Streit um chinesische Minderheit Ankara prangert Umgang mit Uiguren an
Der vermeintliche Tod eines uigurischen Musikers in einer Haftanstalt in Xinjiang sorgt für Spannungen zwischen Peking und der Türkei. Ankara greift nun generell China wegen seines Umgangs mit der uigurischen Minderheit an.
Von Steffen Wurzel, ARD-Studio Shanghai
Der Musiker Abdurehim Heyit aus der muslimisch geprägten chinesischen Region Xinjiang steht seit Tagen im Zentrum eines diplomatischen Streits zwischen China und der Türkei. Im Jahr 2017 wurde der auch in der der Türkei populäre Musiker von der chinesischen Polizei verhaftet. Seitdem ist er verschwunden. Nach Berichten pro-uigurischer Menschenrechtsaktivisten ist Heyit vor wenigen Tagen in chinesischer Haft gestorben.
Diese Berichte hat die Türkei nun zum Anlass genommen, um kräftig gegen die chinesischen Staats- und Parteiführung auszuteilen. Chinas Umgang mit der uigurischen Minderheit sei "eine Schande für die Welt", erklärte das Außenministerium in Ankara. Es bezog sich auf die rund eine Million Menschen, die Chinas Behörden in der Region Xinjiang ohne Anklage in Lagern festhalten.
Ankara ruft Staatengemeinschaft zum Handeln auf
Nach Angaben der chinesischen Staats- und Parteiführung handelt es sich um berufliche Fortbildungszentren. Die türkische Regierung hingegen spricht von Konzentrationslagern. Dort würden Menschen willkürlich festgehalten, sie seien Folter sowie politischer Gehirnwäsche ausgesetzt. Die Türkei rief die Vereinten Nationen und die internationale Staatengemeinschaft zum Handeln auf.
China weist die Vorwürfe zurück
Chinas Staatsführung wies die türkischen Vorwürfe zurück. Diese seien nicht zu akzeptieren, hieß es auf der Webseite der chinesischen Botschaft in Ankara. Eine Regierungssprecherin betonte in Peking, die Türkei habe einen schweren Fehler gemacht, in dem sie behaupte, der uigurische Musiker Heyit sei tot. Das stimme nicht. Um das zu beweisen veröffentliche die chinesische Staatspresse ein Video.
Lebt Heyit doch?
Die Aufnahme zeigt den Musiker vor einer grauen Wand sitzend. Dem Anschein nach wurde das Video gestern aufgenommen, zumindest sagt das Abdurehim Heyit in der Aufnahme. Wo er sich befindet und ob er zu dem Auftritt gezwungen wurde, bleibt unklar. Der Mitte-50-Jährige erklärt in dem Video, es laufe ein Strafverfahren gegen ihn. Er sei jedoch gesund und er werde auch nicht misshandelt.
Die chinesische Staatspresse veröffentlichte ein Video, das beweisen soll, dass Adim Abdrrehim Heyit am Leben ist. Die Echtheit des Videos ist umstritten.
Das Video sieht echt aus, die Aussagen des uigurischen Musikers aber wirken gestellt. Menschenrechtsaktivisten erklärten bereits, der kurze Videoclip beweise gar nichts. Es könne sich auch um eine Fälschung handeln.
Arabische Staaten halten still
Die Türkei ist eines der wenigen muslimischen Länder, das die chinesische Staatsführung offen wegen der Menschenrechtsverletzungen in Xinjiang kritisiert. Die arabischen Staaten, der Iran und muslimische Länder in Afrika halten bisher weitgehend still. Beobachter führen das auf die engen Wirtschaftsbeziehungen mit China zurück.
China aktualisiert Reisehinweise für die Türkei
Das chinesische Außenministerium aktualisierte inzwischen seine Reisehinweise für die Türkei. Es rief chinesische Touristen zu erhöhter Wachsamkeit auf. Hintergrund sei eine "Analyse der aktuellen Situation".