Bundeswehr Heikle Evakuierungsmission im Sudan
Die Evakuierungsmission im Sudan läuft auf Hochtouren: Insgesamt 311 Menschen hat die Bundeswehr aus dem umkämpften Land über Jordanien in Sicherheit gebracht. Bei dem nun gestarteten Einsatz lief bislang offenbar alles nach Plan.
Raus. Raus aus dem Krisengebiet, das manche mittlerweile als Bürgerkriegsgebiet bezeichnen. Bei zahlreichen Deutschen, die zuletzt in ihren Wohnungen im Sudan über Tage ausharren mussten - bei knapp werdendem Strom, Wasser, Lebensmitteln - ist die Erleichterung gewaltig, es außer Landes geschafft zu haben.
Und auch bei Michael Roth, dem Vorsitzenden des Auswärtigen Ausschusses im Bundestag: "Spätestens nach dem Scheitern der ersten Evakuierungsmaßnahme am Wochenende war klar, dass es eine sehr, sehr gefährliche Mission ist", sagte der SPD-Politiker dem ARD-Hauptstadtstudio. "Und ich freue mich, dass es uns und vielen anderen Partnern gelungen ist, möglichst viele Menschen aus dieser brandgefährlichen Situation herauszuholen."
In der Tat: Am Samstagabend musste eine vom Al-Azrak-Stützpunkt in Jordanien aus gestartete A400M-Maschine der Bundeswehr zunächst unverrichteter Dinge wieder umkehren, weil es keine Landegenehmigung gab. Zuvor hatte die Luftwaffe bereits am Mittwoch drei Maschinen in Richtung Sudan geschickt - weil eine Landung am umkämpften Flughafen viel zu gefährlich war, kehrten sie nach Deutschland zurück.
"Keinerlei kritische Momente"
Seitdem hatte sich in täglichen Tag- und Nachtsitzungen der Krisenstab der Bundesregierung den Kopf darüber zerbrochen, wie man die mindestens 300 im Land festsitzenden Deutschen herausbekommen könnte. Die Erklärung von Feuerpausen der sich bekämpfenden Konfliktparteien am Wochenende wollte man dann unbedingt nutzen: "Die waren zwar brüchig. Aber die Intensität der Kämpfe hat schon abgenommen, insofern hat sich dieses Fenster für uns und andere Partner geöffnet", sagte Außenamtssprecher Christian Wagner.
Um nicht direkt in die Hauptstadt hineinfliegen zu müssen, nutzten Deutschland und Partner wie Frankreich, Großbritannien und andere einen Flughafen am Rande Khartums, der zudem mit der Zusage der sudanesischen Armee versehen war, hier für Sicherheit zu sorgen. Trotzdem: Um das Risiko so klein wie möglich zu halten, sind unter anderem für solche Rettungsaktionen ausgebildete Fallschirmjäger und das Kommando Spezialkräfte (KSK) an der Mission beteiligt. Bis zum Montagmittag konnte der Sprecher des Verteidigungsministeriums, Arne Collatz, feststellen: "Keinerlei kritische Momente nach jetzigem Stand. Wir hoffen, dass das so bleibt."
Bundestagszustimmung erst im Nachhinein
Vielen sind noch die Bilder von der chaotischen Evakuierungsmission vom August 2021 in Afghanistan in ebenso lebhafter wie bedrückender Erinnerung. So etwas galt es im Sudan - auch wenn sich das Land schwer mit Afghanistan vergleichen lässt - um jeden Preis zu vermeiden. Das scheint, so die erste vorsichtige Zwischenbilanz, gelungen. Auch wenn unklar ist, wie viele Deutsche sich nach wie vor im Land aufhalten - und wann genau sich das Zeitfenster zum Ausfliegen in Richtung Jordanien wieder schließt.
Fast etwas nebensächlich wirkt angesichts all dessen die Tatsache, dass natürlich der Bundestag die Evakuierungsmission bejahen muss - nachträglich in dem Fall, wie der Chefsprecher von Kanzler Olaf Scholz, Steffen Hebestreit, erläuterte: "Die vorherige Befassung des Deutschen Bundestags hätte das Leben der zu rettenden Menschen gefährdet", sagte Hebestreit. In dem Fall bitte man also erst im Nachhinein um Zustimmung für die Operation. Dass dieses Mandat nachträglich beschlossen wird, daran gibt es kaum einen Zweifel.
Eine durchaus bedrückendere Frage ist die, wie es eigentlich in dem Krisenstaat weitergehen soll, wenn die Kämpfe wieder zunehmen - und ob der Konflikt auch auf Nachbarstaaten ausstrahlt. Man müsse "den Sudan fest im Blick behalten", sagte Hebestreit. Da die deutsche Botschaft aus Sicherheitsgründen nunmehr komplett heruntergefahren wird, dürfte das nicht einfach werden.