Videoüberwachung und Zäune Berlin bezahlt Millionen für Sicherheit im Freibad
Erhöhte Zäune, Kameraüberwachung und Ausweiskontrolle: Nach Gewaltvorfällen setzen die Berliner Freibäder in dieser Saison auf ein millionenschweres Sicherheitskonzept. Bei einigen Mitarbeitern bleibt dennoch ein mulmiges Gefühl.
Um 10 Uhr morgens ziehen bereits viele Schwimmerinnen und Schwimmer im Hauptbecken des Berliner Sommerbades Wilmersdorf ihre Runden. Die neue Saison hat begonnen. Draußen sind es 15 Grad, im Wasser sogar schon angenehme 23 Grad.
Wilhelm Hopfgartner zieht sich gerade wieder auf einer Bank neben dem Becken an. Er hat gerade sein Schwimmprogramm absolviert, seit vier Jahren kommt er regelmäßig: "Aber immer nur morgens, also nie, wenn es richtig voll ist". Er möchte dem Stress aus dem Weg gehen, wie er sagt. Und so fühle sich der Besuch jedes Mal "wie ein Kurzurlaub von der Stadt an", meint er.
Urlaubsgefühl und Berliner Freibäder - diese beiden Wörter passen in den vergangenen Jahren für viele Berlinerinnen und Berliner immer weniger zusammen. Zu oft gab es Randale, Schlägereien, überfüllte Bäder und negative Schlagzeilen. Gewaltvorfälle waren teilweise Alltag.
2,5 Millionen Euro für Sicherheitsmaßnahmen
Nur wenige Meter vom Becken entfernt wurde ein weißes Zelt aufgebaut. Die Berliner Bäder-Betriebe (BBB) haben zur Pressekonferenz geladen und wollen die neue Saison einläuten. Neben dem BBB-Vorstandsvorsitzenden, Johannes Kleinsorg, ist auch Berlins Innensenatorin Iris Spranger von der SPD erschienen. Und in ihrer Eröffnungsrede geht es dann auch schnell um das Thema Sicherheit in Berlins Bädern.
Spranger berichtet: "Im letzten Jahr mussten wir dafür sehr massiv eingreifen. Wir haben insgesamt 2,5 Millionen Euro für Sicherheitsmaßnahmen in die Hand genommen." Die gleiche Summe wird es auch in diesem Jahr wieder geben, verspricht die Politikerin.
Das Geld soll unter anderem Sicherheitspersonal finanzieren. Das soll Tumulte von den meist Jugendlichen und jungen Männern so weit wie möglich eindämmen und deeskalieren. Heute stehen nur zwei Sicherheitsmitarbeiter am Eingang des Bades. In der Hauptsaison sollen es durch die bereitgestellte Summe bis zu 20 sein. Denn: "Die Sicherheit in Freibädern muss einfach gewährleistet sein", betont Spranger.
Auslastung der Bäder soll online einsehbar sein
Doch neben der erneuten Millionensumme gibt es auch in diesem Jahr weitere Maßnahmen. Und eine ist neu: Es wird eine Ampel eingeführt, die schon auf der Homepage zeigt, wie ausgelastet ein Bad ist. Bei Rot kommt niemand mehr rein. Dadurch soll besser und transparenter informiert werden. In der Vergangenheit kam es zu Konflikten und Ausschreitungen, weil Bäder plötzlich wegen Überfüllung geschlossen werden mussten und viele plötzlich vor einem Bad mit Einlassstopp standen.
Eines der Hauptziele der Saison ist es, insgesamt eine bessere Kontrolle über die Auslastung der Bäder zu bekommen. Dafür setzen die Bäder-Betriebe nun verstärkt aufs Digitale. Zum ersten Mal können alle Tickets auch online gekauft werden, zehn Prozent günstiger. Die Online-Tickets sind personalisiert und nicht übertragbar.
Videoüberwachung an Eingängen
Das war es aber noch nicht mit den Sicherheitsmaßnahmen. Denn auch in diesem Jahr gibt es wieder die umstrittene Ausweispflicht beim Einlass, die im vergangenen Jahr eingeführt wurde. Sie gilt für alle Gäste ab 14 Jahren, die entweder Personalausweis, Führerschein oder ein anderes Dokument vorzeigen müssen.
Dadurch sollen bei Vergehen effektiver Hausverbote ausgesprochen werden können. Auch die Videoüberwachungen an den Eingängen bestimmter Bäder soll dabei helfen und bleibt bestehen, damit Störer auch im Nachhinein identifiziert werden können. Zudem wurden in mehreren Bädern die Zäune erhöht, um zu verhindern, dass Besucher die Kassen umgehen. Und an besonders heißen Tagen werden auch Polizisten direkt am Eingang des Bades positioniert.
Urlaubsgefühl trotz Maßnahmen
Trotz dieser Maßnahmen soll sich das Berliner Badeerlebnis nicht anfühlen "wie ein Besuch in einem Hochsicherheitsbereich", verspricht Spranger. Denn ein Schwimmbadbesuch biete den Menschen, die in einer Großstadt leben, eine wichtige Möglichkeit, sich zu erholen und ihre Freizeit zu gestalten. Auch das sei ihr wichtig, so die Innensenatorin.
Und auch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter freuen sich trotz der Sicherheitsdiskussionen im Vorfeld auf die neue Saison, versichert der Chef der Berliner Bäder: "Sie gehen mit Herzblut in diese Sommersaison. Wenn auch das ein oder andere mulmige Gefühl noch dabei ist: Wir haben die Schulungen verstärkt, wir haben psychologische Beratung eingeführt, gemeinsame Teamtage mit Polizei und Sicherheitspersonal durchgeführt."