Korruptionsvorwürfe Vietnams Präsident zurückgetreten
Eigentlich gilt das kommunistische Vietnam als stabil - doch zum zweiten Mal binnen weniger Jahre musste ein Präsident wegen Korruptionsvorwürfen zurücktreten. Dabei hatte Vo Van Thuong als Hoffnungsträger gegolten.
Der vietnamesische Staatspräsident Vo Van Thuong ist wegen Korruptionsvorwürfen zurückgetreten. Dies wurde nach einer Sondersitzung des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei Vietnams (KPV) mitgeteilt. Damit bekommt das Land schon zum dritten Mal innerhalb von nur drei Jahren ein neues Staatsoberhaupt - eine ungewohnte Situation in dem Einparteienstaat, der sonst für seine politische Stabilität bekannt ist.
Laut KPV verliert Thuong nicht nur sein Präsidentenamt, sondern auch seine Position im Politbüro, dem mächtigsten Parteigremium.
Der vietnamesische Präsident hat keine großen politischen Vollmachten. Das Amt gilt als das drittwichtigste in der politischen Hierarchie des Landes.
Berichten zufolge soll ein Korruptionsskandal aus der Zeit von 2011 bis 2014 Hintergrund der Entscheidung sein. Damals war Thuong Parteisekretär der zentralvietnamesischen Provinz Quang Ngai. Details wurden nicht bekannt. Die Partei teilte aber mit:
Die Verstöße und Fehler von Vo Van Thuong haben zu einer schlechten öffentlichen Meinung geführt und den Ruf der Partei, des Staates und seiner Person geschädigt.
Schon seit Wochen Rücktrittsgerüchte
Gerüchte über Thuongs bevorstehenden Rücktritt gab es schon seit Wochen. Vor wenigen Tagen wurde zudem ein vom 19. bis 22. März geplanter Staatsbesuch des niederländischen Königspaares Willem-Alexander und Máxima wegen "innerstaatlicher Umstände" verschoben, wie es in einer offiziellen Mitteilung aus Den Haag hieß.
Der Politiker hatte das Präsidentenamt erst im März 2023 übernommen, nachdem sein Vorgänger Nguyen Xuan Phuc nach erst knapp zwei Jahren im Amt ebenfalls wegen der Verwicklung in einen Korruptionsskandal abgesetzt worden war.
Bislang jüngster Präsident
Bei seinem Amtsantritt war der 53-jährige Thuong der jüngste Präsident des Landes seit der Wiedervereinigung Vietnams im Jahr 1975. Er galt auch als möglicher künftiger Anwärter auf das Amt des KPV-Generalsekretärs, das als mächtigster Posten im Land gilt.
Vietnam zählt mit fast 100 Millionen Einwohnern zu den am rasantesten wachsenden Volkswirtschaften der Welt. Für Deutschland ist das Land ein wichtiger Handelspartner in Südostasien. Erst im Januar hatte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier das Land auf Einladung Thuongs gemeinsam mit einer Wirtschaftsdelegation besucht.