CO2-Ausstoß von Dienstautos Mit schlechtem Beispiel voran
Die Deutsche Umwelthilfe hat erneut die zu hohen CO2-Emissionen bei Dienstautos von Spitzenpolitikern kritisiert. Dabei hat im Bundeskabinett der Wagen von Verkehrsminister Scheuer den höchsten realen CO2-Ausstoß.
Kein einziger Spitzenpolitiker hält mit seinem Dienstwagen den Grenzwert der EU von aktuell noch 130 Gramm Kohlendioxid pro Kilometer im Realbetrieb ein. Das ist das ernüchternde Ergebnis des mittlerweile 13. Dienstwagenchecks der Deutschen Umwelthilfe (DUH). Dabei hat unter den Kabinettsmitgliedern ausgerechnet der Wagen von Verkehrsminister Andreas Scheuer den höchsten realen CO2-Ausstoß - obwohl es ein Benzin-Elektro-Hybridwagen ist. Der BMW 745Le xDrive stößt 258 Gramm CO2 pro Kilometer aus.
Knapp hinter Scheuer landen die Benzin-Elektro-Hybride von Justizministerin Christine Lambrecht und Umweltministerin Svenja Schulze. Unter den Länderchefs rangiert der Regierende Bürgermeister von Berlin, Michael Müller, mit satten 408 Gramm pro Kilometer erneut auf dem letzten Platz.
"Es regiert offenbar die Ignoranz"
Die stellvertretende Bundesgeschäftsführerin der Umwelthilfe, Barbara Metz, sprach von einer ernüchternden Bilanz in einem Jahr, in dem Millionen Menschen für den Klimaschutz auf die Straße gegangen seien. "Wenn es um den eigenen Dienstwagen geht, regiert offenbar die Ignoranz", hieß es in der Veröffentlichung.
Den niedrigsten CO2-Ausstoß im Bundeskabinett hatte der Dienstwagen von Entwicklungsminister Gerd Müller und das Diesel-Auto von Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner. Diesel-Pkw haben in dem Fall ganz offensichtlich einen niedrigen CO2-Ausstoß, sie sind aber laut Umweltbundesamt Hauptquelle für Stickoxid in den Städten. Unter den Länderchefs hat laut DUH der Benzin-Hybrid des Bremer Bürgermeisters Andreas Bovenschulte, der teilweise elektrisch fährt, die niedrigsten Emissionen.
Unterschiedliche Ausstoß-Definitionen
Die Angaben beruhen auf Abfragen bei den Ministerien und eigenen Berechnungen. Insgesamt wurden 245 Bundes- und Landespolitiker zu ihren 237 Dienstwagen befragt. Davon verfügten 143 Fahrzeuge über Dieselantrieb, 74 seien mit Plug-In-Hybridantrieb ausgestattet. 17 der Autos seien konventionelle Benziner, drei elektrobetrieben gewesen. Besondere Kritik der Umwelthilfe richtet sich gegen Modelle mit Plug-In-Hybriden. Diese seien als die Antriebsart mit den höchsten Abweichungen zwischen offiziellem und realem CO2-Ausstoß "enttarnt" worden, erklärte Metz. Praxistests zufolge würden diese Fahrzeuge vorwiegend im extrem ineffizienten Verbrennermodus betrieben, hieß es zur Begründung.
Die Definition "realer Ausstoß" der DUH ist nicht identisch mit den Angaben zum offiziellen CO2-Normausstoß der Autohersteller, die deutlich tiefer liegen. Bei ihrer eigenen Erhebung stützt sich die Umwelthilfe auf Daten des Umweltforschungsverbunds ICCT.