BKA meldet Erfolg "Bedeutender Schlag gegen die Cybercrime-Szene"
Deutsche Sicherheitsbehörden haben in einer internationalen Aktion den "bisher größten Schlag" weltweit gegen Cyberkriminelle ausgeführt. Vier Menschen wurden festgenommen und zehn internationale Haftbefehle erlassen.
Internationale Strafverfolgungsbehörden haben bei einem weltweiten Einsatz gegen Cyberkriminalität nach eigenen Angaben mehr als 100 Server und über 1.300 kriminell genutzte Web-Adressen unschädlich gemacht. Das teilten die Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt am Main und das Bundeskriminalamt (BKA) mit. Mehrere der derzeit einflussreichsten Schadsoftware-Familien seien vom Netz genommen worden.
Der Einsatz habe sich vor allem gegen die Gruppierungen hinter den sechs Schadsoftware-Familien "IcedID", "SystemBC", "Bumblebee", "Smokeloader", "Pikabot" und "Trickbot" gerichtet, teilten das Bundeskriminalamt und Europol mit. Diese Programme werden als sogenannte Dropper genutzt, die als Türöffner für das Eindringen in Netzwerke dienen. Ist das gelungen, kann in dem fremden Computersystem Ransomware installiert werden. Mit diesen Programmen werden die Daten der Betroffenen - etwa ein Unternehmen - verschlüsselt. Die Opfer müssen in der Regel ein hohes Lösegeld zahlen, um wieder auf ihre Daten zugreifen zu können.
69 Millionen Euro eines Betreibers wurden den Ermittlern zufolge beschlagnahmt. Zudem wurden 99 Krypto-Wallets mit einem Gesamtwert von über 70 Millionen Euro bei Kryptobörsen gesperrt.
Bei den von deutschen Behörden koordinierten Maßnahmen sind den Angaben zufolge zehn internationale Haftbefehle erlassen und vier Menschen vorläufig festgenommen worden. Gegen insgesamt acht Akteure seien von Deutschland Haftbefehle erlassen worden. Auf dieser Grundlage werde nach sieben Personen gefahndet, die im dringenden Verdacht stünden, "sich als Mitglied an einer kriminellen Vereinigung zum Zwecke der Verbreitung der Schadsoftware 'Trickbot' beteiligt zu haben", teilten die Ermittler weiter mit.
Durchsuchungen in Armenien, den Niederlanden, Portugal und der Ukraine
Bei dem Einsatz am Dienstag und Mittwoch gab es den Angaben zufolge Durchsuchungen in insgesamt 16 Objekten in Armenien, den Niederlanden, Portugal und der Ukraine, bei denen zahlreiche Beweismittel sichergestellt worden seien. Die dabei gefundenen Daten würden derzeit ausgewertet und könnten zu weiteren Ermittlungen führen.
"Mit der bislang größten internationalen Cyber-Polizeioperation ist den Strafverfolgungsbehörden ein bedeutender Schlag gegen die Cybercrime-Szene gelungen", sagte BKA-Vizepräsidentin Martina Link der Mitteilung zufolge. "Der aktuelle Erfolg stützt sich auf Maßnahmen gegen Infrastrukturen, Akteure und ihre Finanzmittel."
An der Aktion waren demnach Strafverfolger aus den Niederlanden, Frankreich, Dänemark, Großbritannien, Österreich sowie den USA beteiligt. Unterstützt wurden sie von der Polizeibehörde Europol und der Agentur der Europäischen Union für justizielle Zusammenarbeit in Strafsachen.
Faeser: Täter auch im Internet nicht sicher
Bundesinnenministerin Nancy Faeser begrüßte die internationale Polizeioperation. Es sei Infrastruktur zerschlagen worden, von der weltweit massive Angriffe mit sogenannter Ransomware ausgingen. "Dem Standort Deutschland entstehen dadurch massive wirtschaftliche Schäden", sagte die SPD-Politikerin. "Dieser große Erfolg im Kampf gegen Internetkriminalität zeigt: Auch im Internet können sich Straftäter nicht sicher fühlen", so Faeser.