US-Wahl 2024
Finale Wahlkampfauftritte Ruppige Töne bei Trump, Staraufgebot bei Harris
Es war die letzte Gelegenheit für Kamala Harris und Donald Trump, um noch mal für sich zu werben: Beim Wahlkampfabschluss tat der eine das mit ruppigen Tönen, die andere mit viel prominenter Unterstützung.
Es waren die letzten großen Auftritte für Donald Trump und Kamala Harris im Wahlkampf um den Einzug ins Weiße Haus. Während der Republikaner nochmals scharfe Töne gegen seine demokratische Kontrahentin anschlug, nutzte Harris den Endspurt, um eindringlich zur Stimmenabgabe aufzurufen.
Beide Kandidaten verlegten ihren Wahlkampfabschluss in einen der umkämpften Swing States. Harris trat in einer Show mit viel prominenter Unterstützung in Philadelphia im Bundesstaat Pennsylvania auf, Trump sprach in Grand Rapids im Bundesstaat Michigan zu seinen Anhängerinnen und Anhängern. Begleitet wurde er von seinen Söhnen Eric und Don Jr., seiner Tochter Tiffany sowie seiner Schwiegertochter Lara Trump und Schwiegersohn Michael Boulos.
In seiner Rede verunglimpfte der Republikaner Harris als "linksradikale Verrückte" und als "Person mit sehr niedrigem IQ". Bis vor kurzem habe niemand gewusst, wer die amtierende US-Vizepräsidentin überhaupt sei. Mit ihrer Nominierung hätten die Demokraten lediglich "politisch korrekt" sein wollen.
Trump drängt auf schnelle Bekanntgabe von Wahlergebnis
Trump zeigte sich überzeugt, aus der Wahl als der nächste Präsident der USA hervorzugehen. "Mit Ihrer Stimme können wir jedes einzelne Problem unseres Landes lösen und Amerika - ja, die Welt - zu neuem Ruhm führen", rief er der Menge bei seinem finalen Auftritt zu.
Und dann drängte er auf eine zügige Bekanntgabe des Wahlergebnisses. "Wir wollen die Antwort heute Nacht", sagte der 78-Jährige. Dabei gilt es als unwahrscheinlich, dass das Ergebnis der Wahl innerhalb weniger Stunden nach Schließung der Wahllokale feststehen wird. Besonders die Briefwahlstimmen verzögern den Auszählungsprozess in einigen Bundesstaaten.
Nach der Präsidentschaftswahl 2020 hatte sich Trump noch in der Wahlnacht zum Sieger erklärt und den Stopp der Stimmenauszählung gefordert, als er vorübergehend vor seinem damaligen Herausforderer Joe Biden lag. Seine Wahlniederlage erkennt er bis heute nicht an. Auch im aktuellen Wahlkampf hatte Trump mehrfach betont, eine Wahlniederlage wäre nur auf Betrug und Manipulation zurückzuführen.
Prominenter Rückenwind für Harris
Harris hingegen hielt sich bei ihrem Auftritt vor den Stufen des Philadelphia Museum of Art, der Kulisse aus dem Kultfilm "Rocky", mit direkten Angriffen auf Trump zurück. In ihrer rund 30-minütigen Rede nannte sie nicht einmal den Namen ihres Kontrahenten.
Stattdessen wiederholte sie ihr Wahlkampfversprechen, bei einem Einzug ins Weiße Haus eine Präsidentin für alle Amerikanerinnen und Amerikaner sein zu wollen. Eindringlich rief sie US-Bürgerinnen und Bürger dazu auf, wählen zu gehen. "Das Rennen ist noch nicht vorbei", betonte sie und nun zähle "jede einzelne Stimme".
Der letzte Wahlkampfauftritt der amtierenden Vizepräsidentin wurde als große Show inszeniert, mit der Unterstützung mehrerer prominenter Stimmen. TV-Ikone Oprah Winfrey appellierte an alle Wählerinnen und Wähler für "Heilung statt Hass" zu stimmen.
Auch die Sänger Ricky Martin und Jon Bon Jovi traten bei Harris' Wahlkampfabschluss auf. "Geht zur Wahl, lasst uns Kamala Harris und Tim Walz wählen, Amerika zählt auf Euch", wandte sich Bon Jovi an die Menge.
Die Musikerin Lady Gaga sang mit Klavierbegleitung den Song "God Bless America" und richtete ihren Appell vorrangig an die Frauen, die ihre Stimme noch abgeben können. Lange hätten Frauen keine Stimme gehabt, aber Kinder großgezogen, Familien zusammengehalten und Männer bei ihren Entscheidungen unterstützt. Jetzt seien sie an der Entscheidung beteiligt, wie es mit dem Land weitergehe.
Sicherheitsvorkehrungen landesweit erhöht
Insgesamt sind etwa 244 Millionen Amerikanerinnen und Amerikaner wahlberechtigt. Fast 80 Millionen, also etwa ein Drittel der Wahlberechtigten, haben ihre Stimme schon vorab abgegeben. Der Ausgang der Wahl ist völlig offen. Umfragen sehen ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Trump und Harris voraus.
Landesweit wurden in zahlreichen Wahllokalen vorsichtshalber der Sicherheitsvorkehrungen verschärft. In einigen Lokalen wurden Panikknöpfe für Wahlhelferinnen und Wahlhelfer angebracht. Mancherorts sollen Scharfschützen und Drohnen die Wahllokale überwachen, um zu verhindern, dass es rund um die Abstimmung zu Gewalt kommt.
Auch in der Hauptstadt Washington wurden die Sicherheitsmaßnahmen sichtbar erhöht. Rund um das Kapitol und das Weiße Haus wurden Absperrungen errichtet. Einige Geschäfte hätten ihre Schaufenster verrammelt, wie die Nachrichtenagentur dpa berichtet.
Die Bundespolizei FBI hat rund um die Wahl eine Art Kommandozentrum eingerichtet. In Washington D.C. und einigen Bundesstaaten wurde die Nationalgarde aktiviert, um Polizei und Feuerwehr am Tag der Wahl und danach bei Bedarf unterstützen zu können. Das Pentagon betonte, dass dies bei Großereignissen wie der Präsidentschaftswahl und der Vereidigung des Präsidenten üblich sei.
Erstes Unentschieden zwischen Trump und Harris
In einem kleinen Ort im Bundesstaat New Hampshire ist die Wahl aber schon vorbei und das Ergebnis steht bereits fest. In Dixville Notch wurde ein Unentschieden zwischen Harris und Trump verkündet, handschriftlich auf einer Tafel. Die Wahlbeteiligung lag in dem Dorf bei 100 Prozent. Allerdings gibt es in dem Skiort nahe der Grenze zu Kanada auch nur sechs registrierte Wähler. Bei der Wahl 2020 hatte hier US-Präsident Joe Biden ohne Gegenstimme gegen Trump gewonnen.
Das Wahllokal in Dixville Notch öffnet seit 1960 am Wahltag bereits um Mitternacht. Dass so früh abgestimmt werden darf, ist einem Gesetz in New Hampshire zu verdanken. Es erlaubt Gemeinden mit weniger als 100 Einwohnern, sowohl bei den Vorwahlen als auch später bei der Präsidentenwahl schon um Mitternacht ihr Wahllokal zu öffnen. Historischer Hintergrund: Damit sollte Eisenbahnarbeitern ermöglicht werden, sich nach der Stimmabgabe schlafen zu legen und dann pünktlich zur Arbeit anzutreten.