Amoklauf in Heidelberg Die Frage nach dem Warum
Die Ermittler in Heidelberg suchen weiter nach dem Motiv des 18-Jährigen, der auf Studierende geschossen hat. Dazu durchleuchten sie sein Umfeld, werten seine digitalen Geräte aus. Die drei Verletzten konnten die Klinik verlassen.
Nach dem Amoklauf an der Heidelberger Universität sind die drei verletzten Studierenden nach ambulanter Behandlung wieder aus dem Krankenhaus entlassen worden. "Sie befinden sich auf dem Weg der Besserung", teilte die Polizei mit.
Am Montag hatte ein Student in einem Hörsaal mehrfach auf Studierende geschossen. Eine 19- und eine 20-jährige Frau sowie ein 20-jähriger Mann wurden durch die Schüsse leicht verletzt. Eine 23-jährige Studentin starb an den Folgen eines Kopfschusses. Der 18-jährige Angreifer richtete sich nach der Tat vor dem Gebäude im Neuenheimer Feld selbst.
Digitale Geräte werden ausgewertet
Die Ermittler suchen weiter nach dem Motiv des Mannes und durchleuchten das Umfeld des Studenten. Die Polizei wertet zudem digitale Geräte aus, die das Spezialeinsatzkommando (SEK) bei der Durchsuchung seiner Wohnung sichergestellt hat. Baden-Württembergs Innenminister Thomas Strobl sagte, er sei zuversichtlich, dass die Auswertung Hinweise auf die Motivlage geben könnte. Die beiden Leichen werden am Universitätsklinikum Heidelberg rechtsmedizinisch untersucht.
Der Schütze war erst 18 Jahre alt und Deutscher, er lebte in Mannheim, studierte Biologie und war der Polizei bislang nie aufgefallen. Wie die Nachrichtenagentur dpa unter Berufung auf Polizeikreise berichtet, stammte er aus Berlin. Es gebe keinerlei Hinweise auf eine politisch oder religiös motivierte Tat, sagte Strobl.
Tat per WhatsApp angekündigt
Bereits wenige Minuten nach Eingang der Notrufe am Montag meldete sich der Vater des Täters bei der Polizei und teilte den Beamten mit, sein Sohn habe ihm die Tat per WhatsApp angekündigt. Der Student schrieb dabei nach Polizeiangaben, "dass Leute jetzt bestraft werden müssen".
Wann die Nachricht des Sohnes genau beim Vater eintraf, konnte Strobl nicht sagen. Nun sei die Stunde der Ermittler, betonte der Minister. Er sei sich sicher, dass es gelingen werde, rasch Licht ins Dunkel zu bringen. Eine Ermittlungsgruppe mit 32 Beamten hat die Arbeit aufgenommen.
Waffen offenbar im Ausland gekauft
Die Frage, wie der Biologie-Student an die beiden Langwaffen kam, von denen er eine für den Amoklauf nutzte, ist noch unbeantwortet. Der 18-Jährige soll die Gewehre vor wenigen Tagen im Ausland gekauft haben. In seinem Rucksack hatte er noch 100 Schuss Munition.
Der baden-württembergische Landeschef der Deutschen Polizeigewerkschaft, Ralf Kusterer, sagte, bei einem Repetiergewehr und einer Schrotflinte handele es sich um nicht leicht handhabbare Waffen, die meist Jäger nutzten und für andere in Deutschland legal kaum zu erwerben seien.
Trauerfeier am kommenden Montag
Gleichzeitig richtet sich der Blick auf die Opfer, die Angehörigen und diejenigen, die den Anschlag miterleben mussten. 30 Studenten waren im Hörsaal, als die Schüsse fielen. Die Heidelberger Studierendenvertretung erinnert mit einer digitalen Gedenkfeier an die getötete Studentin. In der Heidelberger Peterskirche ist für kommenden Montag eine zentrale Trauerfeier geplant.
"Diese schreckliche Gewalttat hat uns wirklich tief getroffen und erschüttert", sagte Ministerpräsident Winfried Kretschmann. Er und Strobl riefen die Betroffenen auf, psychologische Hilfe in Anspruch zu nehmen. Man sei auf 26 Studentinnen und Studenten und auf zwei Angehörige bereits zugegangen, berichtete Strobl und ergänzte: "Die Universität soll und wird ein angstfreier Raum bleiben für junge Menschen."