Coronavirus in Deutschland Zahl der Infizierten steigt weiter
Veranstaltungen werden abgesagt, etliche Menschen sollen als Vorsichtsmaßnahme zu Hause bleiben: Das Coronavirus breitet sich in Deutschland weiter aus. NRW ist am stärksten betroffen. Mancherorts bleiben am Montag Schulen geschlossen.
In Deutschland gibt es weitere Infektionen mit dem Coronavirus. Im Laufe des Samstags meldeten Nordrhein-Westfalen, Bremen, Bayern und Baden-Württemberg bestätigte Fälle. Damit sind deutschlandweit etwa 70 Menschen mit dem Coronavirus infiziert.
In Mönchengladbach infizierte sich eine Lehrkraft einer Grundschule. Das teilte die Stadt mit und kündigte die Schließung der Grundschule mitsamt eines dazugehörenden Teilstandorts bis zum 15. März an.
Die Lehrkraft befinde sich seit Donnerstag in häuslicher Quarantäne und habe zuvor an einem Unterrichtstag Kontakt zu Schülern der dritten Klassen sowie zum Lehrerkollegium gehabt. Daher sollen die rund 70 Schüler der dritten Klassen, alle 30 Lehrer und das übrige Schulpersonal in häuslicher Quarantäne bleiben.
Kreis Heinsberg weiter stark betroffen
Nach wie vor stark betroffen in NRW ist der Kreis Heinsberg. Dort wurde bei vier Kindern eine Infektion mit dem Coronavirus nachgewiesen. Sie gehen alle in eine Kita des Kreises, in der eine inzwischen erkrankte Frau als Erzieherin arbeitet. Den Kindern gehe es gut, teilte der Kreis Heinsberg nach einer Sitzung des Krisenstabs mit. Sie zeigten "allenfalls leichte Erkältungssymptome", sagte eine Sprecherin. Sie hatten sich einem freiwilligen Test auf das Virus unterzogen.
Insgesamt sei die Zahl der Personen, die sich mit dem Erreger im Kreis Heinsberg nachweislich infizierten, nun auf 60 gestiegen. Alle Personen, die unmittelbar zu einer infizierten Person Kontakt hatten und die selbst Krankheitssymptome zeigen, sollen sich in häusliche Quarantäne begeben.
Coronavirus ist die geläufigste Bezeichnung für das neuartige Virus aus China. Dessen offizieller Name, den die WHO festgelegt hat, lautet Sars-CoV-2. Die aus dem Virus resultierende Lungenkrankheit heißt Covid-19.
Krisenstäbe tagen
Das Virus erreichte auch die Millionenstadt Köln. Daneben wurden auch aus Bonn, dem Sauerland und dem Raum Aachen Fälle gemeldet. Einige Schulen werden am Montag nicht öffnen. Viele Krisenstäbe tagen, Kommunen melden Verdachtsfälle, Erkrankungen oder Vorsichtsmaßnahmen - oft verbunden mit der Botschaft: nicht in Panik verfallen.
Bei dem ersten in Bremen bestätigten Fall handelt es sich um eine Frau, die sich noch bis Donnerstag im Iran aufgehalten habe, teilte der Senat der Hansestadt mit. Das Land am Persischen Golf ist im internationalen Vergleich relativ stark betroffen. Die Patientin werde derzeit in einer Klinik behandelt, sie zeige nur leichte Symptome. Das Gesundheitsamt sei in direktem Kontakt mit ihr. Ziel sei es, Kontaktpersonen zu ermitteln und erforderliche Maßnahmen zur Eindämmung einzuleiten.
Wer im Risikogebiet war, soll zu Hause bleiben
In Baden-Württemberg hat das Innenministerium neben Kindern, Schülern, Lehrern und vielen Beamten nun auch Polizisten empfohlen, vorsorglich zu Hause bleiben, wenn sie sich zuletzt in einem Risikogebiet für das neuartige Coronavirus aufgehalten haben. Die Beamten würden vom Dienst freigestellt, bis ihr Gesundheitszustand zweifelsfrei geklärt sei. Risikogebiete sind nach Ministeriumsangaben die norditalienische Provinz Lodi in der Region Lombardei und die Stadt Vo in der Region Venetien sowie Teile Chinas, des Irans und Südkoreas.
Wegen des Virus Sars-CoV-2 wurden unterdessen zahlreiche Veranstaltungen abgesagt. Unter anderem strich der Restaurantführer Guide Michelin die für kommende Woche geplante Sterneverleihung in Hamburg. Starköche sollen nun auf digitalem Weg ausgezeichnet werden. Mehrere Fachmesse wurden zudem verschoben, darunter "Pro Wein", "Beauty" und "Top Hair" in Düsseldorf sowie in Köln die Fitnessmesse Fibo und die Kölner Eisenwarenmesse. Am Freitag war bereits die weltgrößte Reisemesse, die ITB in Berlin, abgesagt worden.
Nicht-verderbliche Lebensmittel gefragt
In den Supermärkten in Deutschland greifen die Kunden vermehrt zu langlebigen Lebensmitteln und Getränken. Auch Regale mit Reinigungstüchern oder Desinfektionsmitteln waren weitgehend leer. Nach Einschätzung des Handels drohen deswegen aber keine Engpässe. Die Lieferstrukturen seien effizient und gut vorbereitet, die Versorgung der Bevölkerung gewährleistet, sagte der Sprecher des Handelsverbands Deutschland, Kai Falk, der Deutschen Presse-Agentur.