Nach Deal mit US-Justiz WikiLeaks-Gründer Assange in Freiheit
Freiheit für Julian Assange: Jahrelang hatten das seine Unterstützer gefordert, nun ist es Realität. Eine Richterin besiegelte die Vereinbarung mit der US-Justiz und beendete den jahrelangen Rechtsstreit.
Ein US-Gericht hat den Deal zwischen WikiLeaks-Gründer Julian Assange und der amerikanischen Justiz im Zusammenhang mit Spionagevorwürfen abgesegnet und seine Freilassung besiegelt. "Mit diesem Urteil scheint es, dass Sie diesen Gerichtssaal als freier Mann verlassen können", sagte Richterin Ramona V. Manglona auf Saipan. In das US-Außengebiet im Pazifik war Assange zuvor mit einem Privatjet gereist. "Ich hoffe, dass ein wenig Frieden wiederhergestellt wird", betonte Manglona.
Es handele sich offenbar um ein verfrühtes Geburtstagsgeschenk für Assange: "Ich habe gehört, dass Sie nächste Woche Geburtstag haben. Ich hoffe, Sie beginnen Ihr neues Leben auf positive Weise." Der Australier wird am 3. Juli 53 Jahre alt.
Assanges Anwältin Jennifer Robinson sprach von einem "historischen Tag". "Ich hoffe, dass die Tatsache, dass es uns heute gelungen ist, Julian Assange trotz aller Widrigkeiten und gegen eine der mächtigsten Regierungen der Welt freizubekommen, allen weltweit inhaftierten Journalisten und Verlegern Hoffnung gibt", sagte die australische Menschenrechtsanwältin.
Dank an die australische Regierung
Robinson dankte vor allem dem australischen Premierminister Anthony Albanese für dessen unermüdlichen Einsatz für Assange. Der Regierungschef habe sich immer wieder auf höchster Ebene für eine Lösung in dem juristischen Tauziehen um den Australier starkgemacht.
Assanges Frau Stella schrieb nach der Gerichtsentscheidung in sozialen Netzwerken: "Julian verlässt das Gericht von Saipan als freier Mann. Ich kann nicht aufhören zu weinen." Die Anwältin hatte den Australier 2022 während seiner Haft geheiratet und hat zwei Kinder mit ihm.
Assange selbst gab keinen Kommentar ab, als er das Gerichtsgebäude verließ. An Bord einer Chartermaschine verließ er Saipan und wird nun in der australischen Hauptstadt Canberra erwartet. Reportern zufolge will er sich dort erstmals öffentlich äußern.
Schuldeingeständnis von Assange
Im Gerichtssaal hatte sich Assange im Rahmen einer Vereinbarung mit der US-Justiz in einem Fall der Verschwörung zur Beschaffung und Weitergabe von Informationen zur nationalen Verteidigung schuldig bekannt. Im Gegenzug für sein Schuldbekenntnis kommt er nach seiner bereits in Großbritannien verbüßten Haft nun auf freien Fuß.
Für Assange endet damit eine jahrelange Odyssee: Nach seiner Flucht fand er sieben Jahre lang Asyl in der ecuadorianischen Botschaft in London, weitere fünf Jahre verbrachte er im britischen Hochsicherheitsgefängnis Belmarsh.
Die amerikanische Justiz wollte Assange lange Zeit den Prozess wegen Spionagevorwürfen machen. Bis zu 175 Jahre Haft hätten ihm in den USA gedroht. Stattdessen handelte er mit der US-Justiz zuletzt jedoch einen Deal aus. Einreisen darf Assange in die USA künftig allerdings nur mit Erlaubnis der dortigen Behörden, wie das Justizministerium in Washington erklärte.
Geheime Dokumente veröffentlicht
Assange hatte 2010 auf WikiLeaks eine Reihe von geheimen US-Dokumenten veröffentlichte. In den rund 700.000 vertraulichen Papieren ging es um militärische und diplomatische Aktivitäten der USA.
Sie enthielten brisante Informationen über die Kriege im Irak und in Afghanistan, unter anderem über die Tötung von Zivilisten und die Misshandlung von Gefangenen durch US-Militärangehörige. Die US-Regierung hat erklärt, Assanges Handlungen seien über die eines Journalisten hinausgegangen. Er habe geheime Regierungsdokumente veröffentlicht und damit Menschenleben gefährdet. Anhänger Assanges sehen in ihm hingegen einen von der US-Verfassung geschützten Journalisten, der Fehlverhalten des US-Militärs im Irak und in Afghanistan enthüllt habe.