Weltwirtschaftsforum beginnt Warum sie alle nach Davos wollen
Die Demonstranten kommen zu Fuß, die Teilnehmer mit dem Auto oder der Bahn, manche Mächtige auch per Helikopter. Aber warum kommen sie eigentlich alle zum Weltwirtschaftsforum nach Davos?
"Nächster Halt, Klosters Dorf - next Stop Klosters Dorf." Wer mit dem Zug zum Weltwirtschaftsforum (WEF) nach Davos reist, bekommt schon in der Bahn eine Idee vom globalen Dorf, das dort ein Mal im Jahr entsteht. Nicht nur die Zug-Ansagen sind international, in den roten Waggons der Rhätischen Bahn sitzen auch Gäste aus aller Welt.
Etwa 3000 Menschen nehmen in diesem Jahr am Weltwirtschaftsforum teil. Darunter sind Dutzende Regierungschefs und Wirtschaftsbosse - sie stehen im Fokus. Aber in Davos reden auch Wissenschaftler und Non-Profit-Organisationen wie Greenpeace mit.
Auch die Medien aus aller Welt werden wieder groß über das Treffen in Davos berichten.
"Nicht nur alte weiße Männer"
Das Forum habe sich in den vergangenen Jahren für die Zivilgesellschaft geöffnet, sagt Claudia Schmucker, die bei der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik über globalen Handel forscht: "Davos selber sagt, dass etwa ein Drittel der Teilnehmer aus der Zivilgesellschaft kommt. Man versucht sich sehr zu diversifizieren, dass man nicht nur alte weiße Männer dort antrifft." Ein Viertel derer, die zum WEF kommen, seien Frauen. "Auch das ist ausbaufähig", sagt Schmucker. Davos müsse mit der Zeit gehen. "Es reicht eben nicht, wenn sich nur Business-Manager und Teile der Regierung treffen."
Politische Platzhirsche, Wissenschaftler und milliardenschwere Firmenbosse - alle an einem Tisch. Das ist die Vision von Klaus Schwab, 81 Jahre alt. Er hat das Machtzentrum erschaffen. 1971 war das. Seitdem ist das Treffen immer größer geworden.
Arafat, Mandela, Merkel, Trump...
Der Veranstaltungsort ist Teil des Erfolgs. Warum, erklärte WEF-Gründer Klaus Schwab beim Swiss Economic Forum im vergangenen Sommer so: "Als ich das Forum gegründet habe, war die Schweiz ein idealer Standort. Wir hatten den Kalten Krieg, und wir brauchten eine neutrale, unabhängige Plattform." Von Arafat und Mandela bis Merkel und Trump: Wenn Klaus Schwab ruft, folgen ihm die Wichtigen und Mächtigen dieser Welt - meistens jedenfalls.
Was haben sie von der Teilnahme am Weltwirtschaftsforum? Eine Gelegenheit, die sich sonst kaum bietet, sagt Schmucker von der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik. "Es ist nicht auf Einladung des US-Präsidenten oder des chinesischen Präsidenten. Sondern man trifft sich auf neutralem Raum - und kann deswegen sehr viel informeller über alle Probleme sprechen. Die Agenda ist wichtig. Aber tendenziell sind diese informellen Gespräche, die dort stattfinden, noch wichtiger."
Immer wichtiger in Zeiten von "Alleingängen"
Was für die Entscheider attraktiv wirkt, sorgt bei vielen Kritikern für Skepsis: Denn das Weltwirtschaftsforum gilt als elitär und undemokratisch - auch, weil bei dem Treffen selten greifbare, konkrete Ergebnisse und Beschlüsse entstehen. Der Nutzen des WEF liege jedoch in erster Linie darin, überhaupt Gleichgesinnte an einen Tisch zu bekommen, so Schmucker. Das gelte heute mehr denn je. Die Welt befinde sich "in einer Krise des Multilateralismus", sehr viele Staaten setzten immer stärker auf "Alleingang", so Schmucker. "Je mehr Treffen es in einem informellen Rahmen gibt, wo man sich austauschen kann, desto besser. Und deswegen ist auch Davos sinnvoll."
Davos - ein Ort, an dem diejenigen miteinander sprechen, die sich sonst kaum begegnen würden. Eine Garantie, dass das die Welt besser macht, ist das nicht - aber zumindest eine Möglichkeit.