit sparen und schneller von einer Prüfphase in die nächste gehen.
Zuletzt wurden mehrere Fälle von allergischen Reaktionen nach einer Corona-Impfung bekannt. In Alaska klagte ein Mensch zehn Minuten nach der Impfung über Atembeschwerden und Hautrötungen, beides wurde während der empfohlenen Beobachtungsphase direkt nach der Spritze festgestellt. Auch in Großbritannien gab es Fälle mit allergischen Reaktionen. Die britische Arzneimittelbehörde MHRA rät Menschen mit einer erheblichen allergischen Vorgeschichte von Impfungen mit dem Covid-19-Impfstoff der Pharmaunternehmen Pfizer und Biontech ab.
"Eine derartige Frequenz von allergischen Nebenwirkungen bei hochallergischen Personen ist nicht ungewöhnlich", sagt der Wiener Impfexperte Herwig Kollaritsch. Die Virologin Sandra Ciesek sagte im NDR Podcast, es sei in solchen Fällen zwischen dem Risiko der Infektion und dem Risiko einer Reaktion auf den Impfstoff abzuwägen. "Das ist dann die ärztliche Aufgabe." Der Patient müsse offenlegen, was er für Vorerkrankungen und Allergien habe. "Dann muss man schauen, ob man das eher zurückstellt, bis man mehr Erfahrung hat, ob man sagt: Das machen wir auf jeden Fall, weil Sie sind so eine hohe Risikogruppe."
Die deutschen allergologischen Gesellschaften betonen in einer Stellungnahme, dass Patienten über die möglichen allergischen Reaktionen vor dem Impfen aufgeklärt werden müssen. Zudem müsse abgefragt werden, ob ein Patient entsprechende Probleme schon einmal gehabt habe.
Bundesgesundheitsminister Spahn kündigte zuletzt in den tagesthemen an, dass Bürger nach einer Corona-Impfung die Möglichkeit haben, mögliche Wirkungen und Nebenwirkungen schnell per App zu melden.
Die Verträglichkeit des Impfstoffes wird auch nach Zulassung weiter geprüft.
Wann könnten die nächsten Impfstoffe zugelassen werden?
Die Europäische Arzneimittelagentur EMA will am 6. Januar über die Zulassung eines Corona-Impfstoffes des US-Herstellers Moderna entscheiden. Der Impfstoff wäre damit der zweite sein, der in der EU auf den Markt kommt. Das Mittel hat in Testreihen eine Wirksamkeit von rund 94 Prozent bewiesen. Das Moderna-Präparat ist wie das von Pfizer und Biontech ein sogenannter RNA-Impfstoff. Moderna wurde am Freitag von der US-Gesundheitsbehörde FDA per Notfallzulassung genehmigt.
Die EU-Kommission hat für die EU-Staaten sechs Impfstoffe vertraglich gesichert. Neben dem Vakzin von Biontech/Pfizer und Moderna sind das Mittel von Astrazeneca, Sanofi-GSK, Janssen Pharmaceutica und Curevac.
Wie viel Prozent der Bevölkerung muss geimpft werden?
Nach Ansicht von Experten der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist eine Durchimpfungsrate von 60 bis 70 Prozent der Bevölkerung nötig. Die Berliner Humboldt-Universität hat dazu eine Simulation erstellt. Kanzlerin Angela Merkel sagte bei der jüngsten Regierungsbefragung, dass falls mehr als 40, 50 oder 60 Prozent der Menschen sich nicht impfen lassen wollten, "wir noch sehr lange eine Maske tragen müssen".
Wird es eine bevorzugte Behandlung von Geimpften geben?
Es soll in Deutschland keine Impfpflicht geben. Aufgrund des Hausrechtes könnten Betriebe aber auf eine Impfung oder einen negativen Corona-Test für Gäste bestehen. Die Fluggesellschaft Qantas hatte bereits angekündigt, dass sie von Passagieren auf bestimmten Flügen einen Nachweis verlangen könnte. Ein indirekter Druck durch das Hausrecht etwa von Restaurant- oder Theater-Betreibern lässt sich nach Ansicht von Bundesbildungsministerin Anja Karliczek kaum vermeiden. "Natürlich sind wir ein Land, was Privatwirtschaft hat. Verhindern werden wir das nicht können."
Wann wird es wieder ein normales Leben geben?
Das könnte länger dauern als erhofft. Hygienemaßnahmen, Masken, Kontaktbeschränkungen wird es wohl noch einige Zeit geben. "Wir werden bis weit ins nächste Jahr hinein weiterhin auch diese Regeln brauchen", sagte Spahn den Sendern RTL und ntv. Man könne aber zuversichtlich sein, dass es ab dem Sommer Zug um Zug eine Rückkehr in die Normalität geben könne. Der Sommer sei "eine Perspektive, mit der man umgehen kann". Biontech-Gründer Sahin zeigte sich zuletzt zuversichtlich, dass durch die Impfungen im nächsten Winter wieder ein normales Leben möglich werde. Die WHO-Epidemiologin Maria van Kerkhove sagte im "Spiegel", dass sie erst in der zweiten Jahreshälfte 2021 - wenn jüngere Menschen geimpft würden - mit spürbar sinkenden Fallzahlen rechne. Die Impfung sei nur eine weitere Waffe im Arsenal, aber keine Allheilmittel.