Coronavirus-Lockerungen Der Norden geht voran
Weil die Neuinfektionen niedrig blieben, öffnet sich der Norden schneller wieder als manch andere Landesteile. Dabei steht besonders die Gastronomie im Fokus. Mecklenburg-Vorpommern will zudem schon bald wieder auswärtige Besucher begrüßen.
Das Tourismusland Mecklenburg-Vorpommern öffnet wieder seine Gaststätten und beendet noch vor Pfingsten das mehrwöchige Einreiseverbot für auswärtige Touristen. Basis für diese weitreichende Entscheidung sei die weiterhin geringe Zahl von Corona-Neuinfektionen trotz Ladenöffnung und teilweiser Wiederaufnahme des Schulbetriebs.
"Die Lockerungen in den letzten 14 Tagen haben gut funktioniert, die Infektionslage ist weiter stabil", sagte Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD). Zuvor hatten sich Vertreter von Landesregierung und Gastgewerbe in der gemeinsamen Task Force Tourismus auf einen Stufenplan zum Neustart des Gastgewerbes im Nordosten verständigt. Demnach sollen zunächst die Gaststätten im Land vom Samstag an von 6 bis 21 Uhr unter strikten Hygieneauflagen und mit maximal sechs Erwachsenen je Tisch für Einheimische öffnen dürfen. Kellner und Servicepersonal sollen Masken tragen, Gäste aber nicht.
Beliebtestes Reiseziel der Deutschen
Am 18. Mai sollen auch Hotels, Pensionen und Ferienwohnungen für Einheimische öffnen. Zum 25. Mai soll dann das seit Mitte März geltende Einreiseverbot für Touristen aus anderen Bundesländern aufgehoben werden. Damit wäre nach dem verpassten Ostergeschäft Pfingsturlaub von Ende Mai an der Ostsee oder in der Mecklenburgischen Seenplatte wieder für alle Bundesbürger möglich.
Den Hotels ist aber zunächst nur die Vermietung von maximal 60 Prozent ihrer Bettenkapazitäten erlaubt. Der Fremdenverkehr, der im industrieschwachen Nordosten als eine tragende wirtschaftliche Säule gilt, hatte besonders unter den coronabedingten Zwangsschließungen zu leiden. Mecklenburg-Vorpommern gilt als beliebtestes Reiseziel der Deutschen im Inland.
Tschentscher: Über Gastronomie-Einschränkungen sprechen
Auch Hamburgs Erster Bürgermeister Peter Tschentscher will über Lockerungen der Corona-Einschränkungen in der Gastronomie sprechen. "Ich denke, wir können uns dort auch weitere Schritte erlauben", sagte der SPD-Politiker in einem ARD Extra. In der Branche gebe es "jetzt wirklich auch Druck". Tschentscher warb für ein weiteres gemeinsames Vorgehen von Bund und Ländern. "Wir haben gute Erfahrungen damit gemacht, dass wir für ganz Deutschland ein Rahmenkonzept haben, in das sich die Länder dann einfügen". Bei diesem Erfolgskonzept solle man bleiben.
Wichtig sei, dass man trotz der aktuell guten Zahlen die Disziplin nicht verliere. Morgen treffen sich Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und die Ministerpräsidenten der Länder erneut und beraten über das weitere Vorgehen in der Corona-Krise. Kita, Schule und Sport stehen dabei im Fokus, der Gastronomie soll laut Bundesregierung eine Perspektive aufgezeigt werden. Unter Verweis auf regionale Unterschiede pochen Länderregierungschefs zunehmend darauf, eigene Wege gehen zu können.
Der Hamburger Senat will schon heute über einige Lockerungen entscheiden. Dafür sollen die Vereinbarungen von Bund und Ländern aus der vergangenen Woche konkret umgesetzt werden. Danach können Spielplätze unter Auflagen wieder öffnen und auch Gottesdienste stattfinden. Auf die Öffnung von Museen, Gedenkstätten, Zoos und botanischen Gärten hatten sich die Regierungschefs ebenfalls verständigt. Bereits am Montag durften Schüler von bestimmten Klassen wieder in die Schule gehen und Friseurläden öffnen.
Weil sieht keinen Überbietungswettbewerb
Unterstützung erhielt Tschentscher vom niedersächsischen Ministerpräsidenten Weil. Dieser sprach sich in den tagesthemen ebenfalls für ein bundeweites Lockerungskonzept aus.
Deutschland sei in eine neue Phase der Lockerungen eingetreten, so Weil. "Wir müssen uns fragen, ob wir all den Gruppen gerecht werden, die große Probleme haben." Die niedersächsische Landesregierung hatte zuvor einen Stufenplan zur Lockerung der Corona-Maßnahmen vorgestellt. Demnach soll ab dem kommenden Montag die Gastronomie mit Einschränkungen wieder öffnen. Restaurants, Gaststätten und Biergärten sollen dann mit maximal der Hälfte der Plätze für Gäste öffnen können. Dennoch befinde sich sein Bundesland nicht in einem Überbietungswettbewerb, so Weil.