US-Wahl 2024
US-Präsidentenwahl Walz wird Vizekandidat von Harris
Die US-Demokratin Harris hat den Gouverneur von Minnesota, Walz, als ihren Vizekandidaten für die Präsidentenwahl auserkoren. Der 60-Jährige erklärte, die Ernennung sei die Ehre seines Lebens.
Die US-Präsidentschaftskandidatin Kamala Harris zieht mit dem Gouverneur von Minnesota, Tim Walz, als ihrem Vize in den Wahlkampf gegen Ex-Präsident Donald Trump. Das teilte die Demokratin auf der Plattform X und auf Instagram mit. Zuvor hatten bereits mehrere US-Medien unter Berufung auf nicht namentlich genannte Quellen über die Entscheidung berichtet.
"Was mich an Tim beeindruckt, ist seine tief sitzende Überzeugung, für Familien der Mittelschicht zu kämpfen", schrieb Harris auf Instagram. Sie ging tiefer auf Walz' familiären Hintergrund ein und pries dessen politische Erfolge an. "Wir werden ein großartiges Team sein", so Harris. "Wir werden diese Wahl gewinnen." Auf X fügte sie hinzu: "Lasst uns jetzt mit der Arbeit loslegen."
"Ich bin voll dabei"
Mit Walz will Harris offenbar auf eine Stärkung der Demokraten im Mittleren Westen setzen. Der 60-Jährige erklärte kurz nach der Bekanntgabe, dass die Ernennung die Ehre seines Lebens sei: "Ich bin voll dabei. Vizepräsidentin Harris zeigt uns, was politisch alles möglich ist. Also, lasst es uns anpacken, Leute!"
Walz gilt als Politiker, der mit seiner einfachen Sprache Zugang auch zu Wählern ohne akademische Bildung findet. Der frühere Nationalgardist, Lehrer und Football-Trainer vertritt liberale Positionen zu Abtreibung und Cannabis. Zudem befürwortet er eine schärfere Überprüfung von Waffenkäufern.
Duo könnte in Swing States punkten
Der Mittelweststaat Minnesota zählt zwar nicht zum engeren Kreis der wahlentscheidenden Bundesstaaten, doch könnte Walz der schwarzen Präsidentschaftskandidatin helfen, in Swing States der Region wie Wisconsin und Michigan ein breiteres Spektrum an Wählerschichten zu erreichen und so diese Staaten zu gewinnen.
Walz erregte zuletzt Aufsehen, weil er den rechtspopulistischen, republikanischen Präsidentschaftskandidaten Trump und dessen Vizekandidaten J.D. Vance als "weird" ("merkwürdig", "schräg") bezeichnete. Er gilt als Erfinder dieses Etiketts, das landesweit Verbreitung fand und das auch Harris seither häufig für ihren Rivalen anwendet.
Trumps Team spricht von "linksliberalem Extremisten"
Trumps Wahlkampfteam attackierte Walz umgehend. "Wenn Walz den Wählern nicht die Wahrheit sagt, werden wir es tun: Genau wie Kamala Harris ist Tim Walz ein gefährlicher linksliberaler Extremist", erklärte Trumps Wahlkampfsprecherin Karoline Leavitt.
Der "Traum" von Harris und Walz sei es, die USA in ein Ebenbild Kaliforniens zu verwandeln - "der Albtraum eines jeden Amerikaners", so Leavitt.
Vance: "Auf den Hamas-Flügel ihrer eigenen Partei gehört"
Auch Vance attackierte Harris scharf. Dass sie sich für Walz entschieden habe, "zeigt, wie radikal Kamala Harris" sei, sagte Vance im Gespräch mit Journalisten während einer Flugreise nach Philadelphia, wo er später einen Wahlkampfauftritt absolvierte. Er warf ihr unter anderem vor, damit "auf den Hamas-Flügel ihrer eigenen Partei gehört" zu haben.
Vance bezog sich darauf, dass Walz besonders vom linken Flügel der Demokraten unterstützt wird. Dieser steht für einen Israel-kritischeren Kurs als die Mitte der Partei und stellte die Nahost-Politik von Präsident Joe Biden und Vizepräsidentin Harris zuletzt immer wieder infrage.
Erster gemeinsamer Auftritt in Philadelphia
Harris will bereits heute bei einem Auftritt in Philadelphia in Pennsylvania mit ihrem "Running Mate" Walz in den Wahlkampf ziehen. Danach steht eine gemeinsame mehrtägige Tour durch die besonders umkämpften Bundesstaaten an. Am Mittwoch soll es nach Wisconsin und Michigan gehen, Arizona steht am Freitag und Nevada am Samstag auf dem Programm. Geplant sind zudem Auftritte in North Carolina am Donnerstag und Georgia am Freitag, die wegen des Tropensturms "Debby" aber verschoben wurden.
In diesen sogenannten Swing States steht nicht schon vorab fest, ob aus Tradition der Kandidat der Republikaner oder der Demokraten siegen wird. Deshalb sind diese Bundesstaaten wahlentscheidend.
Harris erfreut sich mehreren Umfragen zufolge steigender Zustimmungsraten. In einer landesweiten Umfrage des Instituts Morning Consult lag sie nun mit 48 Prozent vier Punkte vor Trump.
Obamas Lob
US-Präsident Joe Biden lobte die Entscheidung für Walz. Gemeinsam mit seiner Stellvertreterin Harris als Präsidentschaftskandidatin werde Walz "eine mächtige Stimme für Arbeiter" und die Mittelschicht sein, teilte Biden mit. "Sie werden die stärksten Verteidiger unserer persönlichen Freiheiten und unserer Demokratie sein. Und sie werden sicherstellen, dass Amerika weiterhin die Welt anführen und seine Rolle als unverzichtbare Nation spielen wird."
Der ehemalige US-Präsident Barack Obama sprach von einem "idealen Partner" für Harris. Walz habe "nicht nur die Erfahrung, um Vizepräsident zu werden", sondern "auch die Werte und die Integrität, um uns stolz zu machen", ließ Obama über sein Büro mitteilen.