Umfrage von Bitkom Internetnutzer klagen über Cyberkriminalität
Laut einer Umfrage des Digitalverbands Bitkom ist die Mehrheit der Internetnutzer in Deutschland 2023 Opfer von Kriminellen im Netz geworden. Oft wird es den Tätern beim Ausspionieren von Passwörtern zu leicht gemacht.
Mehr als zwei Drittel (67 Prozent) der deutschen Internetnutzerinnen und Nutzer haben im vergangenen Jahr schlechte Erfahrungen gesammelt. Das hat eine Umfrage des Digitalverbands Bitkom ergeben.
Am häufigsten berichten die Befragten über Phishing (35 Prozent), also Versuche, persönliche Informationen wie Passwörter über E-Mail, Kurznachrichten oder telefonisch herauszubekommen. 30 Prozent sind beim Online-Einkauf betrogen worden, rund ein Viertel der Befragten gab an, im Internet beleidigt oder verbal angegriffen worden zu sein. Bei einem fünftel der Nutzer wurde der Computer mit Schadprogrammen wie Viren infiziert.
Täter haben es zu leicht
Die gute Nachricht: Das sind etwas weniger Betroffene als im Jahr zuvor. 2022 gaben noch 75 Prozent an, Opfer von Cyberkriminalität geworden zu sein. Den Kriminellen werde es häufig noch zu leicht gemacht, sagt Bitkom-Präsident Ralf Wintergerst.
Mit wenigen Maßnahmen ließe sich der überwiegende Teil der Angriffe abwehren, dabei seien alle Nutzerinnen und Nutzer gefordert. "Dazu gehört zum Beispiel sichere Passwörter oder Passkeys zu wählen, Updates zeitnah einzuspielen und bei ungewöhnlichen Nachrichten von vermeintlichen Familienmitgliedern oder Arbeitskollegen skeptisch zu sein", empfiehlt Wintergest.
Schadenshöhe im Durchschnitt bei 262 Euro
Bei einem Drittel der Betroffenen ist kein finanzieller Schaden entstanden, 14 Prozent wollten dazu keine Angaben machen. Bei den übrigen ist im Durchschnitt ein Schaden von 262 Euro entstanden.
Ein erfolgreicher Angriff von Cyberkriminellen könne im Einzelfall teuer für die Opfer werden. "Aber oft ist es nicht nur der materielle Schaden, der schmerzt, etwa bei persönlichen Angriffen oder Bedrohungen", so Wintergerst.
Nur 14 Prozent haben sich an Polizei gewandt
3 von 10 Betroffenen haben nach einem kriminellen Vorfall nichts unternommen. Rund die Hälfte (54 Prozent) hat das Gespräch mit Familie oder Freunden gesucht oder sich an das Unternehmen gewandt, dessen Plattform für kriminelle Aktivitäten genutzt wurde, also etwa das soziale Netzwerk, der Online-Shop oder die Bank (48 Prozent). Eine Anzeige bei der Polizei haben nur 14 Prozent erstattet, weitere 9 Prozent haben sich an andere Behörden gewendet, etwa das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI).
Die Erfahrungen mit der Polizei waren dabei überwiegend negativ. Nach Angaben der Befragten wurde in keinem Fall ein Täter ermittelt oder verurteilt. Fast die Hälfte würde wegen des Aufwands beim nächsten Mal auf eine Anzeige verzichten. Zugleich sagen immerhin 23 Prozent, die Polizei habe kompetent beraten und unterstützt.
Bitkom-Präsident fordert bessere Ausstattung der Polizei
Die Täter kommen häufig aus dem Ausland, teilweise arbeiten die Länder nicht mit den deutschen Behörden zusammen. „Das erschwert eine Verfolgung und Bestrafung der Täterinnen und Täter. Dennoch sollten Opfer nicht auf eine Anzeige verzichten, denn durch Öffentlichkeit und den Verfolgungsdruck können zumindest weitere Taten verhindert werden“, so Wintergerst. Er fordert, Polizei und Sicherheitsbehörden personell und technisch besser auszustatten, um gegen Kriminelle mit Nachdruck vorgehen zu können.