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Europawahl 2024

Influencer Fidias feiert seinen Erfolg bei der Europawahl in Zypern
Europawahl

Fidias Panayiotou aus Zypern YouTube-Star schafft es ins Europaparlament

Stand: 11.06.2024 11:36 Uhr

In Zypern wurde Fidias Panayiotou ins Europaparlament gewählt. Der 24-Jährige ist Social-Media-Star und erreicht ein Millionenpublikum. Welche politischen Ziele er verfolgt, ist noch unklar.

"Hallo meine Damen und Herren - ich liebe Euch! Sonst nichts", sagte Fidias Panayiotou nach seinem Überraschungserfolg im zyprischen Fernsehen auf die Frage, was er nun sagen wolle.

Fidias - er präsentiert sich immer nur mit seinem Vornamen - kam bei der Europawahl in Zypern auf 19,3 Prozent der Stimmen - das sind nur zwei Punkte weniger als die linke AKEL und etwas mehr als fünf Punkte weniger als der Wahlsieger, die konservative DISY. Der frisch gewählte EU-Parlamentarier ist selbst überrascht über den Erfolg seiner Einzelkandidatur. Vorhersagen waren in seinem Fall schwierig, meint er:

Die Demoskopen konnten mich nicht erfassen, weil diejenigen, die für mich gestimmt haben, einfach das Telefon aufgelegt haben, wenn sie gefragt wurden, was sie wählen würden.
Fidias Panayiotou

Der junge Mann ist weder messbar, noch so recht greifbar. Ein ausgefeiltes politisches Programm hat er nicht. Fidias setzt auf Gefühle. Seine Botschaften klingen so, dass eigentlich jede und jeder sie unterschreiben könnte - wie die zur Bedeutung seines Wahlerfolgs: "Ich möchte, dass es ein Alarmsignal ist. Seit Jahren streiten sich Politiker. Es geht ihnen nur um ihre Parteiinteressen, statt um die Menschen."

Youtube-Star Fidias lässt sich nach der Europwahl von seinen Anhängern feiern

Heroisch: Influencer Fidias weiß sich zu inszenieren - sowohl Online als auch in der Öffentlichkeit.

Mit Risiko ins Rampenlicht

Fidias erreicht Menschen in großer Zahl. Der 24-Jährige ist auf Zypern geboren und aufgewachsen. Seit Jahren ist er ein YouTube-Star. Mehr als zweieinhalb Millionen Menschen haben seinen Kanal abonniert, bei TikTok sind es noch mehr. Er hat Hunderte Videos gedreht, die mehr als 500 Millionen Mal geklickt wurden.

Fidias macht darin unter anderem gefährliche Sportarten - zum Beispiel Freiklettern. 70 Meter hoch sei die Wand, sagt er in einem Video. Er schafft es gerade so nach oben, sein Mitkletterer stürzt ab: Tatsächlich ist der aber nur ein paar Meter tief ins Wasser geplumpst. "Hast Du wirklich geglaubt, dass wir unser Leben riskieren?" fragt Fidias danach.

Behaarlichkeit zahlt sich aus

Seine Fangemeinde ist durch solche Inhalte stetig gewachsen. Mit einigen Clips eckte er aber auch an. Zum Beispiel mit dem Video über das Erschleichen eines Frühstücks in einem Luxushotel oder über Schwarzfahren in Indien.

Fidias' bislang vermutlich erfolgreichstes Video ist mehr als 15 Millionen Mal geklickt worden: Er versucht darin, 100 Prominente zu umarmen. Einer der Prominenten ist Tesla-Gründer Elon Musk. Monatelang harrte der YouTuber vor dem Unternehmenssitz aus, bis es endlich zur Umarmung kam. Seine Beharrlichkeit zahlte sich aus - so wie Musk es selbst einmal gesagt hatte: Beharrlichkeit sei wichtig. Man sollte nicht aufgeben, es sei denn, man werde dazu gezwungen.

Wie beharrlich Fidias nun Politik in Brüssel und Straßburg machen wird, muss sich noch zeigen. Aber auf Zypern habe er schon etwas erreicht, meinen Analysten. Er habe einen Weg aufgezeigt, wie man gegen alteingesessene Parteien stimmen kann, ohne Rechtsextremisten zu stärken.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 11. Juni 2024 um 05:48 Uhr.