EPH-Chef Kretinsky Auf der Jagd nach Kohle
Intelligent, dezent und auf Kohle aus. So wird EPH-Chef Daniel Kretinsky in seiner Heimat Tschechien beschrieben. Nun will der Milliardär auch mit deutscher Braunkohle Geld verdienen.
Von Stefan Heinlein, ARD-Studio Prag
Erst Ende 2009 wurde die Energie- und Industrieholding EPH aus der Taufe gehoben. Was folgte, war ein kometenhafter Aufstieg zu einem der führenden Energieversorger in Ost- und Mitteleuropa.
Eine meist kreditfinanzierte Expansionsstrategie, die Haupteigentümer Daniel Kretinsky in einem seiner seltenen Interviews bereits vor Jahren beschrieb: "Wir haben großen Hunger auf Investitionen. Im Blick haben wir vor allem die Braunkohle. Aus wirtschaftlichen Gründen ist besonders Deutschland interessant."
Gesellschafterstruktur liegt im Trüben
Mit dem Kauf der Mitteldeutschen Braunkohlegesellschaft MIBRAG wurde 2012 der Investitionshunger in Deutschland gestillt. Zuvor hatte Kretinsky bereits viel Geld für Kraftwerke traditioneller Energieversorger in den Nachbarländern Polen, Ungarn und der Slowakei in die Hand genommen.
Die genaue Gesellschafterstruktur von EPH liegt weitgehend im Trüben. Doch der heute 40-jährige Jurist steht in Tschechien bislang nicht im Verdacht dunkler Machenschaften, so Petr Lukac von der Wirtschaftszeitung "Hospodarske Noviny": "Kretinsky ist kein Showman mit weißen Mokassins und schwarzer Lederjacke. Er ist sehr gebildet, hochintelligent und äußerst dezent." Auf der einen Seite sei er ein hervorragender Stratege, auf der anderen aber auch ein Spekulant. "Er kann beide Rollen spielen", so Lukac.
"Deutschland betreibt eine dumme Energiepolitik"
Nur auf der Tribüne seines Fußballklubs Sparta Prag sieht man Kretinsky in der Öffentlichkeit. Eine Zurückhaltung, die er mit seinem Mitinvestor Petr Kellner teilt. Der mit Abstand reichste Mann Tschechiens mit einem geschätzten Privatvermögen von rund acht Milliarden Euro gehörte 2009 zu den Mitbegründern von EPH.
Nach seinem Ausstieg vor einigen Jahren beteiligt er sich jetzt über seine Investmentfirma PPF am Kauf der ostdeutschen Vattenfall-Braunkohle. Das Kalkül der beiden Selfmade-Milliardäre ist simpel, so Wirtschaftsredakteur Lukac: "Tschechische Geschäftsleute sind der festen Überzeugung, Deutschland betreibt eine recht dumme Energiepolitik, weil sie ihre heimischen Energiequellen liquidieren." Dadurch hätten die Tschechen eine wunderbare Gelegenheit, diese sehr günstig zu kaufen.
"Braunkohle ist billig und sicher"
Billig einkaufen und Gewinne maximieren. Diese kühle Strategie der beiden tschechischen Investoren wird auch diesmal Erfolg haben, ist EPH-Sprecher Daniel Castvaj überzeugt. Braunkohle habe als Brückentechnologie auch weiter eine Zukunft. Die Energiewende werde länger auf sich warten lassen als von deutscher Seite kalkuliert: "Natürlich respektieren wir die politische Entscheidung der Bundesregierung", sagt Castvaj: "Wir sind aber der Meinung, nach Abschaltung der Atomkraftwerke braucht Deutschland eine heimische Energiereserve. Braunkohle ist billig und sicher. Sie kann also noch für einige Zeit eine sehr positive Rolle spielen."
Die Übernahme durch EPH sei deshalb eine gute Nachricht für das ostdeutsche Revier. Man habe schließlich kein Interesse daran, Geld durch die Schließung der Kraftwerke zu verbrennen. Das Ziel sei der Erhalt aller 8000 Arbeitsplätze. Schon in dieser Woche werde es Gespräche mit den Gewerkschaften geben.