Das niedersächsische Kohlekraftwerk Mehrum und Windräder im Nebel (Archivbild)

Trotz teils gestiegener Emissionen Deutschland erreicht Klimaziel 2022

Stand: 15.03.2023 14:55 Uhr

Deutschland hat sein Klimaziel für das Jahr 2022 geschafft und weniger Treibhausgase ausgestoßen als im Jahr zuvor. Zu verdanken ist das vor allem einem Rückgang bei der Industrie - Sektoren wie Verkehr und Energie emittierten dagegen mehr.

Von Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version des Textes hieß es, auch der Energiesektor habe sein Klimaziel verfehlt. Dies trifft nicht zu: Die Emissionen in dem Bereich sind zwar gestiegen, dennoch wurde das Klimaziel knapp erreicht. Wir haben den Absatz angepasst.

Deutschland hat im vergangenen Jahr insgesamt weniger Treibhausgase ausgestoßen und sein Klimaziel damit erreicht. Der Ausstoß ging im Vergleich zum Vorjahr um 1,9 Prozent auf 746 Millionen Tonnen zurück, wie das Umweltbundesamt erklärte.

Problembereiche: Energie, Verkehr, Gebäude

Im Energiebereich ging zwar der Gasverbrauch zurück, dafür wurde mehr Kohle verbrannt. Die Energie-Emissionen stiegen um 4,4 Prozent auf 256 Millionen Tonnen - trotzdem erreichte der Sektor aber sein Klimaziel knapp.

Ihre Klimaziele nicht erreicht haben die Sektoren Verkehr und Gebäude. Im Verkehrsbereich stiegen die Emissionen um 0,7 Prozent auf 148 Millionen Tonnen Klimagase. Im Gebäudebereich sanken die Emissionen zwar um 5,3 Prozent auf 112 Millionen Tonnen, das Klimaziel verfehlte der Sektor aber dennoch.

Rückgang dank Industrie

Dass das Gesamtziel trotzdem erreicht wurde, liegt an einem kräftigen Emissionsrückgang der Industrie. Hier sank die ausgestoßene Menge an Klimagasen um 10,4 Prozent auf 164 Millionen Tonnen. Auch die Landwirtschaft verringerte ihre Emissionen, dies lag laut Umweltbundesamt daran, dass weniger Schweine gehalten und weniger Mineraldünger eingesetzt wurde.

Anteil Erneuerbarer wächst weiter - aber zu langsam

Erstmals stieg laut Bundesamt der Anteil erneuerbarer Energien am Bruttoendenergieverbrauch auf mehr als 20 Prozent. Der Bruttoendenergieverbrauch bezeichnet den Verbrauch an Strom, Wärme und Kraftstoffen. Beim Bruttostromverbrauch, der sich nur auf den Stromsektor bezieht, betrug der Anteil der Erneuerbaren 46,2 Prozent.

Der Präsident des Umweltbundesamtes, Dirk Messner, mahnte dennoch zur Eile: "Wir müssen es schaffen, dreimal so viele Kapazitäten wie bisher zu installieren, um den Anteil der Erneuerbaren an der Stromerzeugung bis 2030 auf 80 Prozent zu steigern." Denn zum Erreichen der Klimaziele der Bundesregierung müssten nun "pro Jahr sechs Prozent Emissionen gemindert werden". Dies bedeute eine drastische Beschleunigung des Ausbaus, denn seit 2010 liege die Minderung pro Jahr bei unter zwei Prozent.

Ministerien müssen Sofortmaßnahmen vorlegen

Die Emissionsdaten des Bundesamtes werden nun vom Expertenrat für Klimafragen geprüft, der dafür einen Monat Zeit hat. Danach haben die für Verkehr und Gebäude zuständigen Ministerien drei Monate Zeit, um ein Sofortprogramm zum Erreichen der Klimaziele vorzulegen.

Philip Brost, Philip Brost, ARD Berlin, 15.03.2023 11:42 Uhr

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Inforadio am 15. März 2023 um 11:01 Uhr.