Verdacht der sexuellen Belästigung Generalmajor Kurczyk überraschend suspendiert
Erst im vergangenen Jahr wurde Generalmajor Marcus Kurczyk zum Kommandeur für die Innere Führung der Bundeswehr ernannt. Nun wurde er vorläufig suspendiert. Nach "Spiegel"-Informationen besteht der Verdacht der sexuellen Belästigung.
Generalinspekteur Carsten Breuer hat den Kommandeur des Zentrums Innere Führung der Bundeswehr, Generalmajor Marcus Kurczyk, vorläufig von seinen Aufgaben entbunden. Das teilte das Verteidigungsministerium mit.
Das Zentrum Innere Führung bildet militärische Führungskräfte in Lehrgängen zur Führungskultur der Streitkräfte und zu den ethischen Grundlagen des Soldatenberufes aus und weiter. Durch seine Position ist der Fall Kurczyk besonders brisant. Offenbar wird dem General mutmaßliche sexuelle Belästigung vorgeworfen, wie das Nachrichtenmagazin "Spiegel" berichtet. Das Verteidigungsministerium äußerte sich nicht zu den Gründen für die Suspendierung.
Beschwerde gegen Kurczyk eingegangen
Nach den Angaben des "Spiegel" ist am Freitag eine Beschwerde gegen den Kommandeur eingegangen. Am Samstagnachmittag habe das Verteidigungsministerium den Bundestag informiert, die vorläufige Suspendierung Kurczyks erfolgte ebenfalls am Samstag.
In dem Artikel beruft sich der "Spiegel" auf Quellen im Wehrressort. Demnach soll Kurczyk vor gut einer Woche am Rande eines Sportevents versucht haben, einen Soldaten gegen dessen Willen auf den Mund zu küssen. Nachdem das mutmaßliche Opfer Beschwerde eingelegt hatte, werde der Fall nun intern geprüft, hieß es. Eine Anfrage des "Spiegel" an Kurczyk blieb unbeantwortet.
Der 58-jährige Kurczyk hatte den Posten in Koblenz erst im vergangenen Jahr übernommen. Zuvor war er Kommandeur des Landeskommandos Mecklenburg-Vorpommern in Schwerin. Der Chef des Stabes im Zentrum Innere Führung, Thomas Berger, wird laut der Mitteilung des Verteidigungsministeriums die Aufgaben des Kommandeurs bis auf Weiteres übernehmen.
Zahl der sexuellen Übergriffe nahm zuletzt zu
Zuletzt nahmen sexuelle Verstöße bei der Bundeswehr zu - das legt der Bericht der Wehrbeauftragten vom März nahe. Darin enthalten waren auch Zahlen zu Verstößen gegen die sexuelle Selbstbestimmung: für 2022 werden 357 meldepflichtige Ereignisse aufgeführt. Im Vorjahr seien es noch 303 gewesen und auch im Jahr vor der Corona-Pandemie waren es weniger. Wie viel genau, wurde nicht angegeben.
Eine bundeswehrinterne Untersuchung habe festgestellt, dass 80 Prozent der Betroffenen weiblich seien und ein Drittel der sexuellen Übergriffe unter Alkoholeinfluss geschehe, heißt es in dem Bericht.
Nach Informationen des "Spiegel" will sich der Bundestag am Mittwoch mit sexuellen Übergriffen bei der Bundeswehr befassen. Voraussichtlich dürfte es dann auch um den Fall Kurczyk gehen.