Flucht nach Europa Weniger Flüchtlinge kommen übers Mittelmeer
Im November haben weniger Menschen die Flucht über das Mittelmeer gewagt. Laut UN war es das erste Mal, dass die Zahl im Vergleich zu einem Vormonat zurückging. Die EU stockte ihre Finanzhilfen auf, um syrische Flüchtlinge zu unterstützen.
Die Zahl der Flüchtlinge, die versuchen, über das Mittelmeer nach Europa zu gelangen, geht zurück. Im November gelang rund 140.000 Schutzsuchenden die Flucht per Boot, wie das Flüchtlingswerk der Vereinten Nationen (UNHCR) mitteilte. Das seien etwa 80.000 weniger als noch einen Monat zuvor. "Das ist ein großer Rückgang", sagte UNHCR-Sprecher William Spindler.
Vor allem die Wetterbedingungen erschwerten die Überfahrten über das Mittelmeer, sagte Spindler weiter. Aber auch ein härteres Vorgehen gegen Menschenschmuggler zeige seine Auswirkung in den zurückgehenden Zahlen. Doch auch trotz des größeren Risikos durch schlechteres Wetter wagten immer noch sehr viele Menschen die Flucht über den Meerweg. Nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration (IOM) sind seit Januar mehr als 870.000 Flüchtlinge so nach Europa gekommen.
Unter den Flüchtlingen befinden sich immer mehr Kinder und Jugendliche, teilte das Kinderhilfswerk der UN mit. Allein im Oktober sei jeder dritte Asylsuchende, der an der Grenze zwischen Griechenland und Mazedonien erfasst worden sei, minderjährig gewesen. Damit habe sich die Zahl der so jungen Flüchtlinge im Vergleich zum Juni verdoppelt. Zudem nehme der Anteil der Minderjährigen zu, die sich ohne Begleitung durch die Familie oder einen anderen Erwachsenen auf die Flucht begeben.
EU stockt Hilfen auf
Die Europäische Union hat unterdessen weitere finanzielle Unterstützung für die aus dem Bürgerkriegsland Syrien stammenden Flüchtlinge beschlossen, die derzeit in der Türkei, im Libanon sowie in Jordanien und dem Irak leben. Mit insgesamt 350 Millionen Euro aus dem sogenannten Treuhandfonds für die Syrien-Krise sollen die Lebensbedingungen der Migranten verbessert werden.
Mit rund 140 Millionen Euro sollen Bildungsprogramme gefördert werden, die Flüchtlingskindern den Schulbesuch ermöglichen. 130 Millionen Euro sollen weiterhin in Ausbildungs- und Beschäftigungsmaßnahmen für Flüchtlinge fließen. Weiterhin ist geplant, 55 Millionen Euro in Gesundheitsprogramme und medizinische Versorgung sowie 25 Millionen Euro in die Versorgung mit Trinkwasser und zur Verbesserung der hygienischen Umstände zu investieren.
"Ein Zeichen der Solidarität"
Laut EU-Kommission handelt es sich um den bislang größten Einzelbetrag, der aus dem Treuhandfonds bereitgestellt wird. Die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini betonte, dass der Syrien-Krieg als "größte humanitäre Krise seit Jahrzehnten" die EU dazu verpflichte, die sogenannten Empfängerländer zu unterstützen.
In den Empfängerländern kommen die meisten Flüchtlinge an, etwa in der Türkei. Die beschlossenen Finanzhilfen seien ein "Zeichen der Solidarität" an diese Länder, sagte Mogherini weiter.
Erst am Montag hatten die EU und die Türkei bei einem Gipfel in Brüssel verschiedene Vereinbarungen getroffen, um die Zahl der Flüchtlinge, die nach Europa einreisen, zu begrenzen. So will die EU die Türkei etwa mit drei Milliarden Euro unterstützen, zudem könnte im Herbst des kommenden Jahres die Visumspflicht für Türken bei der Einreise in die EU wegfallen. Im Gegenzug will die Türkei ihre Grenzkontrollen verschärfen und härter gegen Schmugglerbanden vorgehen.
Kanada registriert erste Flüchtlinge für Einreise
Auch außerhalb der EU kurbeln Staaten Hilfsmaßnahmen zur Lösung der Flüchtlingskrise weiter an. So hatte Kanadas neuer Regierungschef Justin Trudeau im Wahlkampf zugesagt, 25.000 syrische Flüchtlinge in seinem Land aufnehmen zu wollen. Nun leitete Kanada erste Schritte ein, um dieses Versprechen einzulösen.
Nahe der jordanischen Hauptstadt Amman eröffnete das Land ein Registrierungszentrum für Flüchtlinge. Die ersten Migranten seien bereits registriert worden und bald sollten Charterflüge die ersten Flüchtlinge nach Kanada bringen, teilte die IOM mit. Bis Ende des Monats sollen rund 10.000 Flüchtlinge in das nordamerikanische Land einreisen, die weiteren 15.000 sollen Anfang 2016 folgen.