US-Wahl 2024
TV-Duell von Harris und Trump Kräftemessen vor Millionen
Heute begegnen sich die Präsidentschaftskandidaten Donald Trump und Kamala Harris zum ersten Mal persönlich. Ihr TV-Duell wird mit Hochspannung erwartet. Für beide steht viel auf dem Spiel.
Frau gegen Mann, schwarz gegen weiß, jung gegen alt. Die beiden Kandidaten könnten nicht unterschiedlicher sein - auch nicht in der Vorbereitung aufs TV-Duell. Kamala Harris bereitet sich seit fünf Tagen in Pittsburgh mit einem Debatten-Coach akribisch auf ihren Auftritt vor. Ihr Kontrahent, Donald Trump, sagte in einem Radiointerview, dass er nicht viel dafür tun werde. Sein ganzes Leben habe er sich auf diese Debatte vorbereitet, so Trump. Entweder man habe seine Themen drauf oder nicht.
Tatsächlich hat der Ex-Präsident mehr Debatten-Erfahrung als Harris. Für ihn ist es bereits der dritte Wahlkampf und die siebte TV-Debatte. Der 78-Jährige liebt die große Bühne und ist Profi darin, Fragen einfach zu ignorieren und stattdessen seinen Gegner zu beschimpfen - wie zuletzt im TV-Duell gegen Joe Biden Ende Juni. Da fragte die Moderatorin, ob Trump Putins Bedingungen bei einem Ende des Ukraine-Kriegs zustimmen würde? Trump antwortete, dass die Soldaten ihren Oberbefehlshaber - sprich Präsident Biden - nicht ausstehen können.
Harris kann argumentieren
Für Kamala Harris ist es dagegen die erste TV-Debatte als Präsidentschaftskandidatin. Furcht vor einem Kräftemessen scheint sie dennoch nicht zu haben. "Donald, wenn du was zu sagen hast, sag's mir ins Gesicht", sagte sie zuletzt und reagierte damit auf Trumps Beschimpfungen. Argumentieren hat die frühere Staatsanwältin im Gerichtssaal gelernt. Und verbal durchsetzen kann sie sich auch, das hat sie bereits in der Vizepräsidenten-Debatte 2020 gegen Mike Pence bewiesen. Damals duldete sie keine Unterbrechung, sondern sagte: "Jetzt rede ich."
Da Harris und Trump in den Umfragen quasi gleichauf liegen, werden sich beide darum bemühen, die noch unentschlossenen Wähler für sich zu gewinnen. Harris' inhaltlicher Fokus liegt vermutlich auf der Entlastung der Mittelschicht und dem Abtreibungsrecht, während Trump sich mit Sicherheit vor allem seinen Lieblingsthemen Inflation und illegale Einwanderung widmen wird.
Trump könnte einen erfolgreichen Abend haben
Politische Inhalte spielten häufig nur eine sekundäre Rolle, so der republikanische Debatten-Coach Brett O’Donnell bei CNN. Am Ende zähle, wie sympathisch, souverän oder durchsetzungsstark der Kandidat rüberkomme. "Ich denke, Kamala Harris will, dass es vor allem um Persönlichkeit geht. Ich schätze, sie wird ziemlich aggressiv sein. Wenn Trump es vermeiden kann, darauf einzusteigen und sich stattdessen auf politische Inhalte konzentriert, kann er einen erfolgreichen Abend haben", sagt O’Donnell.
Wie schon im letzten TV-Duell gelten auch diesmal strenge Regeln, um chaotisches Durcheinanderschreien zu verhindern. Die Mikrofone sind stummgeschaltet, wenn die Redner nicht an der Reihe sind. Nur Stift und leerer Notizblock sind erlaubt. Und: es gibt kein Studiopublikum.
"Sie wird es ihm geben"
Die Kolumnistin der Washington Post, Jennifer Rubin, traut Harris einiges zu. Sie habe den Intellekt und die Schärfe, Trumps Lügen auffliegen zu lassen. "Sie wird es ihm geben. Sie muss sich nur Zeit nehmen, ihn zu ärgern, ihn niederzumachen und auf sein unzusammenhängendes Gefasel hinzuweisen. Ich glaube nicht, dass sie auf seine Beleidigungen eingehen wird", so Rubin.
Unterm Strich: Ein souveräner Auftritt bei dieser Fernsehdebatte ist für beide Kandidaten unglaublich wichtig. Das heißt jedoch noch lange nicht, dass der Gewinner dieses Duells den Wahlsieg in der Tasche hat.