Situation in Deutschland Drogerie-Giganten im Preiskampf
Als die Drogeriekette Schlecker vor knapp sechs Jahren pleiteging, war das ein Schock für die gesamte Branche. Die Konkurrenten machen heute einiges besser als Schlecker. Doch der Preiskampf bleibt hart.
Zwei Giganten dominieren heute den Drogerie-Markt: Rossmann und dm. Rossmann hat dabei mit mehr als 2000 Geschäften das größere Filialnetz in Deutschland, dm den größeren Umsatz. Hinter den beiden belegt das Drogerieunternehmen Müller den dritten Platz.
"Die Drogeriemärkte in Deutschland sind viel wettbewerbsfähiger aufgestellt als damals Schlecker", sagt Martin Fassnacht, Professor für Betriebswirtschaftslehre an der Wirtschaftshochschule WHU bei Koblenz. "Schlecker hatte unattraktive Eigenmarken, eher ungemütliche Geschäfte und verhältnismäßig hohe Preise. All das machen seine Konkurrenten heute besser: Die Läden sind hell und freundlich. Das Sortiment ist groß, die Eigenmarken qualitativ ansprechend."
dm und Rossmann dominieren den Markt
Rossmann und dm haben in den vergangenen Jahren ihren Umsatz konstant steigern können, auch weil es durch das Schlecker-Aus einen Konkurrenten weniger gibt. Trotzdem herrscht in der Branche weiter ein knallharter Preiskampf: Sonnencreme gibt es ab zwei Euro, Lippenbalsam ab 60 Cent.
Rossmann versucht dabei immer wieder, mit Rabattaktionen zu punkten. Allerdings freut das auch den Konkurrenten dm: Dessen Mitarbeiter sind in der Vergangenheit immer wieder in die Filialen des Konkurrenten gezogen, haben massig Ware eingekauft - und diese dann in den eigenen Märkten mit höherer Marge verkauft. Rossmann wollte daraufhin dm-Mitarbeitern den Einkauf verweigern, diese beschwerten sich via Facebook und in anderen sozialen Medien, es kam zu einem Shitstorm gegen Rossmann.
"Irgendwann wird es im Preiskampf der Drogerien Abnutzungserscheinungen geben", meint Wirtschaftsprofessor Fassnacht. Gerade in Großstädten gebe es quasi an jeder Ecke dm- und Rossmann-Filialen - das sind laut Fassnacht zu viele Geschäfte für zu wenige Kunden.
Weniger profitiert als erwartet hätten von dem Schlecker-Aus Supermärkte mit Vollsortiment wie Rewe oder Edeka. "Für Kosmetik-, Beauty- oder Hygieneprodukte gehen viele Kunden dann eben doch in die klassische Drogerie", sagt Betriebswirt Fassnacht.
Amazon bald neuer Wettbewerber
Und: Es rüsten sich schon neue Wettbewerber. Beispielsweise will der Online-Gigant Amazon bald im großen Stil Beauty- und Kosmetikprodukte in Deutschland verkaufen. In einem ersten Test verkauft Amazon schon Rossmann-Produkte, eigene Kosmetikprodukte sollen bald folgen.
Bisher reagieren die etablierten Platzhirsche gelassen: Kosmetikprodukte seien ein sehr "beratungsintensives" Feld, heißt es zum Beispiel bei dm. Die Kunden kämen bewusst in die analogen Geschäfte, um sich beraten zu lassen und sie auszuprobieren.
"Aktuell macht das Onlinegeschäft bei Drogerieprodukten nur einen Bruchteil aus, etwa ein Prozent", bestätigt auch Wirtschaftsexperte Fassnacht. "Ich gehe aber davon aus, dass dieser Anteil deutlich steigern wird. Denn wenn ich meinen Lieblingslippenstift oder mein Lieblingsdeo über den analogen Drogeriemarkt gefunden habe, kann ich dieses Produkt dann sehr leicht immer wieder digital nachbestellen. Die Drogeriemärkte werden in der Zukunft mit Amazon zu kämpfen haben - denn an sich eignen sich diese Produkte aufgrund ihrer Unverderblichkeit perfekt für den Onlineversand."
Drogeriemärkte setzen auf Beauty-Blogger
Um darauf vorbereitet zu sein, haben dm und Rossmann ihre Onlineshops bereits deutlich aufgehübscht. Beide Konzerne setzen zudem auch auf Beauty-Blogger, die in Instagram-Fotos oder Youtube-Videos Wimperntusche, Haargel oder Abdeckstifte präsentieren. "Die Drogeriemärkte haben die junge, netzaffine Zielgruppe gut im Blick und geben sich ein frisches Image", sagt Wirtschaftsprofessor Fassnacht. Allerdings stehen diese Kooperationen zwischen Drogerien und Internetstars wegen des Verdachts auf Schleichwerbung in der Kritik.